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4. Fazit

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Dieser Artikel thematisiert, wie Bilderbücher als kulturelle Repräsentationen nachhaltiges Verhalten für Kinder in der frühen Kindheit vermitteln. Da Bilderbücher sowohl literarische Erfahrungen ermöglichen, aber neben sprachlich-kommunikativen Kompetenzen insbesondere auch zur Wissensaneignung beitragen sowie das Verstehen von Abläufen und Zusammenhängen ermöglichen, eignen sie sich in besonderer Weise, um zur Bildung für Nachhaltigkeit beizutragen.

Die Analyse von Werken mit Bezug zur nachhaltigen Beschaffung von und zum nachhaltigen Umgang mit Lebensmitteln zeigt, dass Bilderbücher auf vielfältige Weise ein Thema mit Bezug zur Nachhaltigkeit erörtern und bearbeiten können. Mithilfe der ausgewählten Werke ist es möglich, dass sich Kinder mit ihrer ökologischen und sozialen Mitwelt auseinandersetzen – auf einfache Art und Weise in Form isolierter Realitätsausschnitte bereits im Alter von zwei bis drei Jahren, ab vier bis fünf Jahren mit etwas höherer Komplexität, sodass auch Zusammenhänge zwischen zwei realen Phänomenen entdeckt und hergestellt sowie Auswirkungen des Handelns erkannt werden können.

Allgemeine Qualitätsmerkmale für Bilderbücher (Hollstein & Sonnenmoser 2017; Thiele 2011) haben auch Gültigkeit, wenn sie zur Bildung für Nachhaltigkeit beitragen wollen. Als besonders wichtig schätzt die Autorin neben der wissenschaftlichen Korrektheit den Bezug zur Lebenswelt des Kindes und Anknüpfungspunkte an das eigene Erleben ein (Können Fischstäbchen schwimmen?; Das weiß ich schon über unser Essen). Darüber hinaus sollen Akteur*innen Identifikationsmöglichkeiten für das Kind bieten (Können Fischstäbchen schwimmen?; Das weiß ich schon über unser Essen). Ein hoher Aufforderungscharakter entsteht außerdem durch die Qualität der Bilder, die entweder zum Fantasieren oder zum genauen Betrachten anregen können. Detailtreue (Das weiß ich schon über unser Essen) und aktivierende Zusätze wie Klappen (Wir schützen unsere Umwelt; Alles über Plastik) oder außergewöhnliche Formate (Es geht rund) motivieren in besonderer Weise zur Auseinandersetzung mit dem Buch. Wissen und Kenntnisse zu einem Thema zeigen sich in Verständnis und Verwendung eines spezifischen Fachwortschatzes, der sich auch in komplexeren syntaktischen Strukturen niederschlägt (Hypotaxe, Passiv). Außerdem dürfen Bilderbücher zu nachhaltigkeitsrelevanten Themen für die Elementarstufe trotz didaktischer Reduktion nicht per se auf Problem- oder Konflikthaftes verzichten (Alles über Plastik; Wir schützen unsere Umwelt).

Durch das gemeinsame Lesen und Betrachten von Bilderbüchern durch Erwachsene und Kind bieten sich Möglichkeitsräume für explizite Wertebildung. Problem- und Themenstellungen können im Dialog erklärt und erörtert werden (Breit 2020). Von zentraler Bedeutung ist eine non-normative Haltung des Erwachsenen, welche die Pluralität von Meinungen ermöglicht und Kinder auf ihrem Weg zu einer kritisch-emanzipativen Persönlichkeit unterstützt. Derartige Bildungsprozesse können durch gemeinsames Fabulieren und Philosophieren auf entwicklungsangemessene Weise unterstützt werden, z.B. durch Fragen wie, „Was wäre, wenn wir nur Nahrungsmittel verwenden würden, die in unserer Umgebung angebaut werden?“

Bildung für Nachhaltigkeit realisiert sich außerdem in Vorbildern – durch konkretes Handeln und Vorleben (Breit 2020). Daher kann das Bilderbuch zwar einen Beitrag zur Bildung für Nachhaltigkeit leisten – als Impulsgeber, als Wissensträger etc. –, aber es bedarf auch konkreter Erfahrungen, mit welchen die kulturellen Repräsentationen verknüpft werden können. Für die Elementarstufe bieten sich rund um das Thema Lebensmittel vielfältige Aktivitäten an, um die Inhalte zur nachhaltigen Lebensgestaltung mit der eigenen Lebenswelt zu verknüpfen:

• Besuch bzw. Einkauf auf dem Wochenmarkt

• Exkursion in den Supermarkt

• Exkursion zu einem naheliegenden Bauernhof; Mithilfe bei der Obst- oder Gemüseernte; Einkauf im Hofladen

• Anlegen eines Hochbeets im Garten, in welchem Gemüse angebaut, gepflegt und geerntet sowie gemeinsam verarbeitet wird

• Setzen von Obstbäumen und Sträuchern im Garten, um Prozesse rund um Wachstum, Pflege und Ernte mitzuerleben und anschließend das Obst essen, einkochen etc.

• Projekte, die an die Lebenswelt der Kinder anschließen und alle Bildungspartner*innen einbinden, z.B. Jausenverpackungen minimieren

• Projekte, die gesunde Ernährung inkludieren (unter Einbindung der Kinder: Zubereiten von gesunder Jause oder warmen Mahlzeiten; Verwertung von Lebensmittelresten; Pressen von Obstsäften etc.).

Der Einsatz von im Text analysierten Bilderbüchern im pädagogischen Alltag sowie die hier skizzierten Aktivitäten in Form von Projekten können einen Grundstein für eine nachhaltige Lebensführung legen: Kinder erleben, dass die Wahl der Lebensmittel und veränderte Essgewohnheiten zur Nachhaltigkeit beitragen können. Sie erleben, dass ihr Handeln Konsequenzen hat und sie sozial-ökologische Phänomene alleine oder gemeinschaftlich beeinflussen können.

Kulturelle Nachhaltigkeit lernen und lehren

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