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KAPITEL 8 Die Junioren-Weltmeisterschaft 1979
ОглавлениеIm Januar 1979, kurz nachdem sich Argentinien die Teilnahme an der Junioren-Weltmeisterschaft in Japan durch gute Leistungen im südamerikanischen Qualifikationsturnier in Uruguay gesichert hatte, erfüllte Diego sich und seiner Familie einen lang gehegten Traum: Er nahm sie mit an die Küste Uruguays, um sich an den weißen Sandstränden von Atlántida zu sonnen. Außerdem wollte er in Ruhe mit seinem Vater sprechen und ihn dazu überreden, in den Ruhestand zu gehen. »Er war 50 Jahre alt und hatte schon mehr als genug für uns getan. Jetzt war ich dran«, sagte Maradona Jahre später.
Diego wurde zum Familienoberhaupt, aber »er verlor keinen Vater«, sagt Néstor Barrone, ein enger Freund von El Pelusa, über die neue Stellung des Fußballers. »Es ist eine Sache, ein Haus zu kaufen, den Geschwistern auszuhelfen oder seinen Vater zu bitten, nicht mehr arbeiten zu gehen. Eine andere ist es, jedem seinen ganz speziellen Platz innerhalb der Familie zu gönnen. Diego war es immer wichtig, zwischen beidem zu unterscheiden. Einige Menschen mögen daran wachsen, andere nicht, aber zumindest erhält auf diese Weise jeder eine Chance.«
Während Diegos Brüder Lalo und Hugo einige Spiele in der ersten argentinischen Liga absolvierten und ihre Fußballkarrieren sie nach Spanien, Japan und Italien führten, spielten seine Schwestern in der Maradona-Saga kaum eine Rolle.
Der argentinische Staat wollte sich Maradona und seinen Erfolg schon sehr früh an die Brust heften. Als Argentinien 1972 den Zuschlag für die Austragung der WM 78 erhielt, hatte das diktatorische Regime im Land bereits die Macht an sich gerissen. 1976 beendete ein von Jorge Rafael Videla initiierter Militärputsch die kurze Phase der Regierung von María Estela Martínez de Perón. Die Junta nutzte den Sieg der Argentinier im eigenen Land bei der WM 78, deren Organisation sie bereits selbst übernommen und dem Fußballverband entzogen hatte, um ihre Existenz zu legitimieren und die eigenen Machtbefugnisse auszuweiten.
Darüber hinaus gab es »eine Menge zu stehlen, und man konnte vieles manipulieren und dem Volk glückliche Zustände vorgaukeln, während man sich gleichzeitig die dreckigen Westen reinwusch«, erinnert sich der Journalist Sergio Levinsky. Zahlreiche Menschen wurden entführt und in der Escuela de Mecánica de la Armada (Technikschule der Marine) gefangen gehalten, die nur etwa einen Kilometer vom Stadion Monumental de River Plate entfernt liegt. »Der Torjubel übertönte die Schreie derer, die gefoltert und getötet wurden«, sagte Estela de Carlotto, Vorsitzende der Abuelas de Plaza de Mayo (Großmütter der Plaza de Mayo), die zu den vielen Menschen zählte, die Tag für Tag vergeblich auf Nachrichten von ihren vermissten Kindern und Enkelkindern warteten.
Die Mitglieder der U-20-Mannschaft mussten Wehrdienst leisten, sich die Haare kurz scheren und das obligatorische Foto machen. Zwar hatten sie de facto nur wenige Stunden Dienst pro Woche, und dabei standen sie weder Wache noch hielten sie je eine Waffe in der Hand. Doch ihre Popularität half der Regierung, sich mittels entsprechender Presseberichterstattung ins gewünschte Licht zu setzen. Ihren Dienst nannten die Spieler unter sich colimba, eine Zusammensetzung aus den spanischen Begriffen correr (laufen), limpiar (putzen) und barrer (wischen), denn genau das war es, was sie während ihrer Dienstzeit taten. »Ich habe insgesamt neuneinhalb Stunden bei der colimba verbracht«, erklärte Maradona, dessen kurzes Gastspiel beim Militär im März 1979 in einem Gebäude vor dem Regierungssitz, der Casa Rosada, begann. Er lernte nicht einmal, wie man einen höherrangigen Offizier ordnungsgemäß grüßt.
Die ganze Zeit über trainierte er weiter mit dem Team von Argentinos Juniors sowie der Herren- und der Jugend-Nationalmannschaft. Bevor er für die Junioren-Weltmeisterschaft nach Japan reiste, absolvierte er mit den Herren mehrere Spiele in verschiedenen argentinischen Provinzen sowie in der Schweiz, in Italien, in Irland, den USA und in Schottland. Sein erstes Länderspieltor erzielte er bei einem Freundschaftsspiel in Hampden Park am 2. Juni 1979, das die Argentinier 3:1 gewannen. Nachdem er den Ball bis vors Tor gebracht hatte, täuschte er den Torwart mit einer Finte – einem angetäuschten Pass zu einem Mitspieler – und donnerte das Leder aus spitzem Winkel ins Netz.
Auf dem Weg nach Tokio erzählte Maradona seinen Teamkameraden wieder und wieder von seinem Treffen mit der brasilianischen Fußballlegende, und dass dies ein gutes Omen für sie alle sei und sie daraus Mut schöpfen sollten. »Es hat was zu bedeuten, er ist Pelé … er hat mir sogar Ratschläge gegeben, was für eine unglaubliche Ehre« – es war eine Geschichte, der sich niemand entziehen konnte.
Beim Wettbewerb in Japan traf Diego wieder mit Nationaltrainer César Luis Menotti zusammen, der sich entschlossen hatte, die U20 selbst durch das Turnier in Japan zu führen. Diego war der Kapitän einer Mannschaft, die über alles verfügte, was den argentinischen Fußball auszeichnete: Talent, Engagement und Durchsetzungsstärke. Laut Menottis eigener Aussage waren sie »besser als das Team von 78«.
Als Trainer der Nationalmannschaft gewährte die Militärjunta Menotti alles, was er verlangte. Er war es, der entschied, dass kein Spieler vor Ende der WM 78 zu einem Klub ins Ausland wechseln durfte. Die einzige Ausnahme galt für Mario Alberto Kempes, weil er schon einen Vertrag mit Valencia abgeschlossen hatte, bevor diese Regelung in Kraft trat. Im Falle des Juniorenteams verlangte Menotti, dass die Spieler von ihren Klubs freigestellt werden, um an einem vorbereitenden Wettkampftraining in Japan teilzunehmen.
El Flaco (Menotti) formte ein Team, das sich als verschworene Einheit verstand. Er verlangte den Spielern einiges ab, stand ihnen aber auch mit Rat und Tat zur Seite und stärkte ihnen den Rücken. »Sollen wir uns einfach mal für ein paar Wochen zusammentun und sehen, wie’s läuft?«, fragte er. »Oder wollen wir uns auf unsere Aufgabe konzentrieren, und ihr tut, was ich sage? Wenn ihr mit Herz und Seele dabei seid, können wir vielleicht gewinnen.« Keine Frage, dass sich das Team für die zweite Option entschied.
Gabriel Calderón, der später zu Real Betis und Paris Saint-Germain wechselte, weiß noch, wie beeindruckt er war, in der Kabine einem amtierenden Weltmeister-Trainer gegenüberzustehen. »Menotti sagte zu uns: ›Ich gehe nach Japan, um Weltmeister zu werden, nicht Vizeweltmeister.‹« Bei ihm war auch geistiger Einsatz gefragt. Physische und mentale Fähigkeiten wurden beim Training gleichermaßen gefördert. Dabei wurden Allianzen geschmiedet, und die Gruppe Jugendlicher verschmolz zu einer Einheit, einem Team, das von den Fans unterstützt wurde und selbst bei Freundschaftsspielen große Stadien füllte, wie etwa anlässlich der Partie gegen Cosmos New York, für die zu jener Zeit Franz Beckenbauer spielte.
Menottis typische Startaufstellung sah so aus: Sergio García, Carabelli, Simón, Rubén Rossi und Hugo Alves; Barbas, Osvaldo Rinaldi und Diego Armando Maradona; Escudero, Ramón Díaz und Calderón. Argentinische Medien berichteten ausführlich von der U-20-WM, und viele Argentinier standen schon um fünf Uhr morgens auf, um sich die Spiele anzusehen.
Maradona wurde zum Aushängeschild des Teams. »Einmal erzielten wir elf Tore gegen San Telmo [ein Verein aus Buenos Aires]«, erzählte Mittelfeldspieler Osvaldo Rinaldo der argentinischen Tageszeitung La Nación. »Irgendwann im Verlauf des Spiels sagte er zu mir: ›Ich werde versuchen, an allen vorbeizukommen.‹ Und genau das gelang ihm dann auch. Es war, als wäre man jeden Tag in Disneyland. Und dabei war er so bescheiden. Er war ein großartiger Freund und ein humorvoller, fürsorglicher Kapitän.«
Auf dem Platz trieb Maradona sie mit seiner Persönlichkeit an. »Er sagte gerade genug zur rechten Zeit, er war der Anführer auf dem Platz. Wenn jemand den Ball verlor, sagte er: ›Mach dir keine Gedanken deswegen, spiel weiter, komm schon, weiter so!‹«, erzählte Calderón. »Und er hatte immer einen Scherz auf den Lippen. Besser, man ließ sich nicht auf ein Wortgefecht mit ihm ein, denn er hatte immer das letzte Wort, schlagfertig und gewitzt, wie er war.«
Während der Gruppenphase mussten sie drei Spiele innerhalb von sechs Tagen absolvieren. Im ersten Spiel fertigten sie Indonesien mit 5:0 ab, Maradona traf zweimal. Im zweiten Match lieferte ihnen Jugoslawien einen harten Kampf. »Wofür, zum Teufel, seid ihr nach Japan gekommen?«, schrie Menotti sie in der Halbzeitpause an und verlangte von ihnen, sich schleunigst auf ihr Spiel zu besinnen. Ein Tor in der zweiten Halbzeit sicherte ihnen am Ende den Sieg. Zwei Tage später folgte ein souveräner 4:1-Erfolg gegen den U-20-Europameister Polen.
Im Viertelfinale schlug die Mannschaft Algerien mit 5:0. Maradona erzielte den ersten Treffer und beklagte sich tränenreich, als er vor dem Abpfiff ausgewechselt wurde. Das Halbfinale war ein klassisches südamerikanisches Derby gegen Uruguay, das in Tokio ausgetragen wurde. Entschieden wurde es durch zwei Tore des genialen Duos Díaz/Maradona.
»Weißt du, wer Ramón Díaz beigebracht hat, wie das mit dem Abschluss klappt?«, fragte Diego Jahre später scherzhaft einen Journalisten bei einem Interview für La Nación. »Ich, Daddy, ich! Ich habe ihm klargemacht, dass er dem Torwart kein Loch in die Brust schießen muss, um ein Tor zu erzielen. Er hat zugehört und gelernt. Gern geschehen, Ramón.«
»Wache auf und sei glücklich, Argentinien!«, lautete die Dauernachricht in den argentinischen Medien. Die Regierung gab für einen Tag schulfrei, damit alle das Finale sehen konnten. Mitglieder der Juntaregierung und argentinische Prominente wollten nach Japan fliegen, um sich das Spiel vor Ort anzusehen. Präsident Videla plante bereits ein Siegerfoto mit Menotti und Maradona.
»Ihr habt meine Erwartungen erfüllt«, versicherte Menotti seinen Spielern während des letzten Trainings vor dem Finale gegen die Sowjetunion. »Ich werde meinen Kindern, wenn sie erwachsen sind, erzählen, dass diese Mannschaft dem, was ich mir von einem Team wünsche, von allen am nächsten kam. Ihr habt mir alles gegeben, was ich mir gewünscht habe. Mehr könnte ich von euch nicht verlangen.« Die erwünschte Resonanz auf diese Ansprache folgte prompt. Menotti hatte Druck von der Mannschaft nehmen, zugleich aber auch eine letzte große Kraftanstrengung provozieren wollen.
»Aber das Finale steht uns doch noch bevor«, wandten die Spieler ein. Doch Menotti blieb seiner Strategie treu. »Das Finale ist mir nicht wichtig. Alles kann passieren – nur ein Zufallstreffer, und wir könnten verlieren. Ich möchte, dass ihr wisst, dass ihr die beste Mannschaft seid, die ich je trainiert habe, ganz gleich, was passiert.« Dem stimmte Maradona in seiner Autobiographie Yo Soy El Diego zu: »Das war die bei weitem beste Mannschaft meiner ganzen Laufbahn.«
Am Abend des Finales war es in Tokio heiß und stickig. Nach einer torlosen ersten Halbzeit erzielte die Sowjet-Elf zu Beginn der zweiten Halbzeit den ersten Treffer. Die Argentinier hatten immer noch nicht ihren Rhythmus gefunden. Doch innerhalb von nur acht Minuten wendete sich das Blatt. Es begann mit einem Strafstoß, den Hugo Alves verwandelte. Ramón Díaz besorgte anschließend die Führung, während Maradonas folgender direkt verwandelter Freistoß den Endstand von 3:1 markierte. Mit insgesamt 20 Treffern bei nur zwei Gegentoren war Argentinien der verdiente Sieger dieses Wettbewerbs. Díaz wurde durch seinen Treffer zum 2:1 mit zwei Toren Vorsprung vor Maradona Torschützenkönig der WM, Diego wurde zum besten Spieler des Turniers gewählt: Er traf in fünf von insgesamt sechs Spielen der Argentinier.
»Die Wahrheit ist, wenn ich von meinen Töchtern absehe und nur über meine Karriere spreche, kann ich nur schwer etwas finden, das mir mehr Freude bereitet hat«, sagte Maradona zwei Jahrzehnte später. Zurück in ihrem Hotel, dem Takanawa Prince, sang die ganze Mannschaft: »Maradona steht nicht zum Verkauf, Maradona verlässt uns nicht, er ist ein nationales Denkmal, Maradona ist Argentinier …«
Zwei Tage später flog das siegreiche Team mit einigen Zwischenstopps zurück nach Buenos Aires – abgesehen von Menotti, der sich zur A-Nationalmannschaft in Europa begeben musste. Aufgrund seiner Wehrdienstverpflichtung durfte Maradona zu jener Zeit nicht in der A-Nationalmannschaft spielen. Er und fünf andere Spieler des Jugendnationalteams mussten noch mehrere Monate Militärdienst leisten. Auf ihrem Rückflug von Japan landeten sie zunächst in Rio. Dort stiegen sie in eine Militärmaschine nach Buenos Aires um, wo sie einen Hubschrauber nahmen, der sie zum Stadion von C.A. Atlanta brachte.
»Von dort aus fuhren wir die gesamte Corrientes hinunter [eine der Hauptstraßen von Buenos Aires, ca. 7,5 Kilometer lang]. Die Fahrt war unbeschreiblich«, erinnerte sich Mittelfeldspieler Osvaldo Rinaldi. »Viel später fanden wir heraus, dass dieses Spektakel eigens für die Abgesandten der Interamerikanischen Kommission für Menschenrechte inszeniert worden war, die einen Tag zuvor nach Argentinien gekommen waren. Die ganze Straße war eine einzige Partyzone. Wir hatten keinen Schimmer, was da vor sich ging.«
Die Kommission stellte Untersuchungen zu den von der Regierung verübten Verbrechen an. Sie hatte sich bereits mit den Abuelas de Plaza de Mayo getroffen und einige Gefängnisse inspiziert. Die Junta ermunterte die Bürger dazu, auf den Straßen Geschlossenheit und Nationalstolz zu zeigen und erklärte: »Argentinier sind Menschen, und wir haben Rechte«, ein Wortspiel, das sich auf den offiziellen Titel der Kommission bezog. Der Bus mit den Spielern fuhr bis zur Casa Rosada, wo Präsident Videla sie empfangen wollte.
»Wir hatten alle lange Haare«, erinnerte sich Maradona Jahre später. »Claudia sagte: ›Schneid dir die Haare ab‹ – ›So ein Quatsch, ich bin ein Weltmeister.‹ Nun denn, wir waren auf dem Weg zum Oberbefehlshaber, als jemand auf uns zukam und sagte: ›Alles abschneiden.‹ Weißt du, wie wir danach aussahen? Glatt wie ein Babypopo … Sie hatten diese kleine Maschine …« Alle Rekruten, darunter auch El Pelusa, wurden gezwungen, ihre Zivilkleidung gegen Uniformen zu tauschen. Diegos Kopfbedeckung war zu klein. »Es sah aus wie ein Papierschiffchen, das auf einem riesigen Kopf schwimmt«, erinnert sich Mannschaftskamerad Sergio García.
Einige Straßenzüge abseits der Feierlichkeiten in der Casa Rosada meldete eine Frau der Interamerikanischen Kommission das Verschwinden ihres Sohnes. Es war die Tante von Jorge Piaggo. Jorge gehörte zum gefeierten Team der U-20-Weltmeister, und bei dem Vermissten handelte es sich um seinen Cousin Guillermo Mezaglia.
Vor der Verleihung der Siegesmedaille und dem Posen für Erinnerungsfotos erhielten die jungen Spieler zur Vorbereitung ihres Treffens mit Präsident Jorge Rafael Videla und dem Oberbefehlshaber und künftigen Präsidenten Roberto Eduardo Viola eine halbstündige Einführung in die korrekte Ausführung eines militärischen Saluts. Als es so weit war, schüttelte Maradona, der von den anderen an die Spitze der Schlange gedrängt wurde, nur Violas Hand.
»Ähmmmmm … General Videla … eine Sache«, begann Maradona und bat um die Entbindung vom Militärdienst für sich und seine fünf Mannschaftskameraden. Binnen eines Monats wurden alle entlassen, abgesehen von Juan Barbas. »Wenn du mir Maradona bringst, lasse ich dich gehen«, erklärte ihm ein Oberstleutnant. »Kein Ding«, erklärte Jorge Cyterszpiler, als er gebeten wurde, El Pelusa dem Oberstleutnant vorzustellen, und Maradona machte natürlich mit.
Wenige Tage nach den WM-Feierlichkeiten kam die Kommission im Rahmen ihrer Untersuchung zu folgendem Schluss: »Die Frage nach den Verschwundenen ist eines der drängendsten Menschenrechtsprobleme der Republik Argentinien.«
»Die Mächtigen haben immer Maradonas Nähe gesucht«, sagt Sportkommentator Victor Hugo Morales. »Und wenn die Nähe einmal hergestellt ist, wird es schwer, sich wieder zu distanzieren.« Die Diktatoren ebenso wie die darauffolgenden demokratisch gewählten Regierungschefs bedienten sich Diegos und des Fußballs, um ihre politischen Ziele zu verfolgen, und das alles verpackt in einen demagogischen Diskurs, der zu einem Teil der Legende Maradona wurde: ein nationalistischer Mythos, die Verherrlichung des besten Spielers der Welt, der natürlich Argentinier ist.
Auch die Medien hatten ein neues Idol gefunden. Diego war freundlich zu allen Journalisten, die ihn seiner Meinung nach verstanden und fair über ihn berichteten, wie zum Beispiel Guillermo Blanco. Jeden Tag wurde irgendwo irgendetwas über Dieguito geschrieben, über El Pelusa aus den Slums von Villa Fiorito, den Jungen aus der Nachbarschaft, das Kind mit dem großen Charisma, ein bescheidener Sieger, ein guter Kerl, der für seine Familie sorgt, immer noch mit seiner Jugendliebe zusammen ist und selbst seinen besten Freund aus Kindertagen nicht vergessen hat. Jorge Cyterszpiler war auch in Japan gewesen.
Diego wusste, dass der reißende Strom seines Lebens, der ihn unaufhaltsam vorantrieb, die Belohnung für sein bemerkenswertes Talent war. Er freute sich über das Lob, das ihm zuteilwurde, hätte jedoch gerne auf den Druck verzichtet, den diejenigen auf ihn ausübten, die ihn zum Idol stilisierten.
Wenn Maradona sagte, er wolle nie als Beispiel für irgendetwas herhalten müssen, klang es immer so, als bitte er darum, nicht beurteilt zu werden.