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2.7 Demografische Unterstützungsquotienten
ОглавлениеEin wichtiger Indikator in der Demografie ist der Unterstützungs- oder Abhängigkeitsquotient ( Tab. 2.4). Er bezeichnet das Verhältnis der wirtschaftlich abhängigen Altersgruppen (Personen, die noch nicht oder nicht mehr im erwerbsfähigen Alter sind) zur Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter (z. B. 15–64-Jährige). Er setzt sich zusammen aus dem Kinder- und Jugendquotienten (Bezugsgröße: 0–14-Jährige) und dem Altersquotienten (Bezugsgröße: 65-Jährige und Ältere). Der Gesamtquotient ist jedoch mit Ungenauigkeiten behaftet, da nicht alle 15–64-Jährigen erwerbstätig sind, sondern auch Personen in Ausbildung, Hausfrauen, Erwerbsunfähige, Arbeitslose und Frührentner umfasst. Andererseits gibt es Berufstätige, die über das 65. Lebensjahr hinaus arbeiten.
Tab. 2.4: Unterstützungsquotienten in Deutschland (nach Tivig und Waldenberger 2011)
JahrKinder-JugendquotientAltersquotientGesamtquotient
Der Gesamtquotient zeigt, dass in Deutschland zur Zeit 100 Personen im Alter von 15–64 Jahren für die Unterstützung von 21 jüngeren und 31 älteren Menschen aufkommen müssen. Während der Kinder-Jugendquotient von 1910–2008 stark abnahm, stieg der Altersquotient bis 2008 sehr stark an. Auch bis 2050 wird der Altersquotient sehr stark ansteigen: Dann werden 100 Erwerbstätige für die Unterstützung von 57 alten Menschen aufkommen müssen. Im gleichen Zeitraum wird der Kinder-Jugendquotient nur geringfügig zunehmen.
Scherbov und Sanderson (2010) kritisieren, dass für die Messung der Altersquotienten nur das chronologische Alter zugrunde gelegt wird und Faktoren wie die Lebenserwartung und die gesundheitliche Beeinträchtigung unberücksichtigt bleiben. Geht man davon aus, dass die steigende Lebenserwartung mit einem Zugewinn an gesunden Lebensjahren einhergeht, dann könnten künftige Generationen später in den Ruhestand eintreten, ohne dass sich dies ungünstig auf die Gesundheit auswirken müsste. Der von den Autoren entwickelte prospektive Altersquotient (POADR: prospective old age dependency ratio) wird wie folgt bestimmt: Die Anzahl aller Personen mit einer ferneren Lebenserwartung von 15 oder weniger Lebensjahren wird in Beziehung gesetzt zur Anzahl aller Personen, die mindestens 20 Jahre alt sind und eine fernere Lebenserwartung von mehr als 15 Jahren haben (Sanderson und Scherbov 2005). Am Beispiel Deutschlands zeigt sich, dass der prospektive Altersquotient (POADR) langsamer steigt als der traditionelle Altersquotient (OADR: old age dependency ratio). Eine weitere von Sanderson und Scherbov (2010) konzipierte Maßzahl, die adult disability dependency ratio (ADDR), gibt den Quotienten wieder zwischen den Hilfebedürftigen und denjenigen, die Hilfe geben können. Die Anzahl aller gesundheitlich beeinträchtigten Erwachsenen (20 Jahre und älter) wird durch die Anzahl der gesundheitlich nicht beeinträchtigten Erwachsenen (20 Jahre und älter) dividiert. Der Anstieg dieser Maßzahl ist im Vergleich zu den beiden anderen Kennziffern wesentlich geringer.
Für Deutschland ergibt sich für das Jahr 2048 folgende Situation: Nach dem konventionellen Altersquotienten (OADR) würden 63 Personen (65 Jahre und älter) auf 100 Personen im Alter von 15–64 Jahren entfallen ( Tab. 2.5). Nach der POADR-Methode kämen auf 100 Personen mit einer ferneren Lebenserwartung von mehr als 15 Jahren 34 Personen mit einer Lebenserwartung von weniger als 15 Jahren. Nach der ADDR-Methode entfallen nur 15 gesundheitlich beeinträchtigte Personen im Alter von über 20 Jahren auf 100 Personen (20 Jahre und älter) ohne Beeinträchtigungen.
Tab. 2.5: Entwicklung verschiedener Altersquotienten in Deutschland im zeitlichen Verlauf (nach Scherbov und Sanderson 2010)
JahrOADR old age dependency ratioPOADR prospective old age dependency ratioADDR adult disability dependency ratio