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Das kulturelle Leben der Minderheit

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Der BDN hat einen Kulturausschuss, der für die Gesamtplanung der Kulturarbeit der Volksgruppe zuständig ist. Jährlich findet eine Kulturkonferenz für alle Mitglieder und Interessierten statt. Die Veranstaltungen des „Festivals Deutscher Kultur“, die von den verschiedenen Verbänden arrangiert werden, spielen zusammen mit der Kirche eine große Rolle für das kulturelle Leben der Minderheit. Dazu kommt eine Reihe von kulturellen Traditionen, die die Minderheit mit der dänischen Majoritätskultur in Nordschleswig oder der deutschen Majoritätskultur in Schleswig-Holstein oder beiden gemeinsam hat. Minderheit und Mehrheit in Nordschleswig teilen den Mutterschaftsstorch (barselsstork), das Katzenschlagen zu Fasching, Ostereier an Zweigen zur Dekoration, den Osterbrief, das Sankt-Hans-Feuer (am Abend des 23. Juni), Lanternelaufen, Wünsche für ein Frohes Neues Jahr mit Knallern vor der Tür und die Abiturientenmütze. Schultüten zur Einschulung hingegen und die Feier der deutschen Wiedervereinigung teilt die Minderheit allein mit der Majoritätskultur in Deutschland. Diese Zweiströmigkeit gehört zu der Besonderheit der Kultur der Minderheit. Sie ist sowohl mit der deutschen als auch der dänischen Kultur verwoben, die ihrerseits miteinander eng verwoben sind in Traditionen, die sich immer über die deutsch-dänische Grenze bewegen.

In der Literatur bekennen sich einige Schriftsteller Nordschleswigs eindeutig zur deutschen Minderheit und schreiben dementsprechend auch in deutscher Sprache. Oft haben Schriftsteller im Deutschen Volkskalender Nordschleswig debütiert und hier in den folgenden Jahren Novellen und Gedichte publiziert. Diese Möglichkeit existiert nicht mehr; 2011 ist das letzte Jahrbuch erschienen, der Volkskalender wurde nach 85 Jahren wegen Sparmaßnahmen eingestellt. Digitale Medien können vielleicht ihre Rolle als Kulturvermittler übernehmen. Westergaard (2000) schreibt, dass drei Autoren den Kern bilden: Hans Schmidt-Gorsblock (1889–1982), Harboe Kardel (1893–1982) und Ingrid Brase Schloe (geb. 1925), die alle Lyrik, Kurzprosa und Romane publiziert haben. In ihren Werken wird zum einen sehr viel Toleranz, zum anderen Identitätsfindung thematisiert. Letzteres bewegt nicht nur die Minderheit, sondern alle Menschen in dieser Grenzregion, in der zwei Kulturen und Sprachen aufeinander treffen. Der Autor Hans Schmidt Petersen (geb. 1962) gehört auch zur deutschen Minderheit, wohnt aber in Berlin. Sein Debüt-Roman erschien in dänischer Sprache, danach folgte eine Reihe von Kriminalromanen in deutscher Sprache.

Auch bildende Künstler und Musiker gehören zur Minderheit, doch ist es in diesen Kunstformen schwerer auszumachen, ob sich darin die Identität der Minderheit niederschlägt oder ob nicht eher übernationale Stimmungen bzw. individuelle Haltungen und Stile zum Ausdruck kommen.

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