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Kontrastive Pragmatik und ihre Vermittlung: Deutsch, Spanisch und Portugiesisch im Vergleich – zur Einführung
ОглавлениеDaniel Reimann
Die deutsch-iberoromanischen Beziehungen haben sich ganz offenkundig in den letzten Jahren intensiviert – der „Spanisch-Boom“ in Deutschland, die konstante Beliebtheit Spaniens und die „Entdeckung“ Portugals als Reiseziele der Deutschen und die zunehmende Erschließung Deutschlands als Reiseziel gerade der Spanier wie auch die Arbeitsmigration junger Spanierinnen und Spanier bzw. Portugiesinnen und Portugiesen nach Deutschland – nicht selten im Rahmen strukturierter Vermittlungsprogramme – sowie die beginnende Rückwanderung sind nur einige der Phänomene, die diesbezüglich in den letzten Jahren zu verzeichnen sind und in denen es zu (auch sprachlichen) Begegnungen zwischen hispano-, luso- und germanophonen Menschen kommt. In naher Zukunft wird sich zeigen, ob und in welchem Ausmaß das geplante Freihandelsabkommen der EU mit den Mercosur-Staaten zu einer weiteren Intensivierung des Austausches zwischen Angehörigen der genannten drei Sprachräume führen wird.
Um idealerweise zu einer bestmöglichen Verständigung über Sprachen hinweg zu gelangen, ist die vergleichende Erforschung der betroffenen Sprachen grundlegend. Hatte die traditionelle kontrastive Linguistik, die häufig eng mit der inzwischen überholten Kontrastivitätshypothese zur Aneignung fremder Sprachen verbunden war, konsequenterweise an Attraktivität eingebüßt, so hat in den letzten Jahren ein erneuertes, auf unterschiedliche methodische Zugriffe rekurrierendes sprachkontrastierendes Arbeiten einen Aufschwung erlebt (vgl. z.B. den grundlegenden Beitrag „Kontrastive Linguistik revisited oder: Was kann Sprachvergleich für Linguistik und Fremdsprachenvermittlung heute leisten?“ (Reimann 2014b), mit weiterführender Bibliographie).
Hiervon legen, bezogen auf die iberoromanischen Sprachen und das Deutsche, beispielsweise die seit 2012 erschienenen, bislang insgesamt fünf Bände der Tagungsreihe Contrastivica – Deutsch-iberische Tagung zur kontrastiven Linguistik / Encuentros ibero-germánicos de lingüística contrastiva / Encontros ibero-germânicos de linguística contrastiva ein Zeugnis ab (Sánchez Prieto/Soliño Pazó 2012, Iglesias Iglesias 2012, Reimann 2014a, Robles i Sabater/ Reimann/Sánchez Prieto 2016a und b). Auch die Gründung einer Reihe wie Studien zur kontrastiven deutsch-iberoromanischen Sprachwissenschaft (SkodiS) (eröffnet mit Meliss/Pöll 2015) bestätigt die Intensität kontrastiv angelegter Untersuchungen zu den iberoromanischen Sprachen und dem Deutschen. Darüber hinaus werden sprachkontrastierende Fragestellungen – über inzwischen vielfach verfügbare einfach kontrastive Sprachportraits hinausgehend – mit Blick auf die Lehrerausbildung in mehrsprachigen Gesellschaften erneut diskutiert (z.B. Wolf-Farré/Cantone/Moraitis/Reimann i.Vb.).
Betrachtet man die Verwendung von Sprache in bestimmten Situationen und mit einem bestimmten Ziel, so wird der Gegenstandsbereich der linguistischen Pragmatik zum Objekt der Untersuchung. Die Pragmatik erforscht „Sprache als Handeln“ in verschiedenen Kontexten. Untersucht man Aspekte der Pragmatik bezogen auf zwei oder mehrere Sprachen im Vergleich, handelt es sich um Beiträge zu einer kontrastiven Pragmatik. Mit Blick auf inter- und transkulturelle Kommunikation über sprachliche und kulturelle Grenzen hinweg ist es essentiell, Übereinstimmungen und Differenzen in Bereichen der Pragmatik wissenschaftlich zu erforschen, zu vermitteln und in der Praxis anzuwenden, um zu einer funktionierenden Kommunikation möglichst ohne Missverständnisse zu gelangen.
Insofern der pragmatische Blick auf Sprache die Begegnung von Angehörigen verschiedener Sprachräume zu erklären und zu gestalten hilft, hat sich die vierte Tagung der Reihe Contrastivica – nach ihrer Gründung in Salamanca und Stationen in Würzburg und Valencia – vom 10. bis 13.10.2016 in Essen unter dem Titel Kontrastive Pragmatik und ihre Vermittlung: Deutsch, Spanisch und Portugiesisch im Vergleich linguistischen und fremdsprachendidaktischen Fragestellungen der kontrastiven Pragmatik bezogen auf die iberoromanischen Sprachen und das Deutsche (mit Ausblicken auf das Niederländische) gewidmet. Im Rahmen der Tagung wurden sowohl linguistische Grundlagen als auch fremdsprachendidaktische Implikationen für die Fremdsprachenvermittlung an Schulen, Hochschulen und in der Erwachsenenbildung untersucht.
Ausgewählte und überarbeitete Beiträge dieser Tagung werden im vorliegenden Band versammelt. Für die Publikation wurden die Aufsätze auf folgende zwei große Sektionen verteilt: „Linguistische Grundlagen: Aspekte einer kontrastiven Pragmatik der iberoromanischen und der germanischen Sprachen“ und „Didaktische Implikationen: Theoretisch-konzeptioneller Rahmen, Analyse von Lernersprache und Vermittlungsansätze“. Innerhalb dieser Bereiche wurden sie folgenden Abteilungen zugeordnet:
´Traditionelle´ Forschungsfelder der Pragmatik revisited: Deixis und verbale Höflichkeit im deutsch-iberoromanischen Sprachvergleich
Pragmatische Strategien
Medienlinguistik, Textsortenlinguistik und kontrastive Pragmatik
Grundlegendes zur Vermittlung von Aspekten der Pragmatik im Unterricht iberoromanischer und germanischer Sprachen als Fremdsprachen
Analyse von Lernersprache und ihre Implikationen für die Praxis.
Anliegen des Bandes ist es, die deutsch-iberoromanischen Beziehungen durch Beiträge zu einer kontrastiven Pragmatik zu fördern und auf der Grundlage der hier vorgelegten Untersuchungen weitere Forschungen anzuregen.
Für die Hilfe bei der Erstellung der Druckfahnen sei Hannah Neitzel, M.Ed. und Lena Wrede, B.A., herzlich gedankt. Für die hervorragende Betreuung durch den Verlag gilt unser Dank Kathrin Heyng, M.A. und dem Team im Verlag Gunter Narr.
Essen, im Juli 2019 Für die Herausgeber: Daniel Reimann