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Bekehrungs-Prozess
ОглавлениеAm Anfang steht auch hier ein Bekehrungsprozess, der mit einer punktuellen Erfahrung aus dem Jahr 1554 illustriert wird:
Da geschah es mir, dass ich eines Tages beim Eintritt in den Gebetsraum ein Bild sah, das man zur Verehrung dorthin gebracht und für ein Fest, das im Haus gefeiert wurde, aufgestellt hatte. Es war das Bild eines ganz mit Wunden bedeckten Christus und so andachterweckend, dass es mich beim Anblick zuinnerst erschütterte, ihn so zu sehen, denn es stellte gut dar, was er für uns durchlitten hatte. Das, was ich empfand, weil ich mich für diese Wunden kaum dankbar gezeigt hatte, war so gewaltig, dass es mir war, als würde es mir das Herz zerreißen. Aufgelöst in Tränen warf ich mich vor ihm nieder und flehte ihn an, mir ein für allemal Kraft zu geben, ihn nicht mehr zu beleidigen […]. Ich glaube, ich habe ihm damals gesagt, dass ich von dort nicht mehr aufstehen würde, bis er tat, worum ich ihn anflehte. Ich glaube sicher, dass mir das geholfen hat, denn seitdem ging es viel besser mit mir. (V 9,1.3)
Was Teresa hier beschreibt, entspricht nur formell Luthers „Turmerlebnis“, da die literarische Stilisierung beide Male von Augustins Confessiones geprägt ist. Inhaltlich aber ist es eher mit Luthers Sermon von der Betrachtung des heiligen Leidens Christi verwandt. Teresa entdeckt das „pro me“ der Menschwerdung und Leidensgeschichte Jesu und zwar durch eine innere Erschütterung beim Anblick des Schmerzensmannes – nicht durch ein „Tag und Nacht währendes Nachsinnen“ über die Schrift. Während Luther seine Bekehrung an ein Schriftwort bindet, folgt die Teresas eher dem Muster der Magdalena: Sie fällt dem Herrn zu Füßen, weil sie weiß, dass er ihre „Tränen“ nicht zurückweisen wird (V 9,2). Das Ergebnis ist aber ähnlich wie bei Luther: Sie spürt eine Befreiung, und setzt von nun an ihr ganzes Vertrauen „auf Gott“ (V 9,3), bei dem sie sich in ihrer Gebrechlichkeit (meine „Erbärmlichkeit“, wie Teresa immer wieder sagt) endgültig geborgen und angenommen fühlte. Sie darf sich nun – trotz ihrer Sündhaftigkeit – zu Jesus im Ölgarten gesellen und ihm den „Angstschweiß“ abwischen (V 9,4).