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Innerliches Gebet

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Luther war ein großer Beter, d.h. ein Gottesfreund, und ein großer Mystagoge des Gebetes für die „Einfältigen“, also die Laien. Diesem Zweck dienen seine vielen Auslegungen des Vaterunsers, sein Betbüchlein und seine Katechismen – und nicht zuletzt auch seine Kirchenlieder. Schon in seiner 1519 gedruckten Auslegung des Vaterunsers1 kommt das Wesentliche seines Gebetsverständnisses zur Sprache. Sein Gebetsverständnis steht in jener spätmittelalterlichen Tradition der Innerlichkeit und der Konzentration auf einige wenige fundamentale Texte, die etwa bei Girolamo Savonarola (1452–1498) deutlich vernehmbar ist: „Das innere Gebet ist besser als das mündliche: erstens, weil es die Seele mit Gott verbindet; zweitens, weil das gesprochene Wort wie der Leib ist und das innere Gebet wie die Seele und die Seele kostbarer ist als der Leib; drittens, weil das mündliche Gebet ohne das innere nichts ist […]. Und darum soll der Mensch mehr mit seinem Innern als mit der Stimme zu beten suchen.“2

Wesen und Natur des Gebetes sind für Luther „nichts anderes denn eine Aufhebung (Erhebung) des Gemüts oder des Herzens zu Gott“.3 Daher wendet er sich gegen das äußerliche „Murmeln und Plappern mit dem Munde ohne alle (Be)Achtung“ und hält „das innerliche Begehren, Seufzen und Verlangen aus des Herzens Grund“, oder biblisch gesprochen, ein Beten „in dem Geist und in der Wahrheit“ für „das geistlich und wahrhafte Gebet“.4 Dies bedeutet nicht eine Geringschätzung des mündlichen Gebets, das Luther zeitlebens sehr intensiv praktizierte; es ist vielmehr eine Klarstellung, dass dieses innerlich begleitet werden sollte. Aber selbst dort, wo dies nicht oder noch nicht der Fall ist, behält das mündliche Beten für Luther seine Berechtigung – sofern man nicht beim Beten etwa mit dem Rosenkranz geräuschvoll klappert und sein Gebet zur Schau stellt.

Ganz besonders schätzte Luther das Vaterunser, von dem er 1535 schrieb: „Denn noch heute sauge ich am Vaterunser wie ein Kind, trinke und esse von ihm wie ein alter Mensch, kann seiner nicht satt werden; und es ist mir auch über den Psalter hinaus (den ich doch sehr lieb habe) das allerbeste Gebet.“5 Ansonsten sind die Vaterunser-Auslegungen Luthers insgesamt als mystagogische Hinführungen zum innerlichen Gebet zu betrachten – nach dem Luther so teurem Schema von Gebet, Meditation und Anfechtung (oratio, meditatio, tentatio), das er bereits im oben genannten Sermon anwandte. Daher wird in den Vaterunser-Auslegungen ermahnt, Gott nicht nur um Schutz gegen den Teufel zu bitten, sondern auch um Zerstörung und Vertilgung der „Abgötterei und Ketzerei des Türken, des Papstes und aller falschen Lehrer oder Sektengeister“.6

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