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Lernen durch Nachahmung. Luì (pinke Decke) kann die Mülltonne bereits öffnen. Die anderen beobachten, wie er das macht.

(Foto: M. Merchel)

LERNEN DURCH NACHAHMUNG

Lange Zeit war unklar, ob Pferde in der Lage sind, sich Fähigkeiten von anderen Pferden abzugucken. 2013 kam der Durchbruch: Ein Experiment mit 30 Pferden, von denen fünf als „Vorzeigepferde“ trainiert wurden, bewies, dass Pferde durch Nachahmung das Öffnen eines Futterspenders lernen können [77]. Auch wir konnten ein ähnliches Verhalten beobachten (Abb. links). Mach dir diesen spannenden Aspekt zunutze, indem du ein Pferd zuschauen lässt, wie ein anderes Pferd für seine Fähigkeit belohnt wird. Achte darauf, dass dein Pferd mitbekommt, wofür das andere Pferd belohnt wird.


Lernen durch Nachahmung, wir sind live dabei: Jupiter kniet bereits seit Monaten, legt sich aber bisher nicht hin. Fuchsi legt sich hin und wird mit großem Getue dafür belohnt. Jupiter beobachtet die Szene. Nach dem Signal zum Knien legt sie sich schließlich zum ersten Mal hin (aus einer Videosequenz).

1[1] Cooper, J. J. (1998). Comparative learning theory and its application in the training of horses.

Nanu, was ist denn das? Unter den Nummern in den eckigen Klammern findest du Literaturverweise bzw. Quellenangaben zum Nachlesen. Eine Auflistung befindet sich am Ende des Buchs.

2Auch die weltweite Nutzung von sozialen Medien lässt sich durch positive Verstärkung erklären. Wer Fotos und Beiträge postet, erhofft sich Feedback zu Dingen, die er unternimmt, kocht, denkt etc. Das Lob aus der Community ist ein sozialer Verstärker: Anerkennung. Dieses virtuelle Lob bewegt die Menschheit zu den ulkigsten Aktionen: Selfie mit Hai, Picknick auf Brückenbogen etc., obwohl die Aufmerksamkeit meist nur ideellen Wert hat.

3Dies setzt ausreichend gute Daten voraus und erfordert, dass die Ergebnisse wiederholbar sind. Falls ein anderer Wissenschaftler dieselben Daten erhebt und genauso auswertet, sollte er zu vergleichbaren Ergebnissen kommen. Publiziert jemand Daten aus eigener Forschung in einer internationalen Fachzeitschrift (sogenanntes Journal), müssen sie einem Komitee von anderen Wissenschaftlern standhalten, die die Datenlage und die Brauchbarkeit der Informationen prüfen. Dieses Prozedere führt dazu, dass anstelle von Meinungen oder subjektiven Eindrücken Fakten publiziert werden.

4Bob Baileys Website informiert: „Die Brelands entdeckten früh in ihrer Karriere, dass man etwas wie eine Pfeife nutzen konnte, um [dem Tier] einen unmittelbaren Verstärker zu geben. Da die Pfeife als „Überbrückung“ vom […] Verhalten bis zur […] Belohnung diente, nannte Keller diese Art von Stimulus „Brückenstimulus“. Als Verstärker dienten Pfeifen, Clicker oder das Klappern von Fütterungsautomaten.“

5Die Arbeit des russischen Wissenschaftlers Iwan Petrowitsch Pawlow (1849- 1936) ist heute als Pawlowscher Hund bekannt: Ausgelöst durch einen Reiz (es gibt Futter) beginnt ein Hund zu sabbern. Die Reaktion ist ihm angeboren. Ertönt zur selben Zeit immer eine Glocke (ein Reiz, der dem Hund eigentlich nichts bedeutet), verknüpft er nach einer Weile die Glocke mit dem Futter und sabbert bereits beim Glockenton, auch wenn das Futter noch gar nicht da ist. Gibt es kein Futter mehr, verschwindet das glockenbedingte Sabbern nach einiger Zeit.

6„Wenn dein Pferd richtig gut läuft, hörst du auf, das ist die größte Belohnung“ – ein Standardsatz der Reiterei. Hast du darüber einmal näher nachgedacht? Wenn das Ende die Belohnung ist, bedeutet dies, dass der Reiter davon ausgeht, dass das Pferd das Ende des Trainings wünscht. Wann wünscht sich jemand das Ende des Trainings? Wenn es sehr anstrengend ist oder überhaupt keinen Spaß macht. Stell dir sich einen Sportlehrer vor, der gefragt wird, womit er die Kinder motiviert. „Die können froh sein, wenn wir mit dem Training fertig sind, das ist für die Kinder das Größte …“ Wie fändest du das?

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