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1.1.1 Demenzkranke, Dementierende, Menschen mit Demenz

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Demenz = Nachlassende kognitive Funktionen, Alltagskompetenzen, Leistungsvermögen und Sprache

»Demenzerkrankungen sind definiert durch den Abbau und Verlust kognitiver Funktionen und Alltagskompetenzen« (Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) 2016, S. 10). Hauptkennzeichen sind Verschlechterungen in der Merkfähigkeit, im Denken oder in der Sprache. Weiterhin ist die Demenz durch ein Nachlassen des allgemeinen Leistungsniveaus sowie emotionale und motivationale Veränderungen gekennzeichnet.

Der Begriff »Menschen mit Demenz« ist zu bevorzugen.

Wir verwenden in diesem Buch stets den Begriff »Menschen mit Demenz« um deutlich zu machen, dass in der Begegnung zunächst der Mensch im Mittelpunkt steht, mit seiner erlebten Biografie, seinen Eigenarten und besonderen Verhaltensweisen. Erst in zweiter Linie ist der Blick dann auf die dementiellen Symptome zu richten, also auf das »Unvernünftige« (lat. »demens«). Menschen mit Demenz können trotz kognitiver Einschränkungen im Alltag gut zurechtkommen und phasenweise bei klarem Verstand sein. Es sind also nicht immer die krankhaften Aspekte bemerkbar. Die Begriffe »Demenzkranke« oder »Demente« stigmatisiert die Betroffenen und wertet die vielfältigen und variablen Verhaltensmuster primär als Ausdruck einer Erkrankung, die es zu therapieren gilt, anstatt hierin auch ein Produkt von Erfahrungen und Persönlichkeit zu sehen.

Die Gleichsetzung »Demenz = Krankheit« trägt zur Medikalisierung des Alters bei (vgl. Birkholz 2020), d. h. Altsein wird mit Kranksein gleichgesetzt, anstatt in den vielen Erscheinungsformen auch einen natürlichen Alterungsprozess zu sehen, den es kreativ zu gestalten gilt.

Ein personenzentrierter Umgang mit Betroffenen, wie er in diesem Buch favorisiert wird, stellt zunächst die Frage nach den Beweggründungen für Worte und Taten und versucht diese aus der Situation und der Lebensgeschichte heraus zu verstehen und die Ressourcen statt der Defizite zu sehen.

Der personenzentrierte Ansatz fokussiert Ressourcen statt Defizite.

Die nachfolgenden Kapitel sind voll mit Schilderungen in denen deutlich wird, dass gerade mit Musik Aspekte des Menschseins erreicht und berührt werden, von denen selbst Angehörige oder Pflegende manchmal überrascht sind: Da singt die Person mit Demenz nach jahrlangem Schweigen plötzlich wieder Lieder mit, da bewegt sich eine Person nach Phasen der völligen Immobilität plötzlich im Rhythmus der Musik. Dies alles verdeutlicht, dass ein Blick auf die Ressourcen der Betroffenen und ein Versuch, die Innenwelt der Betroffenen zu verstehen, lohnt. Versinnbildlicht wird diese Sichtweise mit der Metapher einer Reise ins »Anderland«1, »ein Land, in dem Wege oft sehr verworren sind« (Schützendorf & Datum 2019, S. 10), aber auch ein Land, in dem Musikgenießen möglich ist.

Konzerte für Menschen mit Demenz

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