Читать книгу Die Musik der Renaissance - Guido Heidloff-Herzig - Страница 11
1.2.2 Johannes Ockeghem und der französische Hof
ОглавлениеJohannes Ockeghem (ca. 1420/25–1497) ist die prägende Figur derjenigen Generation, die auf diejenige von Dufay und Binchois folgt. Ockeghem, der in der Nähe der belgischen Stadt Mons in Saint-Ghislain geboren wird, ist ab etwa 1450 Sänger der königlichen Kapelle am französischen Hof, ab 1454 als „premier chapelain“. Zudem erhält er ab dem Jahr 1459 den Posten des Schatzmeisters an der Abtei Saint-Martin in Tours und damit eines der einflussreichsten und bestbezahlten Ämter in Frankreich, das vom König vergeben wird, der qua Amtes Abt von Saint-Martin ist. Zahlreiche zeitgenössische Quellen beschreiben Ockeghem als einen Mann von beeindruckender Statur und edelsten Umgangsformen und rühmen seine sonore Bassstimme.
Ockeghem ist vor allem berühmt für seine komplizierten kompositorischen Techniken. Die von Dufay entwickelte Idee der zyklischen Messe, deren Einheitlichkeit durch einen zugrunde liegenden cantus firmus gewährleistet ist, entwickelt er weiter, indem er auch andere rationale musikalische Techniken als Zusammenhang stiftendes Element der Messe erprobt. Seine Missa Cuiusvis Toni ist so angelegt, dass sie in verschiedenen Tonarten singbar ist. Die Missa Prolationum schöpft die Möglichkeiten der Mensuralnotation für komplizierte Kanontechniken aus. Die Missa Caput beschreitet neue Wege in Bezug auf die Funktion von Bassstimmen. Die Vielfalt seiner Ideen für zyklische Konzepte in der Messvertonung wird zum Ausgangspunkt für die nachfolgende Generation um Josquin Desprez.
Zur Generation Ockeghem können auch noch die Komponisten Antoine Busnoys (1435–1492) und Johannes Regis (1425–1496) gezählt werden. Busnoys, der zugleich als französischer Dichter tätig und vor allem für seine Chansons berühmt ist, widmet sich in seiner späteren Anstellung am burgundischen Hof aber auch intensiv der geistlichen Musik. Regis gilt als ein Komponist, der mit seinen fünf fünfstimmigen Motetten einen Typus etabliert, der von späteren franko-flämischen und anderen Komponisten aufgegriffen und weiterentwickelt wird.