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Christusmystik
ОглавлениеAnders als Luther, für den der leidende Heiland vor allem unseren Glauben braucht, will ihn Teresa also auch „trösten“. Die Christusbeziehung gewinnt so den Charakter einer gegenseitigen Tröstung, wie dies in einer Freundschaft der Fall ist:
Wenn ihr in Nöten oder traurig seid, betrachtet ihn an der Geißelsäule, schmerzerfüllt, ganz zerfleischt wegen der großen Liebe, die er zu euch hat, von den einen verfolgt, von den anderen angespien, von wieder anderen verleugnet, ohne Freunde und ohne, dass irgendjemand für ihn einträte, aus Kälte zu Eis erstarrt, großer Einsamkeit ausgesetzt, wo ihr euch gegenseitig trösten könnt. Oder schaut ihn im Garten an, oder am Kreuz, oder damit beladen, wo sie ihn kaum verschnaufen ließen. Er wird euch mit seinen schönen, mitfühlenden, tränenerfüllten Augen anschauen, und auf seine eigenen Schmerzen vergessen, um euch über eure hinwegzutrösten, und nur, weil ihr zu ihm kommt, um ihn zu trösten, und den Kopf wendet, um ihn anzuschauen. (CE 42,5)
Teresas Mystik ist auch eine Glaubensmystik, aber sie zeigt die Konturen einer emphatischen Liebesmystik, bei der die Brautmystik in Erlebnis und Ausdruck eine zentralere Rolle als bei Luther spielt.
Teresa verweist auf Jesus als den Weg zum Vater (Joh 14,6.9) und als das Licht (Joh 8,12) und die Wahrheit, „die nicht lügen kann“ (6M 10,5). Auch für sie gibt es sozusagen keine andere Leiter zu Gott. Christus konnte sie „nur als Menschen denken“ (V 9,6). Er ist für sie „ein sehr guter Freund“, den sie „als Menschen […] in Schwachheiten und Leiden“ erlebt, der ihr beisteht (V 22,10) und dem sie im Gebet Gesellschaft leistet bis zum Kreuz. Sie erlebt ihn als „lebendiges Buch“ (V 26,5), in dem sie die Wahrheiten sieht und wendet sich gegen die von der Menschheit Jesu losgelöste, eher spekulativ und platonische Stufenmystik der Alumbrados ihrer Zeit. Diese neigten dazu, eine bildlose Theozentrik anzustreben und die gegenständliche Meditation über das Menschsein und die Leidensgeschichte Jesu zu relativieren. Wenn man am Ende des Weges angekommen sei, brauche man nicht nur keine Kirchengesetze mehr, sondern auch kein Beten und keine Meditation „über die Geheimnisse der allerheiligsten Menschheit unseres Herrn Jesus Christus“ (6M 7,5). Letzteres dachten auch einige geistliche Autoren (etwa die Franziskaner Francisco de Osuna oder Bernardino de Laredo). Teresa protestiert energisch dagegen. Ihr zufolge soll man sich immer am Menschgewordenen orientieren: „Und schaut, ich wage sogar zu sagen, dass ihr jemandem, der euch auch etwas andres sagt, nicht glauben sollt“ (6M 7,5). Gerade in diesen Fragen beansprucht Teresa selbstbewusst aufgrund ihrer Erfahrung eine Lehrautorität – und sie erklärt sich auch bereit, mit den Theologen und geistlichen Autoren ihrer Zeit zu disputieren.