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4.1 Aufgabenstellungen des Lernszenarios
ОглавлениеEinige ausgewählte Aufgaben des Lernszenarios, die das Konzept des Anthropozäns, den Denkrahmen für Bildung für nachhaltige Entwicklung, die Förderung digitaler Kompetenzen im Distance Learning und den Heimatkundeunterricht im Sachunterricht miteinander verbinden, werden am Beispiel Puchberg am Schneeberg in Niederösterreich näher beschrieben.
Gemeindeamt
Bereits auf der dritten Schulstufe hatten die Schüler*innen die Gelegenheit, im Rahmen eines Lehrausgangs das Gemeindeamt zu besuchen und mit dem Bürgermeister über ihre Sorgen, Probleme und Anliegen als aktive Bürger*innen der Gemeinde zu diskutieren. Dort wurden auch die Aufgabenbereiche der Gemeinde besprochen und Fragen zu Wirtschaft und Tourismus erörtert. In der Arbeit mit dem ThingLink erhielten die Schüler*innen die Aufgabe, sich mit der Homepage der Gemeinde auseinanderzusetzen und Fragen darüber zu beantworten. Bei dieser Aufgabe stand das gezielte Suchen von Informationen im Internet im Vordergrund.
Wirtschaft
Ein wichtiges Unternehmen in Puchberg am Schneeberg ist die Firma Rigips, die am Ortsrand Gips abbaut, in einem Werk weiterverarbeitet und auf diese Weise Arbeitsplätze schafft. Bei der Auseinandersetzung mit dem Thema Bergbau geht es darum, die wirtschaftlichen Aspekte sowie die Ressourcennutzung im Ort zu entdecken, wobei der Fokus auf unterschiedlichen Aspekten wie Arbeitsplatzschaffung, wirtschaftlicher Nutzen für den Ort und den Konzern und Ressourcennutzung der Umwelt liegt. Im ThingLink erhielten die Kinder als Vorbereitung auf einen geplanten Lehrausgang den Auftrag, über die Firma und ihre Produkte zu recherchieren und Fragen zu notieren, die im Rahmen des Lehrausgangs den Mitarbeiter*innen vor Ort gestellt werden könnten.
Tourismus
Bedingt durch die Besonderheiten der Landschaft hat sich Puchberg am Schneeberg in den letzten Jahrzehnten zu einem bekannten Tourismusort entwickelt und bietet ganzjährig ein breites Angebot für Gäste. So wurde der Schneeberg durch den Bau der Zahnradbahn bereits zu Kaiserzeiten touristisch erschlossen. Ergänzt wurde das Angebot durch den Bau eines Sesselliftes, der im Winter zum Schifahren und darüber hinaus ganzjährig zum Wandern einlädt, und der Entwicklung von „Puchis Welt“. Hier ist auf der Wunderwiese das Schifahren auf einer Kunststoffmatte ganzjährig möglich, und die Wunderalm am Fuße des Schneebergs ermöglicht ein Naturerlebnis mit mehreren Spielstationen. Dort werden die Eingriffe in die Natur besonders deutlich.
Ein weiterer touristischer Punkt ist der künstlich angelegte Teich mit dem Kurpark im Zentrum (siehe Abb. 2). Im Rahmen der Gestaltung eines Reiseführers für Kinder im Schuljahr 2018/19 gestalteten die Kinder dieser Klasse einen Text über den Teich und den Park. Dieser wurde als Foto ins ThingLink integriert. Die weiteren Aufgaben im ThingLink zu diesem Themenbereich enthalten Links zu Videos über die touristischen Angebote und mathematische Aufgaben, z.B. Schätzaufgaben zur Schneebergbahn.
Abbildung 2: Arbeitsauftrag Kurpark
Wasserversorgung
Da das Quellwasser des Schneebergs über die Wiener Hochquellenleitung den Wiener Haushalten zur Verfügung gestellt wird, ist interessant, warum die ortsansässigen Haushalte aus umliegenden Quellen ihr Trinkwasser beziehen. Für die Kinder sind auch hier wirtschaftliche Aspekte zentral: Welchen Nutzen zieht der Ort daraus, dass das Wasser ihm nicht zur Verfügung gestellt wird? Im ThingLink erhielten die Kinder den Arbeitsauftrag, in ihren Familien zu erfragen, wie die Wasserversorgung in ihren Haushalten gesichert ist. Diese Aufgabe diente als Vorbereitung für einen Wandertag zur Wasseraufbereitungsanlage im Ortsteil Schneebergdörfel mit einem zuständigen Mitarbeiter der Gemeinde, bei dem besprochen werden sollte, welche technischen Notwendigkeiten vorherrschen müssen, damit Wasser trinkbar gemacht werden kann.
Kunst und Kultur
Kunst und Kultur werden im Ort groß geschrieben, was sich an den vielen aktiven Kultur- und Brauchtumsgruppen zeigt. Die Vielfältigkeit ist auch durch die unterschiedlichen Kulturpartner im Ort geprägt, mit denen die Volksschule Puchberg immer wieder Kooperationsprojekte durchführt. Besonders beliebt bei den Kindern war das alte Volkslied „Der Puchberger Franzerl“, das die Schüler*innen im Rahmen einer Brauchtumsveranstaltung gemeinsam zum Besten gaben. Im ThingLink fanden die Kinder einen Link zu einem Video, in dem dieses Lied gesungen wurde, und den Auftrag, das beliebte Lied mitzusingen.
Burgruine Puchberg und Burg Losenheim
Die Geschichte der Menschen in Puchberg interessierte die Kinder stets sehr und besonders die damit verbundenen Sehenswürdigkeiten, die noch heute bestehen. Direkt neben der Volksschule befindet sich die Burgruine Puchberg und etwas weiter entfernt, am Ortsrand, die Burg Losenheim. Diese wurde in liebevoller Kleinarbeit restauriert und war im Herbst vor der Umstellung auf Distance Learning bereits Ziel einer Wanderung. Ein Kulturpartner, der sich mit der filmischen Aufarbeitung der Geschichte und Gegenwart des Ortes beschäftigt, hat in Zusammenarbeit mit der Volksschule Puchberg Kurzfilme zu diesen beiden Burgen gedreht. Dankenswerterweise wurden die Filme für das ThingLink zur Verfügung gestellt, sodass die Kinder sich auch im Distance Learning mit der Entstehungsgeschichte und der aktuellen Nutzung der Burgen für künstlerische, kulturelle und touristische Zwecke auseinandersetzen konnten (siehe Abb. 3).
Abbildung 3: Arbeitsauftrag Burg Losenheim
Straßennamen
Straßennamen dienen nicht nur der Orientierung, sie sind vielfach historisch gewachsen oder erinnern an Persönlichkeiten, die für einen Ort oder eine Stadt bedeutsam waren. Viele Straßen und Wege sind Flurbezeichnungen oder haben einen historischen Bezug. So wird durch die Bezeichnung von Ortsteilen und Straßennamen Geschichte erlebbar. In Puchberg am Schneeberg werden diese Zusammenhänge dokumentiert, indem unter den Straßennamen Tafeln mit dem Ursprung und der Bedeutung des Namens beschrieben werden. Um diesen historischen Kontext im ThingLink zu integrieren, erhielten die Kinder den Auftrag, selbstständig beim Spazierengehen diese Schilder ausfindig zu machen und sie mittels Sprachaufzeichnung als Audio-Datei an die Lehrperson zu übermitteln. Diese Dateien wurden dann ins ThingLink integriert. Diese Idee zeigt, wie es gelingen kann, die Schüler*innen an der Herstellung von Medienprodukten auch auf Distanz zu beteiligen.