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Vorwort

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Der sich zum 100. Mal jährende Ausbruch des Ersten Weltkriegs war Anlass für die Tagung «An der Front und hinter der Front: Der Erste Weltkrieg und seine militärischen und gesellschaftlichen Gefechtsfelder» vom 28. Februar und 1. März 2014 an der ETH Zürich. 19 renommierte Historiker und Historikerinnen aus der Schweiz und dem Ausland beleuchteten militär-, sozial-, wirtschafts- und kulturgeschichtliche Aspekte des Ersten Weltkriegs und präsentierten die Resultate ihrer teilweise langjährigen Forschungen. Mit der Publikation des Tagungsbandes findet die in jedem Bereich gelungene und im Erinnerungsjahr in der Schweiz bedeutendste international ausgerichtete Fachtagung zum Ersten Weltkrieg nun ihren Abschluss.

Vor und während der Tagung beherrschte der damals eben offen ausgebrochene Konflikt in der Ukraine die Tagesaktualität. Ein Jahr später – im Frühjahr 2015 – ist dieser Konflikt in gewisser Weise trauriger Alltag geworden. Die durch die internationale Staatengemeinschaft angestrebte Begrenzung und Eindämmung des Kriegs in der Ostukraine gelingt nicht richtig, von einer Beilegung des Konfliktes kann derzeit keine Rede sein. Rückblickend ist es besonders interessant, sich die enge Verknüpfung der historischen Debatte um den Kriegsausbruch von 1914 mit der sicherheitspolitischen Diskussion des Frühjahres 2014 zu vergegenwärtigen. So riefen vor einem Jahr plötzlich Historiker wie Herfried Münkler oder Thomas Maissen den Lesern grosser schweizerischer Tageszeitungen vor der historischen Erfahrung des Ersten Weltkriegs in Erinnerung, dass auch lange Friedensperioden irgendwann einmal enden und selbst in einer gesellschaftlich und wirtschaftlich komplex miteinander verflochtenen Staatenwelt sich plötzlich bedrohliche Konfrontationslagen entwickeln und verschärfen können. Es waren auf einmal Historiker, nicht so sehr Konfliktforscher oder Politikwissenschaftler, die auf der Basis ihrer geschichtswissenschaftlichen Expertise Antworten zu tagesaktuellen Fragen und Problemlagen geben sollten. Und sie vermochten die sich verändernden und teilweise überschlagenden Ereignisse einzuordnen, weil sie als Historiker wussten und wissen, dass es früher auch einmal anders war.

Geschichte handelt von Veränderungen. Von den Folgen von Veränderungen, von Menschen, die sich verändern, und solchen, die sich gegen Veränderungen wehren. Auf dieser Basis lassen sich heutige Entwicklungen besser deuten, es geht letztlich um Bewusstwerdung. Vor diesem Hintergrund ist es zu verstehen, dass an der Militärakademie der ETH Zürich die Militärgeschichte die traditionellste Disziplin ist. Es ging nie darum, alte Schlachten nachzustellen, um für morgige Schlachten besser aufgestellt zu sein. Vor dem Hintergrund der modernen Schweizergeschichte wäre dies auch etwas kurios. Es ging und geht darum, Vergangenheit zu verstehen, um Gegenwart besser zu begreifen; eben um Bewusstwerdung. Und da die schweizerische Militärakademie eine Forschungseinrichtung an der ETH Zürich ist, geschieht militärhistorische und militärwissenschaftliche Forschung auch einfach um ihrer selbst willen. Vor diesem Gesamthintergrund war die Tagung «An der Front und hinter der Front» zu verstehen.

Es freut mich rückblickend ausserordentlich, dass die beispiellose Kräftebündelung zwischen der Schweizerischen Vereinigung für Militärgeschichte und Militärwissenschaften (SVMM) und der Militärakademie an der ETH Zürich zustande kam und die Tagung vom 28. Februar/1. März 2014 sowie diesen Tagungsband überhaupt ermöglichte. Vor dem Hintergrund des renommierten internationalen Referentenfeldes und der grossen Zahl von Besuchern war es auch eine Genugtuung, dass die schweizerische Militärgeschichte offensichtlich nicht nur zu national eingegrenzten Themen Interesse wecken und Publikum mobilisieren kann. So danke ich abschliessend allen Hauptverantwortlichen und insbesondere dem SVMM für die gelungene Zusammenarbeit und wünsche dem Leser Erkenntnisgewinn und Vergnügen bei der Lektüre dieses Tagungsbandes.

Brigadier Daniel Moccand,

Direktor der Militärakademie an der ETH Zürich

An der Front und Hinter der Front - Au front et à l'arrière

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