Читать книгу Das Neue Testament - jüdisch erklärt - Группа авторов - Страница 67
Оглавление1 Und es begab sich, dass er an einem Ort war und betete. Als er aufgehört hatte, sprach einer seiner Jünger zu ihm: Herr, lehre uns beten, wie auch Johannes seine Jünger lehrte. 2 Er aber sprach zu ihnen: Wenn ihr betet, so sprecht:
Vater!
Dein Name werde geheiligt.
Dein Reich komme.
3 Gib uns unser täglich Brot Tag für Tag
4 und vergib uns unsre Sünden;
denn auch wir vergeben jedem, der an uns schuldig wird.
Und führe uns nicht in Versuchung.
5 Und er sprach zu ihnen: Wer unter euch hat einen Freund und ginge zu ihm um Mitternacht und spräche zu ihm: Lieber Freund, leih mir drei Brote; 6 denn mein Freund ist zu mir gekommen auf der Reise, und ich habe nichts, was ich ihm vorsetzen kann, 7 und der drinnen würde antworten und sprechen: Mach mir keine Unruhe! Die Tür ist schon zugeschlossen und meine Kinder und ich liegen schon zu Bett; ich kann nicht aufstehen und dir etwas geben. 8 Ich sage euch: Und wenn er schon nicht aufsteht und ihm etwas gibt, weil er sein Freund ist, so wird er doch wegen seines unverschämten Drängens aufstehen und ihm geben, so viel er bedarf.
Lk 11,5–8 Der drängende Freund 11,8 Drängen, im Gebet (vgl. Lk 18,1–8).
9 Und ich sage euch auch: Bittet, so wird euch gegeben; suchet, so werdet ihr finden; klopfet an, so wird euch aufgetan. 10 Denn wer da bittet, der empfängt; und wer da sucht, der findet; und wer da anklopft, dem wird aufgetan.
11 Wo bittet unter euch ein Sohn den Vater um einen Fisch, und der gibt ihm statt des Fisches eine Schlange? 12 Oder gibt ihm, wenn er um ein Ei bittet, einen Skorpion? 13 Wenn nun ihr, die ihr böse seid, euren Kindern gute Gaben zu geben wisst, wie viel mehr wird der Vater im Himmel den Heiligen Geist geben denen, die ihn bitten!
Lk 11,9–13 Zusicherung der Beachtung durch Gott (Mt 7,7–11) 11,9 Bittet, so wird euch gegeben, vgl. Ps 145,18 („Der Herr ist nahe allen, die ihn anrufen, allen, die ihn mit Ernst anrufen“). 11,11 Vater, vgl. Anm. zu 8,42. 11,13 Wie viel mehr, ein qal wa-chomer-Argument (hebr. für „leicht und schwer“; eine rhetorische Formulierung, in der vom Kleineren auf das Größere geschlossen wird [a fortiori] (vgl. mMak 3,15: „Es sagt Rabbi Chananja ben Gamaliel: Wie doch! Wenn der, der eine Sünde tut, deretwegen er sich seine Seele nimmt, ein Gebot hält, um wieviel mehr [geschieht es], dass ihm seine Seele gegeben wird“). Heiliger Geist, vgl. Anm. zu 1,15.
14 Und er trieb einen Dämon aus, der war stumm. Und es geschah, als der Dämon ausfuhr, da redete der Stumme, und die Menge verwunderte sich. 15 Einige aber unter ihnen sprachen: Er treibt die Dämonen aus durch Beelzebul, den Obersten der Dämonen. 16 Andere aber versuchten ihn und forderten von ihm ein Zeichen vom Himmel.
17 Er aber kannte ihre Gedanken und sprach zu ihnen: Jedes Reich, das mit sich selbst uneins ist, wird verwüstet und ein Haus fällt über das andre. 18 Ist aber der Satan auch mit sich selbst uneins, wie kann sein Reich bestehen? Denn ihr sagt, ich treibe die Dämonen aus durch Beelzebul. 19 Wenn aber ich die Dämonen durch Beelzebul austreibe, durch wen treiben eure Söhne sie aus? Darum werden sie eure Richter sein. 20 Wenn ich aber durch den Finger Gottes die Dämonen austreibe, so ist ja das Reich Gottes zu euch gekommen. 21 Wenn ein gewappneter Starker seinen Palast bewacht, so bleibt, was er hat, in Frieden. 22 Wenn aber ein Stärkerer über ihn kommt und überwindet ihn, so nimmt er ihm seine Rüstung, auf die er sich verließ, und verteilt die Beute. 23 Wer nicht mit mir ist, der ist gegen mich; und wer nicht mit mir sammelt, der zerstreut.
Lk 11,14–23 Die Beelzebul Streitfrage (Mt 12,22–30; Mk 3,22–27) 11,15 Beelzebul, Satan (vgl. V. 18); Beelzebul, übers. „erhabener Baal“, war der ursprüngliche Titel des kanaanäischen Baal (in 2Kön 1,2 findet sich mit „Baal-Sebub“ eine Parodie dieses Namens, die „Herr der Fliegen“ bedeutet). In bSan 43a und 107b wird Jesu Wunderwirken dämonischen Mächten zugeschrieben. 11,16 Zeichen, vgl. Mt 16,1 und Mk 8,11. Die jüdische Tradition rechnete mit der Möglichkeit wundersamer Phänomene: Zu prüfen galt, ob es sich dabei um Wunder oder Magie handelte, die entsprechend von Gott bzw. Satan ermöglicht wurde (vgl. „Jüdische Wundertäter und Zauberei in der Spätzeit des Zweiten Tempels“). 11,18 Satan, vgl. Anm. zu 4,3. 11,19 Eure Söhne, jüdische Wundertäter (vgl. Jos.Ant. 8,45 über die Austreibungsmacht Salomos). 11,20 Finger Gottes, vgl. Ex 8,15; Dtn 9,10. 11,21–22 Ein Stärkerer, hier bezieht sich Jesus auf sich selbst. 11,23 Vgl. Lk 9,50; entweder man folgt Jesus nach oder ist sein Feind. 11,24–26 Erklärung von Rückfällen nach einem Exorzismus, vgl. auch Mt 12,43–45.
24 Wenn der unreine Geist von einem Menschen ausgefahren ist, so durchstreift er dürre Stätten, sucht Ruhe und findet sie nicht; dann spricht er: Ich will wieder zurückkehren in mein Haus, aus dem ich fortgegangen bin. 25 Und wenn er kommt, so findet er‘s gekehrt und geschmückt. 26 Dann geht er hin und nimmt sieben andre Geister mit sich, die böser sind als er selbst; und wenn sie hineinkommen, wohnen sie dort, und es wird mit diesem Menschen am Ende ärger als zuvor.
27 Und es begab sich, als er solches redete, da erhob eine Frau aus dem Volk ihre Stimme und sprach zu ihm: Selig ist der Leib, der dich getragen hat, und die Brüste, an denen du gesogen hast. 28 Er aber sprach: Selig sind, die das Wort Gottes hören und bewahren.
Lk 11,27–28 Die wahre Familie 11,27 Eine Frau aus dem Volk, weder ihre Anwesenheit noch ihr öffentliches Sprechen ist ungewöhnlich. Selig, sowohl Individuen (z.B. Jaël in Ri 5,24) als auch Gruppen werden im Tanach häufig gepriesen. 11,28 Selig sind, vgl. Lk 8,21. Lukas betont weiterhin stärker die durch Glauben an oder Vertrauen auf Jesus entstandene Familie als die durch Hochzeit oder Blutverwandtschaft verbundene.
29 Die Menge aber drängte herzu. Da fing er an und sagte: Dies Geschlecht ist ein böses Geschlecht; es fordert ein Zeichen, und es wird ihm kein Zeichen gegeben werden als nur das Zeichen des Jona. 30 Denn wie Jona zum Zeichen geworden ist für die Leute von Ninive, so wird es auch der Menschensohn sein für dieses Geschlecht. 31 Die Königin vom Süden wird auftreten beim Gericht mit den Leuten dieses Geschlechts und wird sie verdammen; denn sie kam vom Ende der Erde, zu hören die Weisheit Salomos; und siehe, hier ist mehr als Salomo. 32 Die Leute von Ninive werden auftreten beim Gericht mit diesem Geschlecht und werden es verdammen; denn sie taten Buße nach der Predigt des Jona. Und siehe, hier ist mehr als Jona.
Lk 11,29–32 Das Zeichen des Jona (Mt 12,38–42; Mk 8,11–12) 11,29 Zeichen, vgl. Lk 11,16. Zeichen des Jona, das erfolgreiche Predigen des Jona vor den (nichtjüdischen) Niniviten, aber auch seine Rettung aus dem Fisch (vergleichbar mit der Auferweckung [vgl. Mt 12,39]). Jona fungiert hier als Prototyp für Jesus: Wie seine Anwesenheit und Predigt die Niniviten zur Buße bewegt hat, wird auch Jesus seine Nachfolger anrühren. 11,30 Menschensohn, vgl. Anm. zu 5,24. 11,31 Königin vom Süden, von Saba (1Kön 10,1–10; 2Chr 9,1–9; Josephus [Ant. 8,165] identifiziert sie als „Beherrscherin von Ägypten und Äthiopien“), eine Nichtjüdin. Auftreten, bei der Auferweckung; vgl. Dan 12,2–3.
33 Niemand zündet ein Licht an und setzt es in einen Winkel, auch nicht unter einen Scheffel, sondern auf den Leuchter, damit, wer hineingeht, das Licht sehe. 34 Dein Auge ist das Licht des Leibes. Wenn dein Auge lauter ist, so ist dein ganzer Leib licht; wenn es aber böse ist, so ist auch dein Leib finster. 35 So schaue darauf, dass nicht das Licht in dir Finsternis sei. 36 Wenn nun dein ganzer Leib licht ist und kein Teil an ihm finster, dann wird er ganz licht sein, wie wenn dich das Licht erleuchtet mit hellem Schein.
Lk 11,33–36 Das innere Licht 11,33 Licht, vgl. Lk 8,16; Mt 5,15; Mk 4,21. 11,34–36 Auge, vgl. Mt 6,22–23.
37 Als er noch redete, bat ihn ein Pharisäer, mit ihm zu essen. Und er ging hinein und setzte sich zu Tisch. 38 Als das der Pharisäer sah, wunderte er sich, dass er sich nicht vor dem Essen gewaschen hatte. 39 Der Herr aber sprach zu ihm: Ihr Pharisäer, ihr haltet die Becher und Schüsseln außen rein; aber euer Inneres ist voll Raub und Bosheit. 40 Ihr Narren, hat nicht der, der das Äußere geschaffen hat, auch das Innere geschaffen? 41 Doch gebt als Almosen von dem, was da ist; siehe, dann ist euch alles rein. 42 Aber weh euch Pharisäern! Denn ihr gebt den Zehnten von Minze und Raute und allem Kraut und geht vorbei am Recht und an der Liebe Gottes. Doch dies sollte man tun und jenes nicht lassen.
43 Weh euch Pharisäern! Denn ihr sitzt gern obenan in den Synagogen und wollt gegrüßt sein auf dem Markt.
44 Weh euch! Denn ihr seid wie die verdeckten Gräber, die Leute laufen darüber und wissen es nicht.
45 Da antwortete einer von den Lehrern des Gesetzes und sprach zu ihm: Meister, mit diesen Worten schmähst du uns auch. 46 Er aber sprach: Weh auch euch Lehrern des Gesetzes! Denn ihr beladet die Menschen mit unerträglichen Lasten und ihr selbst rührt sie nicht mit einem Finger an.
47 Weh euch! Denn ihr baut den Propheten Grabmäler; eure Väter aber haben sie getötet. 48 So seid ihr Zeugen für die Taten eurer Väter und billigt sie; denn sie haben sie getötet, und ihr baut ihnen Grabmäler! 49 Darum spricht auch die Weisheit Gottes: Ich will Propheten und Apostel zu ihnen senden, und einige von ihnen werden sie töten und verfolgen, 50 damit gefordert werde von diesem Geschlecht das Blut aller Propheten, das vergossen ist, seit der Welt Grund gelegt ist, 51 von Abels Blut an bis zum Blut Secharjas, der umkam zwischen Altar und Tempel. Ja, ich sage euch: Es wird gefordert werden von diesem Geschlecht.
52 Weh euch Lehrern des Gesetzes! Denn ihr habt den Schlüssel der Erkenntnis weggenommen. Ihr selbst seid nicht hineingegangen und habt auch denen gewehrt, die hineinwollten.
Lk 11,37–52 Schmähungen gegen Pharisäer und Lehrer des Gesetzes 11,37 Bat ihn ein Pharisäer, mit ihm zu essen, vgl. Anm. zu 7,36. 11,38 Nicht […] gewaschen hatte, Mt 15,1–9; Mk 7,1–5; die netilat jadajim, das Waschen der Hände vor dem Essen, ist ein Heiligungsritual, das aus frühen rabbinischen Texten bekannt ist (vgl. mJad passim). Josephus berichtet, dass die Essener vor dem Essen gebadet hätten (Bell. 2,129). 11,39 Herr, vgl. Anm. zu 1,17. 11,41 Almosen, hebr. zedaqa, vgl. Anm. zu 6,30. 11,42 Weh euch Pharisäern, vgl. Mt 23,13–33. Ihr gebt den Zehnten, vgl. Dtn 14,22 u.a.; der Erlös wurde verwendet um Witwen, Waise, Fremdlinge und Leviten (Dtn 14,29) zu unterstützen. Minze und Raute […], mSchevi 9,1 hält tatsächlich fest: „Raute, wilder Gemüsefuchsschwanz, Portulak, Koriander, der auf den Bergen wächst, Sellerie der Flußtäler und Raukensenf des Weidegrunds sind von den Zehnten entbunden“. 11,44 Verdeckte Gräber, Gräber wurden übertüncht (Mt 23,27), um versehentlichen Kontakt mit Leichen und die daraus resultierende Unreinheit zu vermeiden (vgl. „Das Mosegesetz“), nicht um sie zu verstecken. 11,46 Unerträgliche Lasten, vgl. Mt 23,4. 11,47 Ihr baut […] Grabmäler, logischerweise sollte dies auf die Ablehnung von und nicht auf Komplizenschaft mit den Morden hinweisen, so dass die Formulierung Heuchelei und Gewalt gleichzeitig andeutet. Eure Väter aber haben sie getötet, Jesus stellt Gesetzeslehrer und Pharisäer als Mörder dar, hebt sich von ihnen ab (vgl. Anm. zu 7,30) und deutet seinen Tod an. 11,49 Weisheit Gottes, vgl. Anm, zu 7,35 bezüglich der Weisheit. Das Zitat lässt sich nicht zuordnen, vgl. aber Jer 7,25–26; sollte die Formulierung von Jeremia abhängig sein, wurden die Apostel hinzugefügt. 11,50 Damit gefordert werde […] das Blut, vgl. Mt 27,25. 11,51 Abel, vgl. Gen 4,8; in der jüdischen Tradition gilt Abel nicht als „Prophet“. Secharja, vermutlich ein Verweis auf 2Chr 24,20–22 (eine Aufzählung der Opfer von Genesis bis hin zur Chronik, die nach bBB 14b den Kanon beschließt. Alternativ könnte es sich um einen Secharja handeln, der während des jüdischen Kriegs im Tempel getötet wurde (in Jos.Bell. 4,335–44 erwähnt). 11,52 Ihr selbst seid nicht hineingegangen, vgl. Mt 23,13.
53 Und als er von dort hinausging, fingen die Schriftgelehrten und die Pharisäer an, heftig auf ihn einzudringen und ihm mit vielerlei Fragen zuzusetzen, 54 und belauerten ihn, ob sie etwas aus seinem Mund erjagen könnten.
Lk 11,53–54 Wachsender Widerstand Vgl. Lk 6,11; 19,47–48; 20,19–20; 22,2.
1 Unterdessen kamen viele Tausend Menschen zusammen, sodass sie einander fast niedertraten. Da fing er an und sagte zuerst zu seinen Jüngern: Hütet euch vor dem Sauerteig der Pharisäer, das ist die Heuchelei.
2 Es ist aber nichts verborgen, was nicht offenbar wird, und nichts geheim, was man nicht wissen wird. 3 Darum, was ihr in der Finsternis sagt, das wird man im Licht hören; und was ihr ins Ohr flüstert in den Kammern, das wird man auf den Dächern verkündigen.
4 Ich sage aber euch, meinen Freunden: Fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib töten und danach nichts mehr tun können. 5 Ich will euch aber zeigen, wen ihr fürchten sollt: Fürchtet den, der, nachdem er getötet hat, Macht hat, in die Hölle zu werfen. Ja, ich sage euch, den sollt ihr fürchten. 6 Verkauft man nicht fünf Sperlinge für zwei Groschen? Dennoch ist vor Gott nicht einer von ihnen vergessen. 7 Auch sind die Haare auf eurem Haupt alle gezählt. Fürchtet euch nicht! Ihr seid kostbarer als viele Sperlinge.
8 Ich sage euch aber: Wer mich bekennt vor den Menschen, zu dem wird sich auch der Menschensohn bekennen vor den Engeln Gottes. 9 Wer mich aber verleugnet vor den Menschen, der wird verleugnet werden vor den Engeln Gottes. 10 Und wer ein Wort gegen den Menschensohn sagt, dem soll es vergeben werden; wer aber den Heiligen Geist lästert, dem soll es nicht vergeben werden.
11 Wenn sie euch aber führen werden in die Synagogen und vor die Machthaber und die Obrigkeiten, so sorgt nicht, wie oder womit ihr euch verantworten oder was ihr sagen sollt; 12 denn der Heilige Geist wird euch in derselben Stunde lehren, was ihr sagen sollt.
Lk 12,1–12 Anweisungen an die Jünger (Mt 16,5–6; Mk 8,14–15) 12,1 Sauerteig, entgegen mancher christlichen Auslegungen handelt es sich nicht um ein Symbol von Unreinheit; im Kontext von Pesach trägt es negative Konnotationen (1Kor 5,6–8, vgl. aber Lk 13,21). PS zu Lev 26,6 (ein Zitat von R. Jehoschua ben Levi) bewertet Sauerteig positiv: „Groß [von großer Bedeutung] ist der Friede, denn der Friede ist für das Land das, was der Sauerteig für den Teig ist. Wenn nicht der Heilige, geb. sei er! Friede auf das Land gegeben hätte, das Schwert und das Wild hätte den Menschen kinderlos gemacht.“ 12,2–3Es ist aber nichts verborgen, vgl. Anm. zu 8,16–17. 12,5 Fürchtet den, nur Gottes Urteil zählt, aber die Gottesfürchtigen sollten auch Hoffnung haben (vgl. Lk 1,50). In die Hölle […] werfen, gr./hebr. gehenna, vgl. Anm. zu 10,15; 2Kön 23,10; vgl. 4Makk 13,14-15: „Fürchten wir den nicht, der sich einbildet, er könne töten. Denen, die das Gesetz übertreten, steht ein gewaltiger und gefährlicher Seelenkampf in der ewigen Qual hervor.“ Rabbi Aqiva bemerkt: „Das Gericht über die Frevler in der Hölle dauert zwölf Monate.“ (mEd 2,10) 12,6 Groschen, gr. assarion, ein sechzehntel eines Denars (Anm. zu 12,59). Nicht einer von ihnen [ist] vergessen, Gott achtet auf die kleinsten Dinge; wie viel mehr (ein qal wa-chomer-Argument) sorgt sich Gott um Menschen. 12,8 Menschensohn, vgl. Anm. zu 5,24; Lk 9,26; Mk 8,38. Engel, der himmlische Hofstaat. 12,10 Den Heiligen Geist lästern, Mt 12,31–32; Mk 3,28–30; die Werke des Geistes dem Satan zuschreiben; vgl. Anm. zu 1,15; Jes 63,10–11. „Gotteslästerung“ taucht in Jes 52,5[LXX]; Dan 3,29[LXX]; Tob 1,18 auf, jedoch ohne formale Definition, was Blasphemie konstituiert; der Begriff bezeichnet eher die bösartige Rede als den Missbrauch des göttlichen Namens. So hält mSan 7,5 fest: „Ein Lästerer [Lev 24,10] ist erst schuldig, wenn er den [Gottes-]namen [das Tetragramm] deutlich ausspricht“. 12,11 [Euch] in die Synagogen [führen], zur Maßregelung (Lk 21,12; Mt 10,17; 23,34; Mk 13,9; Apg 22,19; 26,11). 12,12 Der Heilige Geist wird euch […] lehren, Mt 10,19–20; Mk 13,11; es sind keine einstudierten Reden nötig.
13 Es sprach aber einer aus dem Volk zu ihm: Meister, sage meinem Bruder, dass er mit mir das Erbe teile. 14 Er aber sprach zu ihm: Mensch, wer hat mich zum Richter oder Schlichter über euch gesetzt? 15 Und er sprach zu ihnen: Seht zu und hütet euch vor aller Habgier; denn niemand lebt davon, dass er viele Güter hat.
16 Und er sagte ihnen ein Gleichnis und sprach: Es war ein reicher Mensch, dessen Land hatte gut getragen. 17 Und er dachte bei sich selbst und sprach: Was soll ich tun? Ich habe nichts, wohin ich meine Früchte sammle. 18 Und sprach: Das will ich tun: Ich will meine Scheunen abbrechen und größere bauen und will darin sammeln all mein Korn und meine Güter 19 und will sagen zu meiner Seele: Liebe Seele, du hast einen großen Vorrat für viele Jahre; habe nun Ruhe, iss, trink und habe guten Mut! 20 Aber Gott sprach zu ihm: Du Narr! Diese Nacht wird man deine Seele von dir fordern. Und wem wird dann gehören, was du bereitet hast? 21 So geht es dem, der sich Schätze sammelt und ist nicht reich bei Gott.
Lk 12,13–21 Warnung vor dem Reichtum 12,13 Das Erbe teilen, Dtn 21,17 ordnet an, dass die ältesten Söhne einen doppelten Anteil vom Erbe erhalten, was aber in der nachbiblischen Praxis kaum Beachtung fand (mBB 8,4–5). 12,14 Richter oder Schlichter, vgl. Ex 2,14; Jesus schlüpft auf ironische Weise in die Rolle des Mose. 12,16 Reicher Mann, Gleichnisse mit diesem Satz neigen dazu, reiche Menschen zu kritisieren, die die Armen nicht unterstützen (Lk 16,1–19). 12,19 Iss, trink und habe guten Mut, eine angemessene Reaktion auf Gottes gute Gaben (Pred 8,15; Tob 7,10; äthHen 97,8–9). 12,20 Vgl. Lk 12,33–34; Jer 17,11. Wird man […] fordern, wörtl. „sie fordern“, was auf Gott, Engel oder die Besitztümer des Mannes bezogen werden kann. Wem wird dann gehören, der Gedanke entspricht den pessimistischeren Teilen des Buches Prediger (z.B. Pred 3,19). 12,21 Schätze sammeln, vgl. Lk 12,33; Tob 4,9–11; Mt 6,19–20; tPea 4,18.
22 Er sprach aber zu seinen Jüngern: Darum sage ich euch: Sorgt euch nicht um das Leben, was ihr essen sollt, auch nicht um den Leib, was ihr anziehen sollt. 23 Denn das Leben ist mehr als die Nahrung und der Leib mehr als die Kleidung. 24 Seht die Raben: Sie säen nicht, sie ernten nicht, sie haben keinen Keller und keine Scheune, und Gott ernährt sie doch. Wie viel mehr seid ihr als die Vögel! 25 Wer ist unter euch, der, wie sehr er sich auch darum sorgt, seiner Länge[*] eine Elle zusetzen könnte? 26 Wenn ihr nun auch das Geringste nicht vermögt, warum sorgt ihr euch um das Übrige?
27 Seht die Lilien, wie sie wachsen: Sie arbeiten nicht, auch spinnen sie nicht. Ich sage euch aber, dass auch Salomo in aller seiner Herrlichkeit nicht gekleidet gewesen ist wie eine von ihnen. 28 Wenn nun Gott das Gras, das heute auf dem Feld steht und morgen in den Ofen geworfen wird, so kleidet, wie viel mehr wird er euch kleiden, ihr Kleingläubigen! 29 Darum auch ihr, fragt nicht danach, was ihr essen oder was ihr trinken sollt, und macht euch keine Unruhe. 30 Nach dem allen trachten die Heiden in der Welt; aber euer Vater weiß, dass ihr dessen bedürft. 31 Trachtet vielmehr nach seinem Reich, so wird euch dies zufallen.
32 Fürchte dich nicht, du kleine Herde! Denn es hat eurem Vater wohlgefallen, euch das Reich zu geben.
Lk 12,22–32 Lehren aus der Natur (Mt 6,25–34) 12,24 Raben, Aasfresser (Lev 11,15; Dtn 14,14; Hiob 38,41). 12,27 Salomo in aller seiner Herrlichkeit, vgl. 1Kön 10. 12,28 Wie viel mehr, ein weiteres qal wa-chomer Argument. 12,31 So wird euch dies zufallen, wie Salomo, der um Weisheit gebeten hatte, aber viel mehr erhielt (1Kön 3,9–14). 12,32 Herde, die, die vom Messias gehütet werden (Ez 34,23). Vater, vgl. Anm. zu 10,21. Zu Darstellungen der Natur vgl. Spr 30,24–28 und anderswo.
33 Verkauft, was ihr habt, und gebt Almosen. Macht euch Geldbeutel, die nicht altern, einen Schatz, der niemals abnimmt, im Himmel, wo sich kein Dieb naht, und den keine Motten fressen. 34 Denn wo euer Schatz ist, da wird auch euer Herz sein.
Lk 12,33–34 Der Schatz im Himmel (Mt 6,19–21) Vgl. Mk 10,21; Lk 18,22; Apg 2,45; 4,32–35. 12,33 Verkauft, was ihr habt, vgl. Anm. zu 6,30. Schatz, der niemals abnimmt, vgl. Anm. zu 12,21.
35 Lasst eure Lenden umgürtet sein und eure Lichter brennen 36 und seid gleich den Menschen, die auf ihren Herrn warten, wann er aufbrechen wird von der Hochzeit, auf dass, wenn er kommt und anklopft, sie ihm sogleich auftun. 37 Selig sind die Knechte, die der Herr, wenn er kommt, wachend findet. Wahrlich, ich sage euch: Er wird sich schürzen und wird sie zu Tisch bitten und kommen und ihnen dienen. 38 Und wenn er kommt in der zweiten oder in der dritten Nachtwache und findet‘s so: Selig sind sie.
39 Das sollt ihr aber wissen: Wenn der Hausherr wüsste, zu welcher Stunde der Dieb kommt, so ließe er nicht in sein Haus einbrechen. 40 Seid auch ihr bereit! Denn der Menschensohn kommt zu einer Stunde, da ihr‘s nicht meint.
41 Petrus aber sprach: Herr, sagst du dies Gleichnis zu uns oder auch zu allen? 42 Und der Herr sprach: Wer ist nun der treue und kluge Verwalter, den der Herr über sein Gesinde setzt, dass er ihnen zur rechten Zeit gebe, was ihnen an Getreide zusteht? 43 Selig ist der Knecht, den sein Herr, wenn er kommt, solches tun sieht. 44 Wahrlich, ich sage euch: Er wird ihn über alle seine Güter setzen. 45 Wenn aber jener Knecht in seinem Herzen sagt: Mein Herr lässt sich Zeit zu kommen, und fängt an, die Knechte und Mägde zu schlagen, auch zu essen und zu trinken und sich vollzusaufen, 46 dann wird der Herr dieses Knechts kommen an einem Tage, an dem er‘s nicht erwartet, und zu einer Stunde, die er nicht kennt, und wird ihn in Stücke hauen lassen und wird ihm sein Teil geben bei den Ungläubigen.
47 Der Knecht aber, der den Willen seines Herrn kennt und hat nichts vorbereitet noch nach seinem Willen getan, der wird viel Schläge erleiden. 48 Wer ihn aber nicht kennt und getan hat, was Schläge verdient, wird wenig Schläge erleiden.
Wem viel gegeben ist, bei dem wird man viel suchen; und wem viel anvertraut ist, von dem wird man umso mehr fordern.
Lk 12,35–48 Wachsamkeit und Voraussicht (Mt 24,42–51) 12,35 Lasst eure Lenden umgürtet sein, bereit sein. 12,36 Herr, gr. kyrios, vgl. Anm. zu 1,17. Hochzeit, ein messianisches Bild (Lk 5,34–35). 12,37 Ihnen dienen, vgl. Lk 17,7–8; 22,27; Joh 13,3–16. 12,39 Dieb, ein fesselndes Bild; vgl. 1Thess 5,2; 2Petr 3,10; Offb 16,15. 12,40 Menschensohn, vgl. Anm. zu 5,24. Stunde, da ihr‘s nicht meint, vgl. Mk 13,35. 12,46 In Stücke hauen, die eschatologische Bedrohung. 12,48 Vgl. Lk 8,18; 19,26.
49 Ich bin gekommen, Feuer auf die Erde zu werfen; was wollte ich lieber, als dass es schon brennte! 50 Aber ich muss mich taufen lassen mit einer Taufe, und wie ist mir so bange, bis sie vollendet ist!
51 Meint ihr, dass ich gekommen bin, Frieden zu bringen auf Erden? Ich sage euch: Nein, sondern Zwietracht. 52 Denn von nun an werden fünf in einem Hause uneins sein, drei gegen zwei und zwei gegen drei. 53 Es wird der Vater gegen den Sohn sein und der Sohn gegen den Vater, die Mutter gegen die Tochter und die Tochter gegen die Mutter, die Schwiegermutter gegen die Schwiegertochter und die Schwiegertochter gegen die Schwiegermutter.
Lk 12,49–53 Familiäre Zwietracht (Mt 10,34–36) 12,49 Feuer, sowohl das Urteil (Mt 3,11; 7,19; Mk 9,48; Lk 3,17; 17,29) als auch die Läuterung (Lk 3,16). 12,50 Taufe, hier: Jesu Tod. 12,51 Zwietracht, vgl. Lk 8,21; 9,61; 18,29. 12,53 Vgl. Mi 7,6 und dagegen Mal 3,24.
54 Er sprach aber zu der Menge: Wenn ihr eine Wolke aufsteigen seht im Westen, so sagt ihr gleich: Es gibt Regen. Und es geschieht so. 55 Und wenn der Südwind weht, so sagt ihr: Es wird heiß werden. Und es geschieht so. 56 Ihr Heuchler! Das Aussehen der Erde und des Himmels könnt ihr prüfen; warum aber könnt ihr diese Zeit nicht prüfen?
Lk 12,54–56 Die Deutung der Zeichen (Mt 16,2–3) 12,56 Heuchler, vgl. Lk 13,15.
57 Warum aber urteilt ihr nicht auch von euch aus darüber, was recht ist? 58 Denn wenn du mit deinem Widersacher vor den Fürsten gehst, so bemühe dich auf dem Wege, von ihm loszukommen, damit er nicht etwa dich vor den Richter ziehe, und der Richter überantworte dich dem Gerichtsdiener, und der Gerichtsdiener werfe dich ins Gefängnis. 59 Ich sage dir: Du wirst von dort nicht herauskommen, bis du auch den letzten Heller bezahlt hast.
Lk 12,57–59 Die Vermeidung von Rechtsstreitigkeiten (Mt 5,25–26) 12,58 Von ihm loszukommen, praktische Ratschläge, die mit den Warnungen vor Gier übereinstimmen (Lk 12,15). 12,59 Heller, gr. lepton, die kleinste griechische Münzeinheit. Zwei lepta entsprachen einem qadrans (Mt 5,26; Mk 12,42), acht einem assarion (vgl. Anm. zu 12,6).