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1 Vorbemerkungen

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Liest man das diesem Beitrag vorangestellte Zitat, dann möchte man aus linguistischer Sicht spontan darauf antworten: Die Sprache ist ein solches Alleinstellungsmerkmal; die Mensch-Maschine-KommunikationMensch-Maschine-Kommunikation wird nie an das heranreichen, was die Mensch-Mensch-Kommunikation zu leisten vermag. Doch ist das so? Wo liegen die Unterschiede, wo die Gemeinsamkeiten und welche Merkmale charakterisieren das Sprechen von MaschinenMaschine? Im Folgenden wird es um diese und andere Fragen gehen, die das Themenfeld «Mensch. Maschine. Kommunikation» betreffen. Zuvor aber sind zwei Vorbemerkungen erforderlich. Diese beziehen sich sowohl auf den Haupt- als auch auf den Untertitel des vorliegenden Sammelbandes.

1 Der Haupttitel ist ein Trikolon. Er besteht aus drei Teilen, die zwar durch Punkte getrennt sind, aber eine Einheit bilden. Die Reihung soll anzeigen, dass es im vorliegenden Buch keineswegs nur um das Thema Mensch-Maschine-KommunikationMensch-Maschine-Kommunikation geht (wie es eine Durchkoppelung mit Bindestrich nahegelegt hätte), sondern dass die Perspektive weiter gefasst ist und auch solche Aspekte behandelt werden, die sich auf die Mensch-Mensch-Kommunikation beziehen. Das ist im ersten Themenblock des Sammelbandes der Fall, in dem z.B. die Verwendung von Animojis thematisiert wird (vgl. den Beitrag von Tanchis/Walder i.d.B.). Der Fokus liegt hier auf der Beschreibung von Interaktionspraktiken in der interpersonalen Online-KommunikationKommunikationinterpersonale. Diese ist dadurch gekennzeichnet, dass Menschen mit Menschen kommunizieren – und zwar mittels MaschinenMaschine bzw. technischerTechnik Unterstützung (z.B. via HandySmartphone). Allerdings wird sich schon in diesen ersten Beiträgen zeigen, wie schwer die Abgrenzung von Mensch-Mensch- und Mensch-Maschine-Kommunikation im Einzelfall ist. So kann man nicht immer sicher sein, mit einem Menschen zu kommunizieren, wenn man z.B. die Posts auf InstagramInstagram oder FacebookFacebook liest und darauf reagiert (vgl. den Beitrag von Jenni i.d.B.). Und selbst wenn man weiss, dass man nicht mit einem Menschen, sondern mit einer MaschineMaschine interagiert: Kann das nicht auch Emotionen auslösen? Freut man sich vielleicht darüber, wenn der ChatbotChatbot schreibt, man habe eine besonders kluge Frage gestellt?Auf solche Fragen rund um das Thema Mensch-Maschine- vs. Mensch-Mensch-Kommunikation geht die Sozialpsychologin Nicole C. Krämer in einem sehr interessanten Interview ein, das die Überschrift «Mit Robotern sprechen» trägt.1 In diesem Interview liegt der Schwerpunkt auf den psychologischen Aspekten im Umgang mit RoboternRoboter, wir dagegen werden uns dem Thema vorrangig aus linguistischer, genauer: aus medienlinguistischer Sicht (s.u.) nähern, und wir werden nicht nur die Kommunikation mit RoboternRoboter (d.h. mit MaschinenMaschine), sondern auch die Kommunikation via MaschineMaschine betrachten. Den Ausdruck MaschineMaschine verwenden wir zunächst als Sammelbezeichnung für verschiedene – vorsichtig ausgedrückt – technischeTechnik Vorrichtungen, subsumieren darunter also sowohl RoboterRoboter, Chatbots, SprachassistentenSprachassistenz (VoicebotsVoicebot) als auch technische Apparate wie HandySmartphone und ComputerComputer. Weiter unten werden wir diesen Terminus genauer fassen.

2 Nun zur Zuordnung des vorliegenden Bandes zur Medienlinguistik: Wie lässt sich das begründen? Womit befasst sich die Medienlinguistik? Auf der Website der Zeitschrift Journal für Medienlinguistik (jfml) werden zwei Aufgabenbereiche genannt, die die «thematischen Eckpfeiler der Zeitschrift bilden» (siehe unter https://jfml.org/about): 1.) «Die theoretische und empirische Durchdringung des Verhältnisses zwischen Medialität und Sprachlichkeit» und 2.) «Die Erforschung von Sprache und Kommunikation unter dem Einfluss medialer Veränderungen». Wir orientieren uns an Punkt 2.), da es aus unserer Sicht dieser ist, der das Kernthema der Medienlinguistik treffend umschreibt. Zum Untersuchungsgegenstand der Medienlinguistik gehört demnach, wie sich der Sprachgebrauch in der massenmedialen KommunikationKommunikationmassenmediale gestaltet (vgl. dazu Burger/Luginbühl 2014), aber auch, welchen Einfluss «mediale Veränderungen» auf die interpersonale KommunikationKommunikationinterpersonale haben (so z.B. die Nutzung des SmartphonesSmartphone). Zugrunde legen wir dabei einen technologischen Medienbegriff. Dieser besagt, dass MedienMedium/Medien «materiale, vom Menschen hergestellte Apparate zur Herstellung, Modifikation, Speicherung, Übertragung oder Verteilung von sprachlichen (und nicht-sprachlichen) Zeichen» sind (Habscheid 2000: 137, vgl. auch Holly 1997: 69f.). Face-to-Face-GesprächeFace-to-Face-Gespräch fallen nach unserer Auffassung also nicht in den Gegenstandsbereich der Medienlinguistik,TechnikFace-to-Face-Gespräch2 sehr wohl aber beispielsweise Telefonate (mündlich) oder WhatsAppWhatsApp-Konversationen (schriftlich), da beide mit Hilfe von MedienMedium/Medien erfolgen. Allerdings berücksichtigt die Holly-Habscheid’sche Definition nicht die Rezeptionsseite, weshalb wir an dieser Stelle noch ergänzen wollen: MedienMedium/Medien sind vom Menschen hergestellte Apparate, die sowohl zur Produktion, zur Distribution als auch zur Rezeption von Zeichen dienen (vgl. dazu auch Posner 1985: 255).Versteht man den Terminus MedienMedium/Medien in diesem technologischen Sinne, dann ist auch die Mensch-Maschine-KommunikationMensch-Maschine-Kommunikation Gegenstand der Medienlinguistik – und dies in zweierlei Hinsicht: Die MaschineMaschine (z.B. der ComputerComputer) dient hier ja nicht nur zur Produktion, Distribution und Rezeption der sprachlichen Zeichen, sie ist auch selbst an der InteraktionInteraktion beteiligt (z.B. der ChatbotChatbot). Als Beispiele seien RoboterRoboter wie PepperPepper oder Nao genannt, die in Einkaufszentren eingesetzt werden, um einfache Fragen von Kund*innen zu beantworten oder sie daran zu erinnern, eine Maske zu tragen.3 Auch mit SprachassistentenSprachassistenz wie SiriSiri oder AlexaAlexa kann man kleine DialogeDialog führen, anders als RoboterRoboter haben sie aber nur eine Stimme, keine physische Gestalt. Dennoch neigt der Mensch dazu, auch solche virtuellenvirtuell Assistenzsysteme als ‹Ansprechpersonen› wahrzunehmen. Auf diesen Punkt kommen wir weiter unten zurück.

In der Linguistik gibt es zum Sprachgebrauch in der Mensch-Maschine-KommunikationMensch-Maschine-Kommunikation bislang nur wenige Arbeiten (vgl. aber Lotze 2016, Antos 2017); die meisten Studien legen den Schwerpunkt auf medienwissenschaftliche, sozialpsychologische und informationsethischeEthik Fragen (z.B. Remmers 2018, Thimm/Bächle 2018). Diese Aspekte nehmen wir in unserem Sammelband auch auf, im Fokus stehen aber primär linguistische Untersuchungen (z.B. anknüpfend an die Gesprächsanalyse, die Diskursanalyse und die Genderlinguistik). Zunächst aber erscheint es geboten, noch einige Überlegungen zum Terminus MaschineMaschine anzustellen. Was versteht man genau unter einer MaschineMaschine? Und wo liegt der Unterschied zum Automaten und zum RoboterRoboter? Im nächsten Abschnitt gehen wir kurz auf diese Fragen ein (vgl. dazu ausführlich Staubli i.d.B.), dann steht das Verhältnis von Menschen und MaschinenMaschine im Fokus und es wird die Frage behandelt, welche Rolle das VertrauenVertrauen in der Mensch-Mensch-Kommunikation und vergleichend dazu in der Mensch-Maschine-Kommunikation spielt (Abschn. 3). Das ist im Kontext des vorliegenden Sammelbandes ein wichtiger Aspekt, zwei Beiträge nehmen darauf Bezug (Staubli und Knoepfli i.d.B.). Die folgenden Fragen stellen sich hier: Kann überhaupt die Rede davon sein, dass man MaschinenMaschine Vertrauen entgegenbringt? Besteht gerade darin nicht ein zentraler Unterschied zur Mensch-Mensch-Kommunikation? Den Abschluss des vorliegenden Einführungsbeitrags bilden ein Überblick über die folgenden Kapitel (Abschn. 4) sowie eine kurze Schlussbemerkung. Hier werden wir zeigen, wie vielfältig die Fragen sind, die sich stellen, wenn man die Mensch-Maschine-Kommunikation aus linguistischer Perspektive in den Blick nimmt. Der vorliegende Sammelband soll dazu einige Denkanstösse geben.

Mensch. Maschine. Kommunikation.

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