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Frank Rühli / Andreas Thier

Der Schweizer Umgang mit der Corona-Pandemie

Die Covid-19-Pandemie hat die Welt an Abgründe geführt. Sie hat das tägliche Leben von uns allen erfasst, sie ist von Anfang an ein globales Phänomen gewesen und sie hat zu Einschränkungen von Freiheit geführt, die in ihrer weltweiten Verbreitung beispiellos zu sein scheinen.

Auch für die Schweiz bedeutete die Covid-19-Krise eine Herausforderung in einem enormen Ausmass. Das gilt umso mehr, als sie seit der Spanischen Grippe 1918 – 1920, anders als etwa die von SARS betroffenen südostasiatischen Regionen, keiner Epidemie ausgesetzt gewesen war.1 Jetzt, im Sommer 2021, ist es noch zu früh für eine Antwort auf die Frage, ob diese Situation sich beim Umgang mit der gegenwärtigen Pandemie ausgewirkt hat. Zudem sind die Ursprünge und die initialen Dynamiken von Covid-19 derzeit ungeklärt.2

Dagegen scheint uns der Zeitpunkt gekommen zu sein, um im Rückblick auf die Geschehnisse seit 2020 danach zu fragen, wie, mit welchen Strategien und Vorgehensweisen, zukünftig Krisen wie der Covid-19-Pandemie am besten begegnet werden sollte. Dabei haben wir den Blick von vornherein und sehr bewusst auf die Schweiz gerichtet. Sie zeichnet sich durch ein gerade für Pandemien sehr spezielles Setting aus: Das Territorium ist überschaubar, zugleich aber auch physisch mit den Territorien der Nachbarländer verzahnt. Dem entspricht die enorme Abhängigkeit der Wirtschaft von den benachbarten nationalen Märkten. Im Blick auf die Schweiz zeigen sich aber auch sehr plastisch die Vor- und Nachteile grossen nationalen wie individuellen Wohlstands und der selbst auferlegten Pflicht zur perfekten – wenn auch nicht immer schnellsten – Lösung. Hinzu treten eine stark föderalistische Herrschaftsordnung und eine basisdemokratisch ausgerichtete Legitimations- und Entscheidungskultur. Diese Rahmenbedingungen sind natürlich sehr gut bekannt. Naturgemäss nicht klar war und ist dagegen, wie die Schweiz auf die Krise reagierte, was die Krise in der Schweiz bewirkte und – vor allem – welche Befunde und Schlussfolgerungen sich für die Zukunft aus der Retrospektive ergeben.

Damit ist das zentrale Anliegen dieses Buchs beschrieben. Es soll versuchen, die Beobachtungen, Deutungen und Bewertungen aus einem möglichst breiten Spektrum von Gesellschaft, Wirtschaft, Politik und Kultur zu erfassen. Das ist kein Selbstzweck, auch wenn die Beiträge dieses Bands sicherlich auch wertvolle Quellen künftiger zeitgeschichtlicher Analysen sein können. Wesentlich war für uns die Zielsetzung, als – soweit ersichtlich – schweizerischer Primeur in der Krise gewonnenes Erfahrungswissen zu bündeln und so einen kleinen Beitrag zur notwendigen Debatte über die bisherige und künftige Krisenresilienz zu leisten. Dabei musste die Auswahl der angesprochenen Themen begrenzt bleiben. Zudem geht es nicht um Schuldzuweisungen oder gar persönliche Kritik. Entscheidend ist vielmehr, welche Konsequenzen aus den bisherigen Erfahrungen mit dem Pandemiegeschehen in der Schweiz gezogen werden sollten. Die Beiträgerinnen und Beiträger dieses Bands waren deswegen gebeten, drei Fragen in der Form eines kurzen Essays zu beantworten:

•Wie hat die Covid-19-Krise die Schweiz generell verändert?

•Was sind konkrete Beispiele von mittel- und langfristig zu erwartenden Anpassungen in Ihrem gesellschaftlichen Bereich?

•Was ist die Rolle Ihres Bereichs für eine zukünftige verstärkte nationale Krisenresilienz?

Wir sind sehr dankbar, dass eine Vielzahl von Autorinnen und Autoren bereit gewesen ist, sich mit diesen Fragen auseinanderzusetzen. So sind die Beiträge dieses Buchs entstanden. Es sind Einschätzungen, die aus der Perspektive der Wissenschaft abgegeben worden sind, die aber auch vielfach die Sichtweisen von Branchen und Institutionen spiegeln und die manchmal auch anekdotisches Erfahrungswissen einfliessen lassen. In ihrer Vielfalt bieten diese Beiträge Diskussionsgrundlagen und Referenzpunkte für die weitere Auseinandersetzung mit der Covid-19-Pandemie in der Schweiz.

Anmerkungen

1Staub, Kaspar et al.: «The ‹Pandemic Gap›» in Switzerland across the 20th Century and the Necessity of Increased Science Communication of Past Pandemic Experiences, in: Swiss Medical Weekly (2020). https://smw.ch/op-eds/post/the-pandemic-gap (Zugriff: 24. 8. 2021).

2Vgl. dazu Rühli, Frank et al.: «Do not call it COVID-19, it might have been the second wave», in: Medical Hypotheses 144 (2020). https://doi.org/10.1016/j.mehy.2020.110285.

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