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Schlussfolgerungen

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Die grundlegende Lehre der Gestalttherapie ist die der Wesensdifferenzierung und der Integration. Die Differenzierung als solche führt zu Polaritäten. Als Dualitäten werden diese Polaritäten leicht in Streit kommen und sich gegenseitig paralysieren. Indem wir gegensätzliche Züge integrieren, machen wir die Menschen wieder ganz und heil. Zum Beispiel Schwäche und tyrannisches Verhalten integrieren sich als ruhige Festigkeit (Perls 1980).12

In diesen vier Sätzen von Frederick S. Perls ist im Grunde alles ausgedrückt, was den therapeutischen bzw. persönlichkeitsentwickelnden Prozess im Gestalt-Ansatz beschreibt, und welche zentrale Rolle in diesem Prozess den Polaritäten zukommt, denn:

In der für die Gestalttherapie wesentlichen Phase der Differenzierung treten zwangsläufig Polaritäten zu Tage, die jedoch nicht selten zunächst als Dualitäten (widerstreitende Impulse, Gefühle, Bedürfnisse, Überzeugungen etc.) zum Ausdruck kommen und sich dadurch behindern. Das Friedlaendersche Konzept der Polaritäten liefert hier nichts weniger als den theoretischen Hintergrund für das, was diese destruktive Wirkung der Dualitäten aufheben kann, weil die Philosophie der Polaritäten gerade darin besteht, dass sie Gegensätze integriert.

Im Integralen Gestalt-Ansatz, der sich vorrangig der Persönlichkeitsentwicklung von Erwachsenen widmet, werden dieses gestalttherapietheoretische Prozessverständnis und die Philosophie der Polaritäten explizit durch die Entwicklungsholarchie (auf Grundlage der Arbeiten von Ken Wilber u. a.) sowie den Spiral Dynamics von Beck und Cowan (basierend auf den Arbeiten Clare W. Graves) ergänzt bzw. weitergeführt und stellt ebenfalls ein zentrales Moment darin dar.

Die Ausführungen zum Integralen Gestalt-Ansatz haben hoffentlich deutlich machen können, dass das Erkennen, Akzeptieren und schließlich Transzendieren von Polaritäten für die Begleitung und Unterstützung von Persönlichkeitsentwicklung bei Erwachsenen eine wesentliche Rolle spielen. Darüber hinaus sind Polaritäten eine angemessene Möglichkeit, Phänomene zu beschreiben und multiperspektivische Konzepte und Modelle dar- und bereitzustellen.

Insofern bietet der Integrale Gestalt-Ansatz in Theorie und Praxis eine Orientierung, den komplexen Herausforderungen der heutigen Zeit gerecht zu werden. Denn er stellt ein gleichermaßen offenes wie differenziertes und auch pragmatisches Orientierungsmodell für das Feld bereit, in dem wir uns gegenwärtig befinden: einer Welt, die vor Aufgaben steht, für die sie grundlegend neue Herangehensweisen benötigt. Das heißt nicht, dass damit schnell neue Antworten gefunden werden, aber es kann heißen, dass uns ein solches Orientierungsmodell helfen kann, uns in den Turbulenzen dieser Zeiten des Umbruchs immer wieder neu zurecht zu finden, sodass wir uns nicht auf einen Pol einer Polarität versteifen müssen, sondern dass wir (erinnern wir uns an den bereits zuvor zitierten Part von Frambach über Friedlaender):

»… elastisch identisch bleiben und aus einer »Totalität des Erlebens« heraus frei beweglich auf die jeweilige Anforderung der Situation angemessen zornig oder sanft reagieren. (vgl. Frambach 2001, 301)

Friedlaender / Mynona und die Gestalttherapie

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