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3. Schluss

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Friedlaenders/Mynonas Polaritätsphilosophie hat Perls und Teilen der Berliner Kunstavantgarde positive Möglichkeiten der Bewältigung ihrer ›postmodernen‹ Identitätsproblematik8 geboten. Mit seiner Philosophie konstruierte Friedlaender die Möglichkeit, mit einer Art »Patchworkpersönlichkeit« (Keupp) zu leben, wie moderne Identitätsforscher das heute vielleicht nennen würden. Er entwickelte in Bezug auf sich selbst eine

»sich traditionellen Mustern verweigernde Lebenshaltung, die es ihm erlaubte, ernster Philosoph und Groteskenschreiber, Familienvater und Bohémien, Lyriker und Didaktiker, Moralist und Narr zu sein, ohne ein schizoides Bild von sich zu haben. Vielmehr entwarf er Maximen, die von ihm verlangten, möglichst Extreme zu leben, um sich der eigenen Einheit, Identität und Macht zu vergewissern.« (Exner 1996, 236)

Zum historischen Hintergrund des Gestaltansatzes gehört die Erfahrung, die die deutschen Juden in der »prima linea« der Großstadtavantgarde mit ihrer Mehrfachidentität und ihrer chronischen Nicht-Dazugehörigkeit machten: die Erfahrung, dass sie letztlich nur bei sich selbst zu Hause waren. Identität und Heimat mussten sie aus sich selbst heraus schaffen, und sie taten dies zumeist in einem kleinen menschlichen Bezugsnetz, einer »einbettenden Kultur« (Keupp et al. 1999, 296), die Halt, Dialogmöglichkeiten und Anerkennung bot und aufgrund der Emigration zum Teil mehrfach neu konstruiert werden musste. Perls’ verehrter Lehrer Mynona hat in einem seiner Briefe aus dem Exil diese Erfahrung auf den Punkt gebracht:

»Wir brauchen … einen autonomen Individualismus mit sozialer Konsequenz. Eher wird es nicht gut.« (Friedlaender/Mynona 1986, 12)

Friedlaender / Mynona und die Gestalttherapie

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