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I Santa Teresa – On Religion Teresa von Ávila und Martin Luther: Annäherung an zwei Gottesfreunde
ОглавлениеMARIANO DELGADO
Das Thema ist zugleich schwierig und reizvoll. Schwierig, weil Teresa von Ávila und Martin Luther1 in verschiedenen konfessionellen Lagern standen – und dies zu einer Zeit, wo man sich gegenseitig absprach, die wahre Kirche Christi zu sein. Teresa und Luther haben einander nicht gekannt und teilten in der Fremdwahrnehmung die Vorurteile ihrer Zeit. Was Luther über das Papsttum und die ‚Papstkirche‘ dachte, ist allgemein bekannt. Sein Urteil über die Spanier war nicht freundlicher. In den Tischreden nennt er sie „zum größten Teil Marranen und Mameluken, die durchaus an nichts glauben“.2 Er meinte, dass die Spanier über Deutschland herrschen wollten, sei es direkt oder durch die Hand der Türken. Im Zweifelsfalle sei es besser, von diesen beherrscht zu werden, denn sie lassen zumindest Gerechtigkeit walten, während die Spanier, wie die Mailänder wissen, sich „ganz wie Bestien benehmen“.3
Als Luther am 18. Februar 1546 starb, stand Teresa in ihrem 31. Lebensjahr und war noch nicht die Teresa von Ávila, die wir kennen. Wenn sie später von den „Lutheranern“ spricht (M Nachwort 4), meint sie den Protestantismus insgesamt, der in Spanien als die ‚deutsche Häresie‘ schlechthin bezeichnet wurde. Man darf annehmen, dass ihre Worte darüber dem Bild entsprechen, das ihr ihre Beichtväter von der Lage vermittelten und welches die Zensoren der Inquisition bei der Lektüre ihrer Bücher erwarteten, vor allem nachdem 1559 einige Dutzend „Kryptoprotestanten“ in Valladolid und Sevilla als Ketzer verbrannt worden waren.4 In den 1560er Jahren sieht sie „diese unheilvolle Sekte“ im Anwachsen (CE 1,2; V 32, 6,9–10). Sie sind für sie „Verräter“, die Christus „von neuem ans Kreuz bringen“ (CE 1,2) „und seine Kirche zu Boden stürzen“ wollen, weshalb die Welt „in Flammen“ stehe (CE 1,5) und keine Zeit mit unwichtigen Dingen zu vergeuden sei. Vielmehr müsse man die Kirchenreform voranbringen.
Reizvoll ist die Aufgabe, Teresa von Ávila mit Martin Luther zu vergleichen, wenn wir versuchen, beide, Teresa und Luther, als große „Gottesfreunde“ zu verstehen, an die wir uns immer nur annähern können, weil wir nie aufhören werden, Neues bei ihnen zu entdecken. Einen diesbezüglichen Durchbruch stellte das letzte Jubiläum von beiden dar, als 1982 der 400. Todestag Teresas und 1983 der 500. Geburtstag Luthers gefeiert wurden. Katholiken wie Otto Hermann Pesch und Peter Manns plädierten – trotz der vorhandenen Einseitigkeiten und Verzerrungen – für die Wahrnehmung Luthers als „gemeinsamen Lehrer“ und „Vater im Glauben“.5 Auf protestantischer Seite brach kein geringerer als Jürgen Moltmann eine Lanze für Teresa: Er erkennt in „Teresa von Ávila nicht nur eine spanische ‚Heilige‘ und nicht nur eine ‚Lehrerin‘ der katholischen Kirche, sondern eine Schwester aller Gottesfreunde auf Erden“.6