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ETWAS WENIGER TUN ODER GANZ UNTERLASSEN: STRAFE

Trainiert man so, dass ein Verhalten weniger oder gar nicht mehr auftritt, nennt man dies Strafe. So harsch das Wort auch klingt, es ist der Fachbegriff für das Wenigerwerden eines Verhaltens. Auch bei der Strafe gibt es zwei Arten. Wir können, einerseits, ein Verhalten beenden bzw. reduzieren, indem wir positive Strafe [9] einsetzen. „Positiv“ sagt man deshalb, weil etwas (Achtung!) Unangenehmes hinzugefügt wird, z. B. ein Klaps. Der Begriff verwirrt, denn er klingt nach etwas Nettem, obwohl er das nicht ist. Eine zweite Möglichkeit, ein Pferd dazu zu bringen, ein Verhalten zu beenden, ist die negative Strafe.„Negativ“ deswegen, weil hierbei etwas weggenommen wird, das das Pferd gern mag, z.B. bekommt das Pferd eine erwartete Belohnung nicht. Der Begriff klingt sehr unangenehm, doch im Gegensatz zur positiven Strafe (z. B. Klaps) empfindet das Pferd hierbei keine Angst oder Schmerz. Es ist enttäuscht bis gefrustet, weil die Belohnung ausbleibt. Ob bewusst oder unbewusst: Wer mit Belohnung trainiert, setzt auch negative Strafe ein. Nämlich immer dann, wenn er eine Belohnung zurückhält, weil das Ziel noch nicht erreicht ist [36].

Aufgrund des Frusts wollen wir jedoch versuchen, auch das Maß an negativer Strafe gering zu halten. Ob man positive Strafe (Unangenehmes hinzufügen) in der Arbeit mit dem Pferd wirklich braucht, ist diskutierbar. Wird ein Pferd beim Warten an einer Straße aufgeregt und versucht, sich loszureißen, ist es wichtig, ihm das rasch zu verbieten. So mancher mag hier am Halfter rucken. Zum Glück braucht man, wenn man sein Pferd gründlich und exakt mit Belohnung trainiert, nur äußerst selten positive Strafe, da das Pferd extrem aufmerksam wird und dann z. B. ein Stehsignal gut durchkommt. Wird ein Pferd physisch bestraft, muss es verstehen können, wofür eigentlich, sonst ist kein Lerneffekt zu erwarten. Im alltäglichen Training hat ständige Strafe keinen Platz, da sie Furcht erzeugt und das Lernen blockiert.

Wie wirkt positive Strafe?

Im günstigsten Fall beeindruckt das Pferd die positive Strafe (Unangenehmes hinzufügen) so stark, dass es sein Verhalten abbricht. Oder aber man erhält:

• Kaum langfristige Wirksamkeit. Unerwünschtes Verhalten wird zwar zeitweise unterdrückt, aber nicht abtrainiert [37].

• Angstreaktionen. Sie können sich schnell etablieren, und man bekommt sie schwer wieder heraus [38].

• Ein introvertiertes Pferd. Ein Pferd, das ständig Angst hat, ist nicht kreativ. Vielleicht kennst du selbst solche Pferde. Sie noch einmal „hinter dem Ofen hervorzulocken“, ist häufig schwierig.

• Latente Aggression [39] oder negative Assoziation mit dem Menschen. In dem Fall kann man nicht mehr effektiv mit dem Pferd arbeiten [9].

• „Über die Uhr drehen“. Manche Elemente des Pferdesports werden systematisch unter Strafe eingeübt. Ein Beispiel ist der Sliding Stop in der Westerndisziplin Reining. Das Manöver wird häufig anhand eines sich wiederholenden Wechselspiels von negativer Verstärkung und positiver Strafe trainiert [40]. Ein solches Vorgehen kommt auch in anderen Reitsportdisziplinen zur Anwendung. Besitzer und Trainer müssen dies verantworten. In jeder Reitsportdisziplin werden, auch heute noch, im Wettbewerb Strafmittel toleriert: Wo vermeintliche Erfordernisse des Reitsports die Reitkunst übersteigen, kommen Ausbinder, Hebel und Knebel zum Einsatz. Diese zwingen das Pferd zur „Annahme der Hilfen“. Es herrscht ein beklagenswerter Erfindungsreichtum, oft gepaart mit Unkenntnis der Anwendung, was die Installation von Zwangsmitteln angeht, die das Pferd strafen, wenn es der Zügelhilfe nicht nachkommen will oder kann (Abb. unten).

Mach mich stark!

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