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II Das Bildnis des Komponisten und Musiktheoretikers in der Buchmalerei

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Abbildung 2: Jacopo da Bologna, in: Squarcialupi-Codex, Florenz, Biblioteca Medicea Laurenziana, Med. Pal. 87, fol. 7v (aus: William Gibbons, »Illuminating Florence. Revisiting the composer portraits of the Squarcialupi Codex«, in: Imago musicae 23 [2006], S. 25–45, Abb. 5, S. 33)

Die ältesten Porträts von Komponisten finden sich in dem in Florenz um 1410–15 geschaffenen Squarcialupi Codex, einer Sammlung von Musikstücken des 14. Jahrhunderts.17 Hier erscheint jeweils, im Modus des Autorenporträts, in einer Initiale der Autor der folgenden Musikstücke.18 Die 14 Persönlichkeiten sind individuell dargestellt, es wiederholen sich aber die Attribute: Portativorgel, Zither sowie Bücher bzw. Schriftrollen. Es ist weder davon auszugehen, dass es sich um Porträts handelt, noch dass die Attribute spezifisch für die jeweilige Person ausgewählt wurden. Während die Portativorgel zu diesem Zeitpunkt bereits als ein Attribut der Personifikation oder Allegorie der Musik eingeführt ist und als solches auch im bas-de-page der Francesco Landini (ca. 1325–1397) gewidmeten Seite erscheint, verweist die Zither auf die Ikonografie des König David.19 Weder die Bücher noch die Blätter lassen Noten erkennen, im Fall von Egidius und Guilielmus de Francia lässt die Tatsache, dass sie zu singen scheinen, auf solche schließen. Besonders im Fall des zweiten Komponisten scheint der Künstler über die Darstellbarkeit musikalischer Komposition zu reflektieren: (Abb. 2) Jacopo da Bologna (ca. 1340–1386) hat ein Buch unter den Arm geklemmt und deutet mit einer Hand auf seinen Mund, mit der anderen auf den Beginn der Notentextes außerhalb der Initiale, als ob er explizit auf das Unvermögen der Malerei verweisen wollte, Töne zum Klingen zu bringen.

Diese Serie von Komponistenbildnissen bleibt zunächst singulär. Nur gelegentlich begegnen solche in anderen Zusammenhängen in Handschriften: Guillaume Dufay (ca. 1400–1474) und Gilles Binchois (ca. 1400–1460) finden sich etwa in einem in Frankreich 1442 geschaffenen Versepos Le Champion des Dames von Martin le France dargestellt. Beide sind durch ein Instrument charakterisiert, das sie jedoch nicht spielen: der erste durch eine Portativorgel, die auf die sakrale Musik verweist, der zweite durch eine Harfe, die für die säkulare Musik steht.20 Beide waren für Philipp den Guten tätig, hier ist also sowohl der Status des Musicus am burgundischen Hof reflektiert wie auch ihre Rolle als Musiktheoretiker.

In einer in Florenz wohl zwischen 1470 und 1490 geschaffenen Musikhandschrift, in der auch Kompositionen von Josquin vertreten sind, folgen dem Frontispiz zwei reich dekorierte Seiten.21 Auf der linken Seite ist Jubal/Tubalkain, der mythische Erfinder der Musik zu sehen,22 auf der rechten in der Initialminiatur das Bildnis eines Mannes, der mit Stift und Papier in der Hand im Begriff ist zu schreiben. Hier können wir nur vermuten, dass dieser in idealisierter Weise Johannes Martini (1430/40–1497) darstellen soll, den Komponisten des Stückes, dessen Noten den übrigen Bereich der Seite füllen. Dieser könnte realistischer in einer anderen Musikhandschrift porträtiert sein: dem Chorbuch 51 der Cappella Sistina, das wahrscheinlich um 1474 in Neapel hergestellt wurde.23

MUSIK-KONZEPTE Sonderband - Josquin des Prez

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