Читать книгу Handbuch des Deutschen in West- und Mitteleuropa - Группа авторов - Страница 23
Medien
ОглавлениеDie deutsche Minderheit verfügt über keine eigenen Fernsehprogramme. Mit finanzieller Unterstützung des Kultusministeriums kauft sie Sendezeit bei den dänischen Sendern, um von Montag bis Freitag drei Mal täglich eineinhalb Minuten Nachrichten auf Deutsch zu senden. Diese medienpolitische Begrenzung wird heute teilweise durch die digitale Verfügbarkeit der Minderheitenzeitung Der Nordschleswiger aufgefangen. Diese Tageszeitung vertritt die offizielle Position der Minderheit in politischen und kulturellen Angelegenheiten nach außen und informiert über die Belange der Minderheit. Sie erscheint in deutscher Sprache; Städtenamen werden jedoch auf Deutsch und Dänisch genannt; dänische Begriffe, die schwer übersetzbar sind, bleiben auf Dänisch und werden kursiv gesetzt. Bei offiziellen Titeln wird oft die dänische Entsprechung als Erläuterung in Klammern ergänzt, zum Beispiel „Regierungschef (Statsminister)“. Die dänische Sprache ist in geringem Umfang außerdem zum Beispiel in Leserbriefen und in Werbeanzeigen vertreten.
Der Nordschleswiger ist seit 2001 online, anfangs nur mit ausgewählten Artikeln der aktuellen Tagesausgabe; seit 2009 sind E-Abos möglich. Seit 2017 sind auf der neugestalteten Webseite auch Reportagen und Videos von aktuellen regionalen Ereignissen auf Dänisch mit deutschen Untertiteln eingestellt. Diese Umstellung und Entwicklung zum Online-Journalismus mit kürzeren Texten, Faktenboxen, Fotos und Videos bekommt seit einigen Jahren Unterstützung vom Kultusministerium in der Hoffnung, dass die Minderheit auf diese Weise gute Online-Angebote statt Radio und Fernsehen bekommt. Darüber hinaus bekommt Der Nordschleswiger – wie andere Zeitungen in Dänemark auch – staatliche Medienunterstützung in Höhe von 3 Mio. DKK (2017) sowie 18 Mio. DKK vom BDN.
2013 begann Der Nordschleswiger eine umfassende Zusammenarbeit mit deutschen und dänischen Medien, worin alle Texte und Fotos frei zugänglich sind. Dies Zusammenarbeit umfasst in Schleswig-Holstein den Schleswig-Holsteinischen Zeitungsverlag und die dänische Minderheitenzeitung Flensborg Avis und in Dänemark JydskeVestkysten, die einzige dänische regionale Zeitung in Nordschleswig. Damit werden die ökonomischen Ressourcen aller Zeitungen besser ausgenutzt. Trotzdem hindert es die Minderheitenzeitung nicht daran, eigene Aspekte und Auffassungen mitzuteilen. Im Jahr 2014 bekam diese Zusammenarbeit einen neuen Rahmen, als ein neues deutsch-dänisches Medienhaus in Apenrade/Aabenraa für Den Nordschleswiger, JydskeVestkysten und Syddanske Medier (heute Teil von Jysk Fynske Medier) eingeweiht wurde. An einem Turm des Gebäudes laufen Nachrichten je eineinhalb Minuten auf Deutsch und auf Dänisch auf einem Lichtband.
Zwei Jahre später (2016) konnte Der Nordschleswiger sein 70-jähriges Jubiläum feiern. Die deutschsprachige Zeitung erschien ab 1946 als Wochenzeitung; sie war die erste freie deutsche Zeitung in Westeuropa. Seit 1951 ist sie eine Tageszeitung, mit aktuell rund 2.000 Abonnenten und vermutlich einem Leserkreis von bis zu 10.000 Menschen – im Vergleich zu der Anzahl der Mitglieder in der Minderheit eine hohe Anzahl.
Der Nordschleswiger redigiert auch die Zeitung WIR, die sich an Schulkinder und ihre Eltern richtet. Sie wird seit 2016 vier Mal im Jahr kostenlos an Kinder verteilt. Die Artikel der Zeitung sind auf Deutsch geschrieben mit einer kurzen Zusammenfassung auf Dänisch, so dass sowohl die Sprache als auch die Minderheitenidentität gefördert werden.