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2.2 Transdifferenz

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Jörg Roche

Wie Sie bereits an mehreren Stellen sehen konnten, ist interkulturelle Kommunikation weitaus mehr als die Beschäftigung mit Alterität und die Überwindung von vermeintlich kulturellen Unterschieden. Auch kann es nicht nur um ein toleranzbasiertes Verständnis im Sinne von Akzeptanz des Fremden gehen, wenn dieses Bedingung für die interkulturelle Begegnung und nicht Ergebnis von Verstehensprozessen sein soll. Es geht vielmehr um die Sichtbarmachung – und Nutzung – teilweise unbewusster Verstehensprozesse von Menschen in mehrkulturellen und mehrsprachigen Gesellschaften und um den produktiven Umgang mit dem Fremden. Dabei geht es nicht um einzelne Bereiche einer mehr oder weniger definierbaren Kultur, sondern um den grundsätzlichen Umgang mit Wissen. Es ist davon auszugehen, dass unser gesamtes Wissen nicht in statischen Schubladen (oder Speichern) abgelegt ist, sondern sich vielmehr dynamisch organisiert und daher ständig in verschiedenen Akkomodations- und Assimilationsprozessen verändert. Bemerkenswert ist, dass trotz aller Dynamik auch ältere Wissensbestände (Einstellungen, Werte, Meinungen, …) weiterhin zugänglich bleiben und unser Handeln unterschiedlich beeinflussen können. So kommt es oft auch zu widersprüchlichen Einstellungen und Handlungen bei derselben Person. Statt also von statischen Konzepten von Wissen und Kultur auszugehen, empfiehlt es sich, dynamische Konzepte zugrunde zu legen und entsprechend künftig auch passende Begriffe dafür zu verwenden. Die Begriffe Inter- und Transkultur stehen dagegen im Verdacht, im Grunde doch statische Zustände von Kulturen abzubilden. Dagegen versucht der Begriff Transdifferenz die ständige Veränderung mentaler Modelle und Schemata und ihre wechselseitigen Einflüsse zu fassen. Damit werden Begriff und Konzept von Transdifferenz gerade für den Umgang mit einer Literatur nutzbar, die unterschiedliche Kultur- und Perspektivenwechsel zu behandeln versucht.

Lernziele

In dieser Lerneinheit möchten wir erreichen, dass Sie

 die Entwicklung des Konzepts von Transdifferenz kennenlernen;

 die kritische Perspektive auf schwammige Begrifflichkeiten im Kontext von Kulturkontakten vertiefen;

 den Zusammenhang zwischen skeptischer Hermeneutik und dem Transdifferenzansatz herstellen können;

 die Veränderungsprozesse und Beziehungen kognitiver Schemata und Modelle verstehen, beschreiben und auf den Kulturkontakt beziehen können;

 die Verbindung von theoretischem Ansatz und einer praktischen Aufgabenorientierung im Unterricht nachvollziehen und nutzen können;

 die Veränderungen von Einstellungen und Perspektiven im Kulturkontakt in literarischen Texten nachvollziehen, erklären und im Unterricht umsetzen können.

Kultur- und Literaturwissenschaften

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