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Temperamentsmerkmal Verhaltenshemmung

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Eine aktuelle Studie von Poole & Schmidt (2020) betrachtet schüchterne Kinder im Hinblick auf zwei Subtypen, die auf Buss (1986) zurückgehen. Diese Studie gibt neue, differenzierende Hinweise auf das Temperamentsmerkmal Verhaltenshemmung. Der eine Subtyp wird als ängstliche Schüchternheit bezeichnet und entwickelt sich früh im Kleinkindalter; der andere Subtyp wird verlegene Schüchternheit genannt und beginnt in der frühen bis mittleren Kindheit. Untersucht wurden Verhaltensunterschiede sowie biologische Korrelate (Speichel-Cortisol und frontale Hirnaktivität) bei diesen beiden Subtypen. Bei den Verhaltensunterschieden standen für die ängstliche Schüchternheit die Verhaltensmerkmale Gehemmtheit, Erstarren und Flucht im Fokus, für die verlegene Schüchternheit die Verhaltensmerkmale Beschämtheit, geringe Selbstwirksamkeitserwartung und physiologische, autonome Reaktionen wie Erröten und erhöhte Herzrate. Die Ergebnisse unterstützen das Schüchternheitskonzept von Buss (1986). So weisen verlegen schüchterne Kinder höhere Beschämtheitswerte in videodokumentierten Verhaltensproben mit einer Selbstpräsentations-Aufgabe auf im Vergleich zu ängstlich schüchternen und Kontrollgruppenkindern. Dies ist erklärbar aufgrund der typischen Entwicklung von sozialen Kognitionen in der mittleren Kindheit. Auch auf biologischer Ebene zeigten sich interessante Unterschiede: Bei verlegen schüchternen Kindern wurde eine größere physiologische Erregung, gemessen im Speichel-Cortisol, einem Stresshormon, festgestellt. Bei ängstlich schüchternen Kindern fiel die α-Asymmetrie im Ruhezustand bei der EEG-Messung auf, was auf die generell erniedrigte Erregungsschwelle im limbisch-hypothalamischen System verweist. Diese ängstlich schüchternen Kinder geraten also vom Kleinkindalter an schnell in einen körperlichen Erregungszustand, wenn sie sich in einer bedrohlichen, subjektiv angstauslösenden Situation zu befinden glauben. Solche Situationen sind an unvertraute Umgebungen und fremde Personen geknüpft. Diese Studienergebnisse von Poole und Schmidt (2020) sprechen dafür, dass es zwischen Verhaltenshemmung und ängstlicher Schüchternheit eine hohe Überlappung gibt, was die hohe Stabilität von Vermeidungsverhalten und Sensitivität für angstauslösende Situationen erklären könnte.

Schüchterne und sozial ängstliche Kinder in der Schule

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