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Simone Breit Das Bilderbuch als kulturelle Repräsentation von Nachhaltigkeit Eine Analyse ausgewählter Werke zum Thema Lebensmittel für die Elementarstufe 1. Nachhaltigkeit und Bildung für Nachhaltigkeit
ОглавлениеNachhaltigkeit als „Umgang mit den Ressourcen sowie deren gerechte Verteilung“ (Grundmann 2017, 24) ist als gesellschaftliches Thema allgegenwärtig. Da eine nachhaltige Entwicklung eine Änderung von Denk- und Handlungsweisen erfordert, spielt Bildung für diesen Prozess eine entscheidende Rolle (UNESCO 2014). Lernende sollen die Möglichkeit erhalten, „sich das Wissen, die Fähigkeiten, Werte und Einstellungen anzueignen, die erforderlich sind, zu einer nachhaltigen Entwicklung beizutragen“ (UNESCO 2014, 34).
Im pädagogischen Kontext hat man mit dem Konzept Bildung für nachhaltige Entwicklung auf diese Zielsetzungen reagiert. Bildung für nachhaltige Entwicklung „befähigt Lernende, informierte Entscheidungen zu treffen und verantwortungsbewusst zum Schutz der Umwelt, für eine bestandsfähige Wirtschaft und einer gerechten Gesellschaft für aktuelle und zukünftige Generationen zu handeln und dabei die kulturelle Vielfalt zu respektieren. Es geht um einen lebenslangen Lernprozess, der wesentlicher Bestandteil einer hochwertigen Bildung ist. […] Ihr Ziel/Zweck ist eine Transformation der Gesellschaft.“ (UNESCO 2014, 12). Dieser Definition entsprechend versteht sich eine derartige Bildung als ganzheitlich, sie berücksichtigt die Lernumgebung, die methodisch-didaktische Gestaltung sowie Lerninhalte und -ergebnisse gleichermaßen und will transformativ wirken.
In der Bildungsagenda 2030 wurde die Zielsetzung formuliert, dass bis 2030 „alle Lernenden die für nachhaltige Entwicklung notwendigen Kenntnisse und Fähigkeiten erwerben, u.a. durch Bildung für nachhaltige Entwicklung, für nachhaltige Lebensweise, für Menschenrechte, für Gleichberechtigung der Geschlechter, durch Förderung einer Kultur des Friedens und der Gewaltfreiheit, durch Global Citizenship Education und Wertschätzung kultureller Vielfalt und durch den Beitrag der Kultur zu nachhaltiger Entwicklung“ (Deutsche UNESCO-Kommission 2017, 19).
Niebert (2016, 4) plädiert dafür, die Konzepte Nachhaltigkeit und Nachhaltige Entwicklung voneinander zu unterscheiden, wobei nachhaltige Entwicklung als Konzept zur Verbesserung der Lebensqualität im Einklang mit den Belastungsgrenzen des Erdsystems für jene Länder beschrieben wird, in denen Grundbedürfnisse wie ausreichend Nahrung, sauberes Wasser, Zugang zu Gesundheitsversorgung und Bildung nicht oder unzureichend erfüllt sind. Nachhaltigkeit als Begriff und Konzept verwendet er in Bezug auf solche Länder, in denen für den Großteil der Bevölkerung die Grundbedürfnisse erfüllt sind und für welche die Etablierung eines Wirtschaftens und Lebens im Einklang mit den planetarischen Belastungsgrenzen das Ziel ist. In weiterer Konsequenz spricht Niebert im Kontext von OECDStaaten von Bildung für Nachhaltigkeit.
Bereits in der frühen Kindheit kann Bildung für Nachhaltigkeit einen besonderen Beitrag zu einer „Kultur der Nachhaltigkeit“ (Forum Frühkindliche Bildung 2020, 5) leisten, die auf einer Sorge für die menschliche und nicht-menschliche Mitwelt fußt. Von entscheidender Bedeutung ist es, Kindern „altersangemessen und lebensweltbezogen Themen und Herausforderungen der Nachhaltigkeit nahe zu bringen. Es soll ihnen möglich sein, selbst Lösungen zu finden und Veränderungen mitzugestalten. Dabei sollten die Selbsttätigkeit des Kindes sowie berührende Erlebnisse und Erfahrungen im Vordergrund stehen, die für Fragen einer nachhaltigen Entwicklung sensibilisieren und denen die Kinder im Sinne eines ko-konstruktivistischen Lernverständnisses zunehmend Bedeutung beimessen. Dabei lernen Kinder einen achtsamen Umgang mit Ressourcen und erleben gleichzeitig Freiräume zum Ausprobieren“ (Forum Frühkindliche Bildung 2020, 5). Die Voraussetzungen dafür sind in der frühen Kindheit gegeben, da Fähigkeiten wie Empathie, moralisches Handeln und pro-soziales Verhalten bereits in den ersten Lebensjahren grundgelegt werden.
Elementare Bildungseinrichtungen fungieren als Lernorte mit Vorbildfunktion und bieten „Lernanlässe für zukunftsorientiertes Denken und Handeln“ (Forum Frühkindliche Bildung 2020, 14). Dieser Funktion wird der Kindergarten beispielsweise gerecht, wenn Aufgabensegmente wie Kochen und Verpflegung auf Nachhaltigkeit ausgerichtet sind. Darüber hinaus werden Bildungsangebote so gestaltet, dass sie den Anforderungen der Bildung für Nachhaltigkeit entsprechen. Folgende Leitfragen aus dem Referenzrahmen (Forum Frühkindliche Bildung 2020) können der Qualitätseinschätzung dienen:
• Inwieweit werden in Bildungsangeboten gesellschaftliche Themen erörtert, die einen Bezug zur Nachhaltigkeit haben?
• Wodurch erhalten Kinder Gelegenheit, sich ganzheitlich und eigeninitiativ mit Themen der ökologischen und sozialen Mitwelt auseinanderzusetzen?
• Wie unterstützen und begleiten Pädagog*innen Kinder, die Interesse an Themen der Nachhaltigkeit zeigen?
• Welche Möglichkeiten haben Kinder, um sich Grundlagen für nachhaltiges Denken und Handeln durch entdeckend-forschendes Lernen und durch das selbsttätige Ausprobieren und Anwenden anzueignen?
• Inwieweit erfahren Kinder im pädagogischen Alltag und in Projekten, dass ihr Handeln Konsequenzen hat, dass sie Sachverhalte alleine oder in Gemeinschaft beeinflussen und auf diese Weise selbstwirksam sein können?
Bildung für Nachhaltigkeit unterstützt also Kinder bereits auf der Elementarstufe darin, „Probleme nicht-nachhaltiger Entwicklung im nahen Umfeld aber auch entfernten Weltregionen [sic!] zu reflektieren, Wertvorstellungen vor dem Hintergrund von Gerechtigkeitsprinzipien zu hinterfragen sowie Visionen alternativer Zukünfte zu entwickeln“ (Forum Frühkindliche Bildung 2020, 5).