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3.2 Transdifferenz

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Ich möchte hier einen für diesen Zusammenhang neuen Begriff einführen: Transdifferenz. Zur Klärung von Missverständnissen scheint er mir hilfreich zu sein. Transdifferenz meint dasselbe wie schöpferische Indifferenz, schließt aber ein Missverständnis aus. Indifferent, ohne Unterschied, kann einfach mit identisch gleichgesetzt werden. Indifferenz ist dann einfach Identität. Das jedoch meint Friedlaender mit seiner schöpferischen Indifferenz gerade nicht. Der Tag kann im Gegensatz zur Nacht verstanden werden oder als das Ganze von 24 Stunden, das Tag und Nacht umfasst. Im zweiten Sinne ist die schöpferische Indifferenz zu verstehen und nicht im Sinn der indifferenten Identität im Gegensatz zum Differenten. Friedlaender geht es darum, dass in der schöpferischen Indifferenz das fundamentale, allerallgemeinste Merkmal aller Phänomene nicht ausgelöscht und eliminiert wird, sondern transzendiert und überstiegen: die Differenz, der Unterschied. Das drückt Transdifferenz aus. Transdifferenz bedeutet eben jenes Paradoxe, den unterscheidenden Intellekt Übersteigende, »sich durch Ununterschiedenheit unterscheiden«. Die wörtlich-logisch deutsche Entsprechung wäre Überunterschiedlichkeit. Das klingt reichlich holperig, trifft aber den Punkt. Das »Überunter« lässt an den »Fernnahen«, das »überhelle Dunkel«, das »stille Geschrei« denken, paradoxe Wortverbindungen, die in der Mystik die Transzendenz Gottes zum Ausdruck bringen, indem sie durch das Verschweißen von polar gegensätzlichen Aspekten auf das hinweisen, was die Gegensätze übersteigt oder ihnen zu Grunde liegt und sich dem sprachlichen Begriff entzieht. Die Sprache »zerspricht das polar Selbe«, bringt Friedlaender (GS 10, 189) es auf den Punkt.

Der Grund ist in meinem Verständnis transdifferent, er unterscheidet sich durch Ununterschiedenheit. Schöpferische Indifferenz, Transdifferenz und Grund werden von mir synonym gebraucht.

Wissenschaftlich wird der Begriff Transdifferenz seit 2001 im Kontext kulturtheoretischer Konzepte verwendet (Allolio-Näcke / Kalscheuer / Manzeschke 2005). Ob sich mit dem hier vertretenen Verständnis von Transdifferenz Berührungspunkte oder Schnittmengen ergeben, müsste untersucht werden.

Friedlaender / Mynona und die Gestalttherapie

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