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6.4 Sprachgebrauch in den Minderheitenorganisationen

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Aus Interviews und teilnehmenden Beobachtungen geht hervor, dass sich der Sprachgebrauch im BDN seit 1955 nicht verändert hat und Deutsch nach wie vor das bevorzugte Kommunikationsmittel ist. In Bezug auf die Minderheit als solche war die Sprachpolitik des BDN stets darauf ausgerichtet, die deutsche Sprache zu fördern und zu schützen. Dänisch wird für Informationen wie zum Beispiel auf den Webseiten des BDN und in der Kommunikation mit den Mitgliedern der Mehrheit verwendet. Deutsch ist die offizielle Sprache der Organisation in Wort und Schrift. In seinem Verwaltungszentrum, dem Deutschen Generalsekretariat, wird Deutsch auch in der alltäglichen Kommunikation gesprochen, wobei es zu Abweichungen zwischen dem offiziellen Sprachgebrauch der deutschen Sprache und der informellen Kommunikation zwischen den Delegierten in der BDN-Delegiertenversammlung kommen kann. So können informelle Gespräche in Deutsch oder im dänischen Dialekt Sønderjysk stattfinden. Eine ähnliche Sprachverteilung ist bei der Neujahrstagung und beim „Deutschen Tag“ zu beobachten.

Innerhalb des Dachverbandes Deutscher Jugendverband für Nordschleswig (DJN) und seines Jugend- und Sportverbandes ist Deutsch die dominierende Sprache in der schriftlichen Kommunikation. Aber es gibt auch Beispiele für die Verwendung von Sønderjysk und auch eine Kombination von Sønderjysk und Deutsch wie beispielsweise in der Bezeichnung Æ Mannshaft für die Fußballmannschaft für die Europeada, die Fußballeuropameisterschaft der autochthonen, nationalen Minderheiten, organisiert von der Föderalistischen Union Europäischer Volksgruppen (FUEV). Darüber hinaus wirbt der DJN auf der Homepage 2017 für Æ Trainingstag Faustball und Æ Trainingstag Fussball. In den drei Beispielen kommt der definitive Artikel Æ aus dem dänischen Dialekt Sønderjysk. Die teilnehmende Beobachtung zeigt auch eine Verwendung von Sønderjysk unter den Teilnehmern im Sport.

Eine gleichmäßige Sprachverteilung in Schrift und Sprache soll in der Pflege, Altenpflege und Beratung im Sozialdienst Nordschleswig stattfinden. Die Sprachwahl in der persönlichen Kommunikation hängt jedoch in erheblichem Maße von der Muttersprache der Sprecher in den Organisationen ab. Wenn es Deutsch ist, wird die Minderheitensprache gewählt. Laut Byram (1986) sprechen die meisten Minderheitsmitglieder nur bei einer sehr begrenzten Anzahl von Kulturveranstaltungen Deutsch. Er kommt zu dem Schluss, dass Deutsch in der alltäglichen Kommunikation unter den Mitgliedern keine große Rolle spiele und eher ein Symbol der Zugehörigkeit zur Minderheit sei.

Im Minderheitenkontext haben die Politiker der Minderheit immer in deutscher Sprache geschrieben, und Deutsch dominiert auch die Rede auf höchster Ebene, während die Politik auf lokaler Ebene auch auf Sønderjysk stattfinden kann. Im Kontext der Mehrheitsgesellschaft benutzen die Politiker entweder Sønderjysk oder heute auch Standarddänisch. Dies ist die einzige Änderung in der Wahl des gesprochenen Dänisch nach 1955. Seit 1920 wurde auch Dänisch gewählt, weil Wahlplakate für das Folketing (Parlament) sowohl die Minderheit als auch die Mehrheit ansprachen. Für die Kommunal- und Regionalwahlen in den 1990er Jahren veröffentlichte die Schleswigsche Partei in dänischen Tageszeitungen auch zweisprachige Anzeigen auf Deutsch und Sønderjysk und signalisierte damit ihre regionale Zugehörigkeit.

Obwohl die Verwendung von Sønderjysk als Muttersprache in der Mehrheit der Bevölkerung rückläufig ist, vor allem bei den nach 2000 Geborenen, gibt es immer noch eine große Gruppe, die sich mit dem Dialekt identifiziert. Zwar ist der Dialekt nicht unbedingt die Alltagssprache, aber er gehört zur lokalen und regionalen Kultur und zur Identität als Sønderjyder (Südjütländer). Die Schleswigsche Partei hat im Wahlkampf im Zusammenhang mit den Kommunalwahlen 2009, 2013 und 2017 das Beste aus diesem Identitätsmerkmal in Minderheit und Mehrheit gemacht. Auf Sønderjysk wurden Reden gehalten, die SP-Kandidaten verteilten kleine, persönliche Kochbücher mit regionalen Gerichten geschrieben in Dialekt und 16 Lektionen im Dialekt Sønderjysk, die jeweils ein neues Wort mit der Übersetzung ins Standarddänische enthielten. Junge Rapper traten auf lokalen Bühnen mit Raps über die SP auf Sønderjysk auf, die von der Juniorenvereinigung der SP, den Jungen Spitzen, produziert wurden. Der Appell an das regionale Selbstbewusstsein war sehr deutlich und richtete sich an Jung und Alt, Minderheit und Mehrheit. Die Partei hat bei diesen drei Wahlen in den vier Gemeinden Nordschleswigs ihre höchste Zahl an Mandaten erreicht.

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