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Typische Verfahren der Wissenslegitimierung in der Sozialforschung

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Eine reflexiv gewordene Wissenssoziologie ist ein gutes Gegengift gegen gedankenlosen Empirismus, theorieloses Forschen und Messinstrumentengläubigkeit. Sie ist jedoch keinesfalls ein Vorwand oder gar eine theoretische Begründung für methodische und methodologische Beliebigkeit. Die Einsicht in den Konstruktionscharakter wissenschaftlicher Erkenntnis hat nur, wenn man zu kurz schließt, eine postmoderne Wissenschaft zur Folge, in der statt des besseren Arguments die Pointe punktet. Die Einsicht in die Perspektivität von Erkenntnis stellt nicht die Selbstaufklärung still, sondern hebt sie auf eine neue Stufe. Denn es ist keineswegs gesagt, dass mit der Unhintergehbarkeit der Perspektivität von Erkenntnis der Weg für wohl formulierte Beliebigkeit eröffnet ist. Diesseits dieser fruchtlosen Alternative von Alles-oder-Nichts erstreckt sich eine weite Region von Aussagen, die weder völlig gültig noch völlig ungültig sind, und die man durchaus als besser oder schlechter einordnen kann. Denn aus der Tatsache, dass man in Krankenhäusern keine völlig keimfreien Umgebungen herstellen kann, folgt gerade nicht, dass man Operationen genauso gut auch in Kloaken vornehmen kann (vgl. Geertz 1987, S. 42 f.).

Die verschiedenen Verfahren qualitativer Sozialforschung (vgl. Lüders/Reichertz 1986, Reichertz 2016), gleichgültig, ob sie quantitative oder qualitative Inhaltsanalyse, Dokumentarische Methode der Interpretation oder Grounded Theory, Narrations- oder Diskursanalyse, Objektive Hermeneutik oder hermeneutische Wissenssoziologie heißen (→ Wegener, S. 256 ff., Mayring/Hurst, S. 494 ff., → Lampert, S. 596 ff., → Diaz-Bone, S. 131 ff., → Hagedorn, S. 580 ff., → Reichertz, S. 66 ff.), sind mit dem Dilemma, um die eigene Perspektivengebundenheit zu wissen und gleichzeitig dem Gültigkeitsanspruch nicht abschwören zu wollen bzw. zu können, in unterschiedlicher Weise umgegangen. Betrachtet man die bisherige Geschichte der qualitativen Sozialforschung, so lassen sich drei Großstrategien unterscheiden, mit deren Hilfe man sich eine Absicherung bzw. Heiligung der Ergebnisse versprach:

• die Begründung durch persönliches Charisma,

• die Begründung durch Verfahren und

• die Begründung durch den innerwissenschaftlichen Diskurs.

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