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Lukas 23

1 Und die ganze Versammlung stand auf, und sie führten ihn vor Pilatus 2 und fingen an, ihn zu verklagen, und sprachen: Wir haben gefunden, dass dieser unser Volk aufhetzt und verbietet, dem Kaiser Steuern zu geben, und spricht, er sei Christus, ein König. 3 Pilatus aber fragte ihn und sprach: Bist du der Juden König? Er antwortete ihm und sprach: Du sagst es. 4 Pilatus sprach zu den Hohenpriestern und zum Volk: Ich finde keine Schuld an diesem Menschen. 5 Sie aber beharrten darauf und sprachen: Er wiegelt das Volk auf damit, dass er lehrt im ganzen jüdischen Land, angefangen von Galiläa bis hierher.

Lk 23,1–5 Jesus vor Pilatus (Mt 27,1–14; Mk 15,1–5; Joh 18,28–38) 23,1 Pilatus, vgl. Anm. zu 3,1. 23,2 Unser Volk aufhetzt, vielleicht eine Anspielung auf Dtn 13,1–11 in Bezug auf falsche Propheten. Verbietet, dem Kaiser Steuern zu zahlen, vgl. Lk 20,25. Ein König, vgl. Lk 19,38. 23,3 Du sagst es, beantwortet die Frage nicht. 23,4 Ich finde keine Schuld, vgl. Lk 23,14.22.41; Joh 19,4.6; Apg 13,28. Die Evangelien stellen Pilatus als eine Person dar, die versucht, Jesus freizulassen, aber schließlich dem Druck der jüdischen Anführer und der Volksmenge nicht standhalten kann.

6 Als aber Pilatus das hörte, fragte er, ob der Mensch aus Galiläa wäre. 7 Und als er vernahm, dass er unter die Herrschaft des Herodes gehörte, sandte er ihn zu Herodes, der in diesen Tagen auch in Jerusalem war. 8 Als aber Herodes Jesus sah, freute er sich sehr; denn er hätte ihn längst gerne gesehen; denn er hatte von ihm gehört und hoffte, er würde ein Zeichen von ihm sehen. 9 Und er fragte ihn mancherlei. Er antwortete ihm aber nichts. 10 Die Hohenpriester aber und die Schriftgelehrten standen dabei und verklagten ihn hart. 11 Aber Herodes mit seinen Soldaten verachtete und verspottete ihn, legte ihm ein weißes Gewand an und sandte ihn zurück zu Pilatus. 12 An diesem Tag wurden Herodes und Pilatus Freunde; denn vorher waren sie einander feind.

Lk 23,6–12 Jesus vor Herodes Nur das LkEv berichtet diese Episode. 23,7 Herodes [Antipas], der Sohn von Herodes dem Großen (vgl. Anm. zu 3,1) nahm Johannes den Täufer gefangen (Lk 3,19–20) und enthauptete ihn (Lk 9,9). Sandte er ihn zu Herodes, vielleicht eine Anspielung auf Ps 2,2 (die Könige halten Rat wider den „Gesalbten“). 23,8Vgl. Lk 9,9; Apg 4,27–28. 23,9 Er antwortete ihm aber nichts, vgl. Mt 27,12; Mk 15,5. 23,10 Die Hohenpriester aber und die Schriftgelehrten, vgl. Anm. zu 19,47. 23,11 Verspottete ihn, vgl. Joh 19,2–3.

13 Pilatus aber rief die Hohenpriester und die Oberen und das Volk zusammen 14 und sprach zu ihnen: Ihr habt diesen Menschen zu mir gebracht als einen, der das Volk aufwiegelt; und siehe, ich habe ihn vor euch verhört und habe an diesem Menschen keine Schuld gefunden, deretwegen ihr ihn anklagt; 15 Herodes auch nicht, denn er hat ihn uns zurückgesandt. Und siehe, er hat nichts getan, was den Tod verdient. 16 Darum will ich ihn züchtigen lassen und losgeben.[*] 18 Da schrien sie alle miteinander: Hinweg mit diesem! Gib uns Barabbas los! 19 Der war wegen eines Aufruhrs, der in der Stadt geschehen war, und wegen eines Mordes ins Gefängnis geworfen worden.

20 Da redete Pilatus abermals auf sie ein, weil er Jesus losgeben wollte. 21 Sie riefen aber: Kreuzige, kreuzige ihn!

22 Er aber sprach zum dritten Mal zu ihnen: Was hat denn dieser Böses getan? Ich habe keine Schuld an ihm gefunden, die den Tod verdient; darum will ich ihn züchtigen lassen und losgeben. 23 Aber sie setzten ihm zu mit großem Geschrei und forderten, dass er gekreuzigt würde. Und ihr Geschrei nahm überhand. 24 Und Pilatus urteilte, dass ihre Bitte erfüllt würde, 25 und ließ den los, der wegen Aufruhr und Mord ins Gefängnis geworfen war, um welchen sie baten; aber Jesus übergab er ihrem Willen.

Lk 23,18–25 Das Volk verurteilt Jesus (Mt 27,15–26; Mk 15,6–15; Joh 18,39–40; 19,16) Vgl. Apg 3,13–14. 23,18 Barabbas, Mt 27,15–23; Mk 15,6–14; Joh 18,39–40; aramäisch für „Sohn des Vaters“. Im LkEv fehlt der markinische Verweis auf den (unwahrscheinlichen) Brauch, dass ein Gefangener freigelassen wird, weshalb die Forderung der Menge, Barabbas freizugeben, unerklärt bleibt. 23,19 Aufruhr, Barabbas ist des Aufruhrs schuldig, also der Anklage, die gegen Jesus erhoben wurde (Lk 23,38). 23,20–25 Weil er Jesus losgeben wollte, Lukas gibt dem jüdischen Volk die Schuld am Tod Jesu (vgl. Apg 2,23; 3,13–15; 4,10; 5,30; 7,52; 13,27–29). 23,25 Jesus übergab er, die Sprache lässt vermuten, dass Pilatus Jesus an die jüdische Menge übergab, damit er hingerichtet würde.

26 Und als sie ihn abführten, ergriffen sie einen, Simon von Kyrene, der vom Feld kam, und legten das Kreuz auf ihn, dass er‘s Jesus nachtrüge.

27 Es folgte ihm aber eine große Volksmenge und viele Frauen, die klagten und beweinten ihn. 28 Jesus aber wandte sich um zu ihnen und sprach: Ihr Töchter von Jerusalem, weint nicht über mich, sondern weint über euch selbst und über eure Kinder. 29 Denn siehe, es wird die Zeit kommen, in der man sagen wird: Selig sind die Unfruchtbaren und die Leiber, die nicht geboren haben, und die Brüste, die nicht genährt haben! 30 Dann werden sie anfangen zu sagen zu den Bergen: Fallt über uns!, und zu den Hügeln: Bedeckt uns! 31 Denn wenn man das tut am grünen Holz, was wird am dürren werden?

Lk 23,26–31 Der Weg zum Kreuz (Mt 27,31b–32; Mk 15,20b–21; Joh 19,17a) 23,26 Kyrene, in Lybien. Das Kreuz, den horizontalen Balken. 23,28–31 Vgl. Lk 19,41–44; 21,23–24. 23,29 Selig sind die Unfruchtbaren, vgl. Lk 21,23. 23,30 Deutet auf Hos 10,8. 23,31 Die Analogie deutet entweder an, dass, wenn der unschuldige Jesus leidet, Jerusalem noch viel mehr leiden wird, oder dass, wenn schon während Jesu Anwesenheit Schlimmes passiert, in seiner Abwesenheit noch viel mehr geschehen wird (1Petr 4,17–18).

32 Es wurden aber auch andere hingeführt, zwei Übeltäter, dass sie mit ihm hingerichtet würden. 33 Und als sie kamen an die Stätte, die da heißt Schädelstätte, kreuzigten sie ihn dort und die Übeltäter mit ihm, einen zur Rechten und einen zur Linken. 34 [Jesus aber sprach: Vater, vergib ihnen; denn sie wissen nicht, was sie tun!][*] Und sie verteilten seine Kleider und warfen das Los darum.

35 Und das Volk stand da und sah zu. Aber die Oberen spotteten und sprachen: Er hat andern geholfen; er helfe sich selber, ist er der Christus, der Auserwählte Gottes. 36 Es verspotteten ihn auch die Soldaten, traten herzu und brachten ihm Essig 37 und sprachen: Bist du der Juden König, so hilf dir selber! 38 Es war aber über ihm auch eine Aufschrift: Dies ist der Juden König.

39 Aber einer der Übeltäter, die am Kreuz hingen, lästerte ihn und sprach: Bist du nicht der Christus? Hilf dir selbst und uns! 40 Da antwortete der andere, wies ihn zurecht und sprach: Fürchtest du nicht einmal Gott, der du doch in gleicher Verdammnis bist? 41 Wir sind es zwar mit Recht, denn wir empfangen, was unsre Taten verdienen; dieser aber hat nichts Unrechtes getan. 42 Und er sprach: Jesus, gedenke an mich, wenn du in dein Reich kommst! 43 Und Jesus sprach zu ihm: Wahrlich, ich sage dir: Heute wirst du mit mir im Paradies sein.

44 Und es war schon um die sechste Stunde, und es kam eine Finsternis über das ganze Land bis zur neunten Stunde, 45 und die Sonne verlor ihren Schein, und der Vorhang des Tempels riss mitten entzwei. 46 Und Jesus rief laut: Vater, ich befehle meinen Geist in deine Hände! Und als er das gesagt hatte, verschied er.

47 Als aber der Hauptmann sah, was da geschah, pries er Gott und sprach: Fürwahr, dieser Mensch ist ein Gerechter gewesen! 48 Und als alles Volk, das dabei war und zuschaute, sah, was da geschah, schlugen sie sich an ihre Brust und kehrten wieder um.

49 Es standen aber alle seine Bekannten von ferne, auch die Frauen, die ihm aus Galiläa nachgefolgt waren, und sahen das alles.

Lk 23,32–49 Die Kreuzigung (Mt 27,33–43; Mk 15,22–32a; Joh 19,17b–27) 23,32 Übeltäter, Lukas geht nicht auf ihre Vergehen ein. 23,33 Schädelstätte, gr. kranion; Matthäus und Markus bieten das aram. Golgotha. 23,34 Vgl. Apg 7,60. Warfen das Los, Anspielung auf Ps 22,19. 23,36 Essig, Anspielung auf Ps 69,22. 23,39–43 Vgl. Mt 27,44; Mk 15,32b. 23,41 Dieser hat nichts Unrechtes getan, ein Standpunkt, der von Pilatus und Herodes Antipas bestätigt wird (V. 4.14.22). 23,42 Gedenke, ein Hilfeschrei im Psalter (Ps 74,2.18.22). 23,43 Paradies, bezog sich ursprünglich auf den Garten in Eden (Gen 2,8–10[LXX]); hier ist es die Heimstatt derer, die als Gerechte vor der Auferstehung verstorben waren; vgl. Lk 16,22. In bAS 18a wird berichtet, dass R. Chananja ben Teradjon, der wegen seines Torastudiums gefangen genommen wurde, verbrannt wird, nachdem sie „ihn in die Gesetzesrolle [gewickelt hatten.] […] Seine Schüler sprachen zu ihm: Meister, was siehst du? Er erwiderte ihnen: Die Pergamentrollen werden verbrannt und die Buchstaben fliegen [in die Höhe]. […] Darauf sprach der Scharfrichter zu ihm: Meister, wirst du mich, wenn ich die Flamme vergrößere und die Strähnen Wolle von deinem Herzen entferne, in das Leben der zukünftigen Welt bringen? Er erwiderte: Jawohl. […] Alsdann sprang auch dieser in das Feuer. Hierauf ertönte ein [himmlischer] Widerhall und sprach: R. Chananja ben Teradjon und der Scharfrichter sind für das Leben in der zukünftigen Welt bestimmt.“ 23,44–48 Vgl. Mt 27,45–54; Mk 15,33–39; Joh 19,28–30. 23,45 Die Sonne verlor ihren Schein, die Übersetzung ist unsicher; vgl. Am 8,9 für solche eschatologischen Zeichen. Vorhang des Tempels, vgl. Ex 26,31–35. Riss mitten entzwei, zeigt Trauer an (Gen 37,29.34; 44,13; Num 14,6; Jos 7,6; Ri 11,35; usw.) und antizipiert vielleicht die Tempelzerstörung. Entgegen einiger Auslegungen geht es nicht darum, einen neuen Zugang zu Gott zu haben, da Gott schon immer außerhalb des Tempels zugänglich war. 23,46 Geist, gr. pneuma, nicht der spezielle „Heilige Geist“, der Jesus begleitet, sondern der Geist, der alles Leben erst ermöglicht (Gen 6,3[LXX]). 23,48 Schlugen sie sich an ihre Brust, zeigt eher Trauer als eine Bußhandlung an. 23,49 Vgl. Mt 27,55–56; Mk 15,40–41; Joh 19,25–27. Auch die Frauen, vgl. Lk 23,55 und Lk 8,1–3; 24,10.

50 Und siehe, da war ein Mann mit Namen Josef, ein Ratsherr, der war ein guter und gerechter Mann. 51 Der hatte ihren Rat und ihr Handeln nicht gebilligt. Er war aus Arimathäa, einer jüdischen Stadt, und wartete auf das Reich Gottes. 52 Der ging zu Pilatus und bat um den Leib Jesu 53 und nahm ihn herab vom Kreuz, wickelte ihn in ein Leinentuch und legte ihn in ein Felsengrab, in dem noch nie jemand gelegen hatte. 54 Und es war Rüsttag, und der Sabbat brach an.

55 Es folgten aber die Frauen nach, die mit ihm gekommen waren aus Galiläa, und sahen das Grab und wie sein Leib hineingelegt wurde. 56 Sie kehrten aber um und bereiteten wohlriechende Öle und Salben. Und den Sabbat über ruhten sie nach dem Gesetz.

Lk 23,50–56 Jesu Grablegung (Mt 27,57–60; Mk 15,42–46; Joh 19,38–42) 23,50 Ratsherr, vgl. Anm. zu 22,66. 23,51 Arimathäa, vermutlich vom hebr. ramataim, vgl. Ramoth, Ramah, nahe Jerusalem. 23,53 Leinentuch, obwohl es nicht derselbe Begriff wie „Windeln“ oder „Stofftücher“ (Lk 2,12) ist, sollte die Verbindung jenes Tuchs zu dem „Zeichen“ der Hirten und den Leinentüchern der Auferstehung (Lk 24,12) nicht unberücksichtigt gelassen werden. Legte ihn in ein Felsengrab, Lukas berichtet nicht, wer sich um die Leichname der anderen beiden Gekreuzigten gekümmert hat. 23,54 Rüsttag, des Sabbat, Freitag vor Sonnenuntergang. Der Sabbat brach an, bei Sonnenuntergang. 23,55–56 Vgl. Mt 27,61; Mk 15,47–16,1; mSchab 23,5. 23,55 Vgl. Lk 24,10. 23,56 Wohlriechende Öle und Salben, diese wurden auf den Leichnam aufgetragen; vgl. Mk 16,1; Joh 19,40; mSchab 23,5 („Man darf alles für einen Toten Nötige tun: man darf ihn salben und waschen […]“). Die Bereitung des Leichnams sollte der Bestattung vorausgehen. Die Frauen gehen nicht davon aus, dass Jesus auferweckt werden würde. Ruhten sie, vgl. Ex 20,10.

Lukas 24

1 Aber am ersten Tag der Woche sehr früh kamen sie zum Grab und trugen bei sich die wohlriechenden Öle, die sie bereitet hatten. 2 Sie fanden aber den Stein weggewälzt von dem Grab 3 und gingen hinein und fanden den Leib des Herrn Jesus nicht.

4 Und als sie darüber ratlos waren, siehe, da traten zu ihnen zwei Männer in glänzenden Kleidern. 5 Sie aber erschraken und neigten ihr Angesicht zur Erde. Da sprachen die zu ihnen: Was sucht ihr den Lebenden bei den Toten? 6 Er ist nicht hier, er ist auferstanden. Gedenkt daran, wie er euch gesagt hat, als er noch in Galiläa war 7 und sprach: Der Menschensohn muss überantwortet werden in die Hände der Sünder und gekreuzigt werden und am dritten Tage auferstehen. 8 Und sie gedachten an seine Worte.

9 Und sie gingen wieder weg vom Grab und verkündigten das alles den Elf und allen andern Jüngern. 10 Es waren aber Maria Magdalena und Johanna und Maria, des Jakobus Mutter, und die andern Frauen mit ihnen; die sagten das den Aposteln. 11 Und es erschienen ihnen diese Worte, als wär‘s Geschwätz, und sie glaubten ihnen nicht. 12 Petrus aber stand auf und lief zum Grab und bückte sich hinein und sah nur die Leinentücher und ging davon und wunderte sich über das, was geschehen war.

Lk 24,1–12 Die Frauen am Grab (Mt 28,1–8; Mk 16,1–8; Joh 20,1–13) 24,1 Trugen bei sich die wohlriechenden Öle, vgl. Anm. zu 23,55–56. 24,4 Glänzende Kleider, verweist auf Engel (vgl. V. 23), wie auch das plötzliche Erscheinen und das übernatürliche Wissen (V. 5–7). 24,6 Wie er euch gesagt hat, vgl. Lk 9,22; 13,32–33. 24,10 Vgl. Lk 8,1–3; Joh 19,25; 20,2. 24,11 Sie glaubten ihnen nicht, viele Kommentare behaupten fälschlicherweise, dass die Männer ihnen nicht glaubten, weil im Judentum das Zeugnis von Frauen nicht akzeptiert worden sei; tatsächlich hängt ihr Unglaube damit zusammen, dass sie nicht erwartet hatten, dass Jesus auferstehen würde (Joh 20,25).

13 Und siehe, zwei von ihnen gingen an demselben Tage in ein Dorf, das war von Jerusalem etwa sechzig Stadien entfernt; dessen Name ist Emmaus. 14 Und sie redeten miteinander von allen diesen Geschichten. 15 Und es geschah, als sie so redeten und einander fragten, da nahte sich Jesus selbst und ging mit ihnen. 16 Aber ihre Augen wurden gehalten, dass sie ihn nicht erkannten.

17 Er sprach aber zu ihnen: Was sind das für Dinge, die ihr miteinander verhandelt unterwegs? Da blieben sie traurig stehen. 18 Und der eine, mit Namen Kleopas, antwortete und sprach zu ihm: Bist du der Einzige unter den Fremden in Jerusalem, der nicht weiß, was in diesen Tagen dort geschehen ist? 19 Und er sprach zu ihnen: Was denn? Sie aber sprachen zu ihm: Das mit Jesus von Nazareth, der ein Prophet war, mächtig in Tat und Wort vor Gott und allem Volk; 20 wie ihn unsre Hohenpriester und Oberen zur Todesstrafe überantwortet und gekreuzigt haben. 21 Wir aber hofften, er sei es, der Israel erlösen werde. Und über das alles ist heute der dritte Tag, dass dies geschehen ist. 22 Auch haben uns erschreckt einige Frauen aus unserer Mitte, die sind früh bei dem Grab gewesen, 23 haben seinen Leib nicht gefunden, kommen und sagen, sie haben eine Erscheinung von Engeln gesehen, die sagen, er lebe. 24 Und einige von denen, die mit uns waren, gingen hin zum Grab und fanden‘s so, wie die Frauen sagten; aber ihn sahen sie nicht.

25 Und er sprach zu ihnen: O ihr Toren, zu trägen Herzens, all dem zu glauben, was die Propheten geredet haben! 26 Musste nicht der Christus dies erleiden und in seine Herrlichkeit eingehen? 27 Und er fing an bei Mose und allen Propheten und legte ihnen aus, was in allen Schriften von ihm gesagt war. 28 Und sie kamen nahe an das Dorf, wo sie hingingen. Und er stellte sich, als wollte er weitergehen. 29 Und sie nötigten ihn und sprachen: Bleibe bei uns; denn es will Abend werden, und der Tag hat sich geneigt. Und er ging hinein, bei ihnen zu bleiben.

30 Und es geschah, als er mit ihnen zu Tisch saß, nahm er das Brot, dankte, brach‘s und gab‘s ihnen. 31 Da wurden ihre Augen geöffnet, und sie erkannten ihn. Und er verschwand vor ihnen. 32 Und sie sprachen untereinander: Brannte nicht unser Herz in uns, da er mit uns redete auf dem Wege und uns die Schrift öffnete?

33 Und sie standen auf zu derselben Stunde, kehrten zurück nach Jerusalem und fanden die Elf versammelt und die bei ihnen waren; 34 die sprachen: Der Herr ist wahrhaftig auferstanden und dem Simon erschienen. 35 Und sie erzählten ihnen, was auf dem Wege geschehen war und wie er von ihnen erkannt wurde, da er das Brot brach.

Lk 24,13–35 Der Vorfall in Emmaus 24,13 Zwei von ihnen, Kleopas (V. 18) und eine nicht näher bestimmte Person, vielleicht eine Frau. Emmaus, die Lokalisierung ist unsicher. Sechzig Stadien, ein stadion sind ungefähr 180m. 24,16 Ihre Augen wurden gehalten, vgl. Anm. zu 9,45; Lk 18,34. 24,20 Hohenpriester und Oberen, Kleopas beschuldigt zwar nicht alle Juden, ignoriert aber die römische Beteiligung. 24,21 Erlösen, gr. lutroō, übers. „freikaufen“; vgl. Mt 20,28; Mk 10,45; 1Tim 2,6), das messianische Zeitalter einläuten (Lk 1,68). 24,22 Frauen, vgl. Anm. zu 24,11. 24,25 Was die Propheten geredet haben, die Christusgläubigen durchsuchten die Schriften nach Anspielungen auf ihn. 24,26 Musste nicht der Christus dies erleiden, dies ist nicht Teil der allgemeinen jüdischen Messiaserwartungen. 24,27 Mose und alle Propheten, vgl. Anm. zu 16,16; Lk 24,44; Apg 28,23; es wurde angenommen, dass Mose die Tora geschrieben hatte. 24,30 Nahm er das Brot, dankte und brach’s, vgl. Lk 9,16; 22,19. 24,31 Da wurden ihre Augen geöffnet, die Offenbarung wird mit dem Brotbrechen bei einem gemeinschaftlichen Mahl verbunden; Glaube kommt durch Offenbarung, nicht durch Bibelstudium, Logik und nicht einmal durch eine Jesusvision (vgl. V. 35; Apg 2,42; 20,7; 1Kor 10,16). Eine Szene des „Wiedererkennens“ (anagnorisis) war in griechisch-römischer Literatur ebenso üblich wie das plötzliches Erscheinen und Verschwinden eines (vermeintlich) Toten (so beschreibt z.B. Plutarch, wie der [tote] Romulus einem Freund außerhalb Roms erschien und ankündigte: „Ich werde euch der gnädige Gott Quirinus sein“ – und wieder verschwand [Plut.Rom. 28,1–3]). 24,34 Simon erschienen, vgl. 1Kor 15,5.

36 Als sie aber davon redeten, trat er selbst mitten unter sie und sprach zu ihnen: Friede sei mit euch! 37 Sie erschraken aber und fürchteten sich und meinten, sie sähen einen Geist. 38 Und er sprach zu ihnen: Was seid ihr so erschrocken, und warum kommen solche Gedanken in euer Herz? 39 Seht meine Hände und meine Füße, ich bin‘s selber. Fasst mich an und seht; denn ein Geist hat nicht Fleisch und Knochen, wie ihr seht, dass ich sie habe. 40 Und als er das gesagt hatte, zeigte er ihnen seine Hände und Füße. 41 Da sie es aber noch nicht glauben konnten vor Freude und sich verwunderten, sprach er zu ihnen: Habt ihr hier etwas zu essen? 42 Und sie legten ihm ein Stück gebratenen Fisch vor. 43 Und er nahm‘s und aß vor ihnen.

Lk 24,36–43 Jesu Erscheinung vor seinen Jüngern (Joh 20,19–23) 24,36 Friede sei mit euch, vgl. Anm. zu 10,5. 24,37 Geist, die Erscheinung eines Toten; hier eine Fehldeutung, da Jesus gar nicht tot ist (vgl. V. 39–40 bzgl. Jesu Leiblichkeit); Lukas hebt die Realität der Auferstehung Jesu hervor. 24,42 Gebratener Fisch, vgl. Joh 21,9–13. 24,43 Er […] aß, Geister und Engel essen nicht.

44 Er sprach aber zu ihnen: Das sind meine Worte, die ich zu euch gesagt habe, als ich noch bei euch war: Es muss alles erfüllt werden, was von mir geschrieben steht im Gesetz des Mose und in den Propheten und Psalmen. 45 Da öffnete er ihnen das Verständnis, dass sie die Schrift verstanden, 46 und sprach zu ihnen: So steht‘s geschrieben, dass der Christus leiden wird und auferstehen von den Toten am dritten Tage; 47 und dass gepredigt wird in seinem Namen Buße zur Vergebung der Sünden unter allen Völkern. Von Jerusalem an 48 seid ihr dafür Zeugen. 49 Und siehe, ich sende auf euch, was mein Vater verheißen hat. Ihr aber sollt in der Stadt bleiben, bis ihr angetan werdet mit Kraft aus der Höhe.

50 Er führte sie aber hinaus bis nach Betanien und hob die Hände auf und segnete sie. 51 Und es geschah, als er sie segnete, schied er von ihnen und fuhr auf gen Himmel. 52 Sie aber beteten ihn an und kehrten zurück nach Jerusalem mit großer Freude 53 und waren allezeit im Tempel und priesen Gott.

Lk 24,44–53 Letzte Unterweisungen und Himmelfahrt (Vgl. Mk 16,15.19) 24,44 Vgl. V. 26–27; Apg 28,23. Was von mir geschrieben steht, Lukas betont weiterhin, dass die Schriften Israels Jesu Leben, Tod und Auferstehung vorhergesagt hätten (V. 25–26). Psalmen, diese sind die Eröffnung und der größte Teil der Ketuvim (übers. „Schriften“, vgl. Anm. zu 16,16). 24,45 Da öffnete er ihnen das Verständnis, ohne göttliche Offenbarung würden die Leserinnen und Leser die Vorhersagen über Jesus in den Schriften nicht sehen (Lk 24,32). 24,46 So steht‘s geschrieben, kein Text erklärt explizit, dass der Messias leiden müsse, und Lukas zitiert auch keine spezielle Bibelstelle. Teilweise werden Jes 53 und Hos 6,2 als Schriftbeweise herangezogen (vgl. auch 1Kor 15,3–4). 24,47 Buße zur Vergebung der Sünden, Apg 5,31; 10,43; 13,38; 26,18; im Judentum wurde geglaubt, dass Gott immer bereit ist, dem Reumütigen zu vergeben. Unter allen Völkern, lässt die Völkermission erahnen (Apg 1,8). 24,49 Was mein Vater verheißen hat, den Heiligen Geist (Apg 2,1–21). 24,50 Betanien, vgl. Anm. zu 19,29. Hob die Hände auf, vgl. Lev 9,22. 24,51 Fuhr auf gen Himmel, vgl. Apg 1,9–11. Dieser Vers erklärt, warum Jesus nicht mehr erscheint. 24,53 Waren allezeit im Tempel, d.h. sie waren regelmäßig im Tempel; Lukas deutet damit an, dass die Nachfolgerinnen und Nachfolger Jesu weiterhin gläubige Juden blieben (vgl. Apg 2,46).

Das Neue Testament - jüdisch erklärt

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