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1 Einleitung

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In den letzten Jahren hat der Germanist Jan Georg Schneider wiederholt die Forderung erhoben, die professionelle Linguistik dürfe den Diskurs über Sprachrichtigkeit nicht trivialisieren (vgl. Schneider 2005 und Schneider 2007). Aufgrund des Selbstverständnisses, eine rein deskriptive Wissenschaft zu sein, beschreibt man allenfalls laienlinguistische Sprachkritik aus der Außenperspektive, ohne jedoch zu den dort diskutierten Phänomenen Stellung zu nehmen (vgl. Schneider 2007, 18ff.). Häufig wird in der Publizistik genau das pauschal als ‘Sprachverfall’ angeprangert, was die Linguistik – übrigens oft ebenso pauschal – als ‘Sprachwandel’ ansieht. Im Sinne einer von Schneider befürworteten differenzierteren Auseinandersetzung mit den Monita der Sprachkritiker soll in den folgenden Ausführungen ein sprachkritischer Essai betrachtet werden, der bereits vor mehr als vierzig Jahren in Frankreich erschien: Jacques Olivier Grandjouan (1971): Les linguicides, Paris, Didier.

Der Text erfuhr eine geringe fachwissenschaftliche Rezeption zur Zeit seines Erscheinens, was typisch für die Gattung Sprachkritik ist. Bekannt sind mir lediglich zwei Kurzanzeigen, die eine von dem aus der französischen Lexikologie bekannten Louis Guilbert (1972), die andere von André Haudricourt (1973). Andererseits erlebte das Werk eine zweite Auflage (Grandjouan 1989) und wird auch in jüngerer Zeit vor allem in Arbeiten zur Diskursanalyse und zur Übersetzungswissenschaft gelegentlich zitiert.

Die Originalität des Buches von Jacques Olivier Grandjouan besteht darin, dass es ihm nicht um das gesprochene, sondern um das geschriebene Französisch geht und dass hier – im Gegensatz zu anderen sprachkritischen Pamphleten – kein Feldzug gegen Neologismen und Lehnwörter geführt wird. Der Ausdruck crise du français kommt an keiner Stelle im Buch vor. Der Vf. ist vielmehr ausgesprochener Befürworter von Wortneubildungen, was schon der Titel des Buches Les linguicides ‘die Sprachtöter’, gebildet nach dem Muster von tyrannicide, légicide usw., zeigt. Er ist erklärter Gegner sowohl des Purismus als auch des willenlosen Antipurismus und rechnet in seinem Buch mit beiden Gruppen rigoros ab. Thema des Ganzen ist eine Analyse des Stils vor allem der französischen Publizistik und die Identifizierung der sogenannten ‘Sprachtöter’, die das geschriebene Französisch von innen heraus zersetzen.1 Der Vf. spricht von contagion grammaticale und tripatouillage de notre langue (Grandjouan 1971, 19 und 25). Der Text ist in einem essai-artigen Stil mit vereinzelten Literaturverweisen gehalten; der Vf. selbst ist ausgebildeter Philologe und promovierter Psychologe und beherrscht zahlreiche Fremdsprachen. Er hat viele Jahre als Lehrer für Französisch als Fremdsprache in aller Welt und als Übersetzer bei den Vereinten Nationen gearbeitet. Ferner war er Verfechter innovativer pädagogischer Ansätze.

Sprachkritik und Sprachberatung in der Romania

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