Читать книгу Praxishandbuch Altersmedizin - Группа авторов - Страница 14

2.3 Migration

Оглавление

Der Altersaufbau einer Gesellschaft kann stark beeinflusst werden durch Migration. Der Begriff Migration umfasst unterschiedliche Formen räumlicher Mobilität von Menschen, wobei verschiedene Wanderungstypen unterschieden werden:

• Zeitlich begrenzte oder dauerhafte Migration

• Freiwillige oder erzwungene Migration

• Grenzüberschreitende Migration (z. B. Einwanderung nach Deutschland) oder Binnenmigration (z. B. Ost-West-Wanderung in Deutschland)

Seit 1950 gab es in Deutschland sowohl Phasen, in denen Abwanderungen überwogen, als auch Phasen hoher Zuwanderung. Insgesamt lag die Nettozuwanderung zwischen 1950 und 2000 bei rund 8 Mio. Personen. Diese resultiert aus über 32 Mio. Zuzügen und knapp 24 Mio. Fortzügen (Deutscher Bundestag 2002).

Die Bevölkerung mit Migrationshintergrund setzt sich zusammen aus den seit 1950 nach Deutschland Zugewanderten und deren Nachkommen. Nach dieser Definition hatten im Jahr 2016 18,6 Mio. Menschen, das ist – bezogen auf die Gesamtbevölkerung – mehr als jeder fünfte Einwohner, einen Migrationshintergrund (Statistisches Bundesamt 2017a). Von ihnen hatten 9,6 Millionen einen deutschen Pass und 9,0 Mio. waren Ausländer. Etwa zwei Drittel aller Menschen mit Migrationshintergrund sind zugewandert und ein Drittel ist in Deutschland geboren. 66,8 % der insgesamt 12,7 Mio. Zuwanderer stammten im Jahr 2016 aus Europa. Die wichtigsten Herkunftsländer waren die Türkei (15,1 %), Polen (10,1 %) und die Russische Föderation (6,6 %).

Personen mit bzw. ohne Migrationshintergrund unterscheiden sich hinsichtlich einer Reihe soziodemografischer Merkmale. Personen mit Migrationshintergrund sind im Durchschnitt mehr als elf Jahre jünger (35,4 versus 46,9 Jahre), und dementsprechend ist der Anteil der alten Menschen niedriger, haben häufiger keinen Schulabschluss, sind häufiger erwerbslos und haben ein höheres Armutsrisiko.

Basierend auf Daten von 2005 haben Kibele et al. (2008) eine differenzierte Untersuchung über alte Migranten in Deutschland durchgeführt. Bezogen auf die 65-Jährigen und Älteren hatten 7,6 % einen Migrationshintergrund und 3,4 % unter ihnen waren Ausländer, hatten also keinen deutschen Pass. Schätzungen zur Lebenserwartung von Ausländern auf der Grundlage von Bevölkerungsstatistiken können sehr stark verzerrt sein. So lag für den Zeitraum von 1995–2004 die durchschnittliche Lebenserwartung der 65-jährigen und älteren Ausländer mit 30,2 Jahren nahezu doppelt so hoch wie bei der deutschen Vergleichsbevölkerung (15,3 Jahre). Wenn in der Bevölkerungsstatistik Wegzüge und Todesfälle von Ausländern, die in ihr Heimatland zurückgekehrt sind, nicht erfasst werden, so führt das zu einer krassen Unterschätzung der Sterbeziffern. Basierend auf wesentlich genaueren Daten der Deutschen Rentenversicherung ergibt sich ein realistischeres Bild: Die durchschnittliche Lebenserwartung Über-65-Jähriger liegt bei Deutschen (15,6 Jahre) und Ausländern (15,0 Jahre) in einer ähnlichen Größenordnung. Bei diesem Vergleich sind jedoch verschiedene Komponenten zu berücksichtigen, die sich auf den Gesundheitszustand und damit verbunden die Lebenserwartung auswirken: Die heute alten Ausländer, überwiegend Arbeitsmigranten aus den 1950er–1970er Jahren, hatten bei der Einwanderung im Durchschnitt eine bessere Gesundheit als die einheimische Bevölkerung (Healthy-Migrant-Effect). Andererseits haben Ausländer eine Reihe von Risiken, die sich ungünstig auf die Gesundheit und die Lebenserwartung auswirken: eingeschränkte Bildungschancen, erhöhtes Armutsrisiko und schwere körperliche Arbeit. Alte Menschen mit Migrationshintergrund rekrutieren sich hauptsächlich aus der Gruppe der Arbeitsmigranten aus den 1960er und 1970er Jahren. Aus den sozialen und kulturellen Besonderheiten ihrer Lebenssituation ergeben sich besondere Anforderungen an die gesundheitliche und pflegerische Versorgung im Alter (Hoffmann et al. 2009a).

Praxishandbuch Altersmedizin

Подняться наверх