Читать книгу Der Bibuka - ...Deutscher, ...Polizist ...und doch nur ein Kanacke?! - Группа авторов - Страница 13

Kapitel 9 Türke go home

Оглавление

Es war ein ganz gewöhnlicher Montagmorgen. Ich war im Hauptstudium und saß kurz vor Vorlesungsbeginn in unserem Studiengruppenraum. Die Hälfte meiner Kommilitonen war schon anwesend und wir unterhielten uns übers Wochenende und andere Dinge. Gerd stand plötzlich auf, um die Tafel abzuwischen. Ich weiß nicht, was ihn dazu bewegt hatte. Ob er sich nur gelangweilt hatte, oder ob er einfach nur aus Nettigkeit die Tafel säubern wollte? Wir werden es wohl nie erfahren. Aber er hatte der ganzen Studiengruppe einen Gefallen getan.

Um die Tafel nicht nur von der Außenseite zu reinigen, klappte Gerd sie auch auf. Plötzlich fingen einige meiner Kommilitonen an zu lachen. Einige wurden leise und schauten mich an. Und ich fragte mich einfach nur welcher mutige Vollidiot das wohl an die Tafel geschrieben hatte.

Ich kann nicht genau beschreiben was es war, aber irgendwas in mir sagte ganz deutlich, dass es nur ein Scherz ist. Und im selben Augenblick schossen mir die vier, fünf Personen durch den Kopf, denen ich diesen Spruch an der Tafel zutrauen würde. Drei von ihnen waren auch anwesend und lachten mich an.

An der Tafel stand in groß gemalten Buchstaben:

„Türke go home“.

Gerd schaute mir in die Augen. Er schüttelte mit dem Kopf. Zu erwähnen ist vielleicht noch, dass gerade Gerd auch einer war, dem ich diesen Spruch zugetraut hätte. Nicht weil ich ihn für einen Ausländerfeind hielt, ganz im Gegenteil. Gerd war und ist heut noch ein sehr vernünftiger und demokratischer Mensch. Mehr als nur ein guter Bekannter und Kollege für mich. Nein, sondern eher deswegen, weil er auch ein sehr loses Mundwerk mit solchen Sprüchen hatte, wenn er anfing zu witzeln.

Aber in diesem Moment konnte ich in seinem Gesicht sehen, dass ihm dieser Spruch an der Tafel gar nicht gefiel. „Welcher Idiot war denn das?“, fragte er dann in einem ernsten Ton in den Raum. Dann wischte er den Spruch von der Tafel und setzte sich wieder. Er regte sich weiter auf und ich merkte, dass er das Bedürfnis hatte, mir mitzuteilen wie unverschämt er diesen Spruch an der Tafel doch finden würde.

Ein anderer Kollege, auch nicht auf den Mund gefallen mit dieser Art Humor, schaute mich an und sagte: „Das war er doch selber der scheiß Türke!“ und lachte mich dann an. Er fügte noch hinterher: „Das hat er doch selber an die Tafel geschrieben, um uns hier schlecht zu machen!“

Ja, so war Matze und so ist er heute auch noch. Ihm hatte ich es auch zugetraut. Ob er diese Sprüche jetzt nur heraus klopfte, um davon abzulenken? Ich weiß es nicht.

Ich wurde jetzt auch ein wenig unpassend in meiner Äußerung gegenüber Matze und sagte so etwas wie: „Ja genau wie die Juden, die waren auch alle selber schuld, dass sie vergast wurden.“

An dieser Stelle möchte ich mich bei allen Opfern des zweiten Weltkrieges entschuldigen, dass ich ihr unendliches Leid mit dem kleinen Problem an der Tafel verglichen hatte.

Es macht aber deutlich, dass es eine typische Aussage von Faschisten war, den Opfern selbst immer die Schuld zu geben.

Natürlich war Matze kein Faschist. Aber Matze ist einer von den wenigen Kollegen, bei denen ich genau weiß, dass er eine große „Rückfuhr in die Heimatländer“-Aktion (natürlich nur unter humanen Umständen) gegen Ausländer von Herzen unterstützen würde.

Soweit ich das beurteilen kann, bin ich für Matze so etwas wie die willkommene Ausnahme. Was sonst?

In der Studiengruppe gab es kurzzeitig kleinere Diskussionen über den Spruch. Einige schüttelten noch immer mit dem Kopf, während Andere der festen Überzeugung waren, dass sich da jemand einen blöden Scherz erlaubt hatte.

Was da wirklich gelaufen war? Keine Ahnung. Ich habe es nie erfahren. Anfangs dachte ich noch, dass sich auf irgendeiner Party jemand volltrunken offenbaren wird, das war aber nicht so. Wirklich jucken tut es mich heute auch nicht mehr.

Wichtig war für die Studiengruppe nur, dass Gerd sich diesen Morgen aufgemacht hatte, um die Tafel zu wischen. Ich will gar nicht daran denken, was passiert wäre, wenn unser Dozent vor versammelter Studiengruppe die Tafel geöffnet und diesen Spruch gelesen hätte.

Der Bibuka - ...Deutscher, ...Polizist ...und doch nur ein Kanacke?!

Подняться наверх