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2. Stufen des Widerstandes und die Aufgabe der Kirche

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In der Kirchlichen Zeitgeschichte ist unbestritten, „dass ein nur auf politische Fundamentalopposition bezogener Widerstandsbegriff nicht geeignet ist, die Breite kirchlicher Verhaltensformen angemessen zu kennzeichnen.“6 Früh verband sie die Differenzierung vom punktuellen Dissenz bis zum Umsturz mit „Schichten“ oder „Stufen des Widerstandes“.7 Aber diese bauen nicht kontinuierlich aufeinander auf und unterliegen keiner Teleologie. Widerstehen war immer das Handeln einzelner. Ihre Entschiedenheit und Gefährdung korrespondierten der Machtentfaltung des Regimes, das die Widerstandsmöglichkeiten bestimmte.

Angesichts des Vernichtungskampfes der NSDAP wünschte 1937 Erzbischof Karl Joseph Kardinal Schulte einen „Widerstand“, bei dem „möglichst breite Schichten glaubensfreudiger und opferwilliger Katholiken einheitlich die Mitwirkung bei glaubensfeindlichen Maßnahmen ablehnen und die Rechte ihres katholischen Gewissens mutig reklamieren.“8 Darum müsse „wesentlichstes Ziel aller Seelsorge […] sein, das Glaubensleben in möglichst vielen Katholiken so zu vertiefen und zu stärken, dass sie den Prüfungen der Zeit gewachsen sind, auch wenn Bekennertreue von ihnen verlangt wird.“9 Diese zeigten die Märtyrer und auch viele Katholiken im Alltag, aber der breite Widerstand blieb die Ausnahme. Die Zahl evangelischer Blutzeugen ist kleiner, aber Pfarrer und Gemeinden ertrugen Konsequenzen des Bekenntnisses. Dabei entdeckte die BK die Aufgabe des Wächteramtes gegenüber dem Staat. Aber dem einzelnen konnte die Kirche „nie die Entscheidung abnehmen, und die von ihr stammende Orientierung konnte […] nicht den ganzen Bereich umfassen, in dem der Christ sich zu entscheiden hatte.“10 Die katholische Kirche wagte nicht, die Exkommunikation einzusetzen. Die BK sah zwar die Aufgabe der Kirchenzucht, aber ihre Anwendung durch Paul Schneider blieb singulär, abgesehen von der Mitteilung der Kirchenaustritte im Gottesdienst.11

Dass beide Kirchen „Widerstand“ hätten leisten müssen, entspricht nicht ihrem Selbstverständnis, für das die Politik keine primäre Orientierung ist.12 Das entzieht ihr Verhalten während des „Dritten Reichs“ nicht der historischen Beurteilung,13 bindet sie aber an den kirchlichen Auftrag.14 Nach diesem Maßstab ist die Sicherung der Kirche, auf die besonders Kardinal Bertram und auf evangelischer Seite die „intakten“ Landeskirchen achteten, eine Reduktion, obwohl eine Weltanschauungsdiktatur die Kirche auf ein „ Sakristeichristentum“15 beschränken kann, auf das ‚Beten und Tun des Gerechten‘.16 Aber dies als Ziel zu betrachten, ist wie das kirchenpolitische Taktieren theologisch als mangelnden Glaube an die bewahrende Gegenwart Christi zu beurteilen. Dagegen steht das historische Urteil, dass die Kirchen gerade durch ihre Selbstbewahrung ein wirksamer Störfaktor des NS-Regimes waren.17 Aber die politische Einschätzung der Lage führte die Kirchen in die Gefährdung ihres Auftrags in der Angst, aus dem nationalen Konsens herauszufallen, und der Hoffnung auf Mitwirkung in illusionärer Gemeinsamkeit.

Christen im Dritten Reich

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