Читать книгу Konzerte für Menschen mit Demenz - Группа авторов - Страница 19

1.2.2 Häusliche Versorgungsoptionen

Оглавление

Die knapp 1,2 Millionen Menschen mit Demenz, die in der eigenen Häuslichkeit wohnen, werden meist durch Angehörige oder ergänzend durch einen ambulanten Pflegedienst versorgt. Diese Gruppe kann durch Tageszeitungen, Plakate oder Flyer, die in Gemeindezentren, Selbsthilfegruppen oder Arztpraxen ausliegen, erreicht werden. Ist zur Versorgung ein Pflegedienst beteiligt, dann können Informationen über Musikangebote auch über diese erfolgen.

Mehrwert von musikalischen Angeboten für Pflegende

Die Pflege und Betreuung belasten Angehörige besonders dann, wenn es zu ausgeprägten Verhaltensstörungen (z. B. Agitiertheit, Aggression) oder Störungen des Schlaf-Wach-Rhythmus kommt (Schwinger et al. 2016). Daher brauchen auch diese Personen Entspannungsphasen und Unterstützung. Auch für sie kann ein Konzert eine Hilfe sein.

Konzerte als Zeichen der Anerkennung für Pflegende

Für die Begleitung zum und am Veranstaltungsort sind Angehörige, Pflegepersonen oder eine Betreuungskraft notwendig. Dies ist bei der Planung des Kartenkontingents und der Sitzplatzplanung zu berücksichtigen. In Zeiten, in denen die besondere Rolle von Pflegenden in der Öffentlichkeit immer wieder kundgetan wird, ist auch darüber nachzudenken, diesen Personen (Angehörige, berufliche Pflegende) als Anerkennung für die geleistete Arbeit vergünstigte oder kostenlose Eintrittskarten zukommen zu lassen.

Pflege-WGs, Orte für Kleinkonzerte

Eine Wohnform, die der häuslichen Versorgung sehr nahekommt, sind ambulant betreute Wohngruppen, sogenannte Pflege-Wohngemeinschaften oder kurz Pflege-WGs. Diese gibt es auch als Spezialisierung für Menschen mit Demenz (Demenz-WG). Etwa 4.000 solcher Pflege-Wohngemeinschaft existieren derzeit in Deutschland (Barmer 2019). Sie bieten die Möglichkeit zusammen mit Gleichaltrigen zu leben und gemeinsam Unterstützung zu erhalten, ohne auf Privatsphäre und Eigenständigkeit verzichten zu müssen. Die Bewohnerinnen und Bewohner einer Wohngemeinschaft leben in eigenen Zimmern, in die sie sich jederzeit zurückziehen können. Gleichzeitig besteht aber auch die Möglichkeit, in Gemeinschaftsräumen gemeinsame Aktivitäten durchzuführen, z. B. gemeinsam Musik zu hören oder zu machen. Die gesetzlichen Regelungen, was die Qualitätsprüfung und die maximale Anzahl an Bewohnerinnen bzw. Bewohnern betreffen, sind je nach Bundesland höchst unterschiedlich (Barmer 2019), es ist aber bundeseinheitlich geregelt, welche finanziellen Hilfen es für die Etablierung solcher WGs geben kann, z. B. Geld für wohnumfeldverbessernde Maßnahmen, Pflegeleistungen oder Wohngruppenzuschläge. Mit dem Wohngruppenzuschlag können Personen finanzieren werden, die in der WG bei der Haushaltsführung helfen oder das Gemeinschaftsleben fördernde Tätigkeiten (auch Musikangebote) umsetzen. Weil es sich in dieser Versorgungsform um kleine Gruppen handelt, sind auch aufsuchende musikalische Angebote in der WG ein guter Ort, um Musik zu den Menschen zu bringen. In den Pflege-Wohngemeinschaft sind festeingestellte Pflegepersonen, Betreuungskräfte, ambulante Pflegedienste oder Angehörige tätig. Diese sind damit auch Adressatinnen bzw. Adressaten für mögliche Informationen über die Musikangebote.

umfassender Qualitätsanspruch in Quartieren

Ein weiterer Ansatz in der Versorgung von Menschen mit Demenz ist der Quartiersansatz, ein schillernder Begriff, der die durchdachte Entwicklung sozialer und ökologischer Lebenswelten in einer Stadt beschreibt. Hier geht es nicht nur um Wohnen und Pflege, sondern um Maßnahmen um die Lebenssituation grundsätzlich zu verbessern mittels Kooperation verschiedener Dienstleister, durch die Sicherstellung wohnortnaher Versorgungen und das Zusammenbringen von Menschen und Gruppen. Die Zielsetzungen solcher sozialplanerischer und städtebaulicher Ansätze sind im Quartiersmodell des Kuratorium Deutsche Altershilfe (Michell-Auli 2012) zusammengefasst. Der Quartiersansatz zielt demnach auf ein wertschätzendes gesellschaftliches Umfeld, tragende soziale Infrastrukturen und bedarfsgerechte Dienstleistungen und Angebote. Stationäre Versorgungsformen werden beim Quartiersansatz zwar mitgedacht, treten aber gegenüber grundsätzlichen Überlegungen zum Erreichen einer Sorgegemeinschaft und hoher Lebensqualität in den Hintergrund. Natürlich spielt auch die kulturelle Teilhabe durch musikalische Angebote (professionell und nicht-professionell) in demenzfreundlichen Quartieren eine Rolle.

Viele Städte haben Quartiersmanagerinnen bzw. -manager beschäftigt, deren Aufgabe es ist, Strukturen und Angebote für das Quartier zu entwickeln und damit auch die kommunalen Ansätze der Demenzbegleitung zu unterstützen. Für den Aufbau von nachhaltigen Musikprojekten für Menschen mit Demenz sind sie daher ideale Ansprechpersonen3 und meist auch mit den Kulturbüros der jeweiligen Stadt vernetzt.

Konzerte für Menschen mit Demenz

Подняться наверх