Читать книгу Konzerte für Menschen mit Demenz - Группа авторов - Страница 15
Interindividuelle Variabilität
ОглавлениеStereotype Zuschreibungen von Musikpräferenzen sind nicht sinnvoll.
Gerade im Alter sind Präferenzen sehr unterschiedlich, daher sind »Pauschalangebote« für Menschen mit Demenz kritisch zu hinterfragen. Mit »An der schönen blauen Donau« wird ein Mensch der keinen Zugang zur klassischen Musik gefunden hat, kaum etwas anfangen können und vielleicht auch Weglauftendenzen zeigen. Es ist daher ratsam auch bei der Etablierung von musikalischen Angeboten dem differentiellen Altern gerecht zu werden und nach Passungen zwischen Angeboten und Musikpräferenzen zu suchen. Es ist wenig professionell, wenn bestimmten Altersgruppen bestimmte Musikgeschmäcker zugeschrieben werden. Als Negativbeispiel erinnere ich mich an eine Tätigkeit als Auszubildender auf einer gerontopsychiatrischen Station. Dort lief täglich acht Stunden lang Volksmusik, das Repertoire war mit acht CDs sehr eingeschränkt. Es ist zu vermuten, dass dies nicht von allen gewollt war und möglicherweise auch einen Teil der Symptome verursacht hat. Besonders dann, wenn Musik unreflektiert zur Milieugestaltung genutzt wird, und dauerhaft im Hintergrund zu anderen Aktivitäten erfolgt, kann dies auch schaden (vgl. Kersten 2019). Je kleiner der Kreis der Zuhörenden, umso eher ist es möglich, den individuellen Geschmack zu treffen. Dies ist bei der inhaltlichen Planung und der Organisation von musikalischen Angeboten zu beachten.