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RENAISSANCE

1400–1600

UM 1430

John Dunstaple oder Leonel Power komponiert die Missa Rex seculorum, eine Cantus-firmus-Messe im englischen Stil.

UM 1515

Der franko-flämische Komponist Josquin Desprez schreibt Musik zum Ordinarium der Messe in seiner Missa Pange lingua.

UM 1570

Thomas Tallis komponiert die 40-stimmige Motette Spem in alium für acht Chöre zu jeweils fünf Stimmen.

UM 1460

Guillaume Dufay verwendet Terzen, um der Messe L’Homme armé einen lieblichen Klang zu verleihen.

UM 1568

Die Motette Ecce beatam lucem des italienischen Komponisten Alessandro Striggio wird in München uraufgeführt.

UM 1572

Der spanische Komponist Tomás Luis de Victoria schreibt seine erste Sammlung von Motetten in Rom.

UM 1580–1590

William Byrd komponiert Great Service für Staatsanlässe in der königlichen Chapel Royal des Hampton Court Palace.

UM 1585

Der venezianische Komponist Giovanni Bassano veröffentlicht Ricercate, passaggi et cadentie, eine Sammlung von Stücken zum Üben von Verzierungen.

UM 1600

Thomas Weelkes schreibt O Care, thou wilt despatch me als Teil seiner berühmten Sammlung von Madrigalen.

1584

Giovanni Pierluigi da Palestrina komponiert das Canticum canticorum, eine Sammlung von Motetten, die auf dem biblischen Hohelied basieren.

1597

Der italienische Organist Giovanni Gabrieli nutzt die Dynamik von laut und leise in Sonata pian’ e forte.

1604

John Dowlands Lachrimae nutzt Dissonanz zur Erzeugung einer melancholischen Atmosphäre.

Die kulturelle Epoche der Renaissance begann in Italien bereits im 14. Jahrhundert, doch in der Musik machte sie sich erst einige Zeit später bemerkbar. Ihre Anfänge nahm die Renaissancemusik am Hof Philipps des Guten von Burgund (1396–1467). Die dortigen Komponisten waren von franko-flämischer Geburt, jedoch Kosmopoliten im Geiste. Inspiriert von der mehrstimmigen Ars nova, die er in Italien gehört hatte, fand Guillaume Dufay, der Pionier der franko-flämischen Schule, einen Weg, mit dem musikalischen Stil des Mittelalters zu brechen und die Renaissancemusik einzuleiten.

Eine von Dufays Innovationen war die Cantus-firmus-Technik, bei der eine festgelegte einstimmige Melodie von mehreren Stimmen umspielt wurde. Dem Trend der Renaissance zur Säkularisierung folgend, begann Dufay, weltliche Melodien als Grundlage für seine Messen zu verwenden, die von ausdrucksstarker Mehrstimmigkeit geprägt waren. Auch andere Komponisten am burgundischen Hof, darunter Gilles Binchois, Johannes Ockeghem und einer der besten Komponisten der frühen Renaissance, Josquin Desprez, beschränkten sich nicht auf Musik für liturgische Zwecke, sondern schufen auch weltliche Motetten und Chansons.

Zeitenwende

Die franko-flämische Schule dominierte die Musik der frühen Renaissance bis ins 16. Jahrhundert, als sich dramatische Veränderungen abzeichneten. Die Allmacht der mittelalterlichen katholischen Kirche wurde zunehmend infrage gestellt. 1517 löste Martin Luther die Reformation aus, und ein Großteil Nordeuropas konvertierte zur protestantischen Kirche. Diese bevorzugte für ihre Messen einfache Choräle und Melodien, die nicht von einem Chor, sondern von der Gemeinde gesungen wurden und die Grundlage einer eigenen deutschen Musiktradition bildeten.

Die Reaktion der katholischen Welt auf die Reformation war die Gegenreformation, in deren Rahmen die katholische Kirche einige ihrer Praktiken überdachte und reformierte. Unter anderem stand die Musik für den Gottesdienst auf dem Prüfstand. Viele katholische Geistliche waren mit dem Trend zu komplexen, mehrstimmigen Arrangements nicht einverstanden, weil der Text dadurch nicht mehr zu verstehen war. Die Komponisten wurden zu stilistischer Mäßigung angehalten und gingen deshalb zu einer einfacheren Mehrstimmigkeit über. Sie vermieden die manchmal dissonanten Harmonien, wie sie in mehrstimmiger Musik auftreten können, und legten wieder mehr Wert auf das Hervorheben der Texte. Dieser klarere und lieblichere Stil kennzeichnet die sogenannte Hochrenaissance in der Musik.

Zu den ersten Vertretern dieses neuen Musikstils gehörte Giovanni Pierluigi da Palestrina, der viele Motetten und Messen für die Kirchen in Rom schrieb. Schon bald reisten Komponisten aus ganz Europa nach Italien, um den neuen Klang zu erleben und ihn von dort in ihre Heimat zu bringen. In England wurde er beispielsweise von Thomas Tallis und William Bird übernommen.

Instrumentalmusik

Nicht nur die Kirchenmusik war dabei, sich zu verändern. Ende des 14. Jahrhunderts gab es aufgrund der Pest keine fahrenden Sänger mehr. Sie sammelten sich stattdessen an den Adelshöfen, wo sie Lieder und Instrumentalmusik für Tänze und offizielle Anlässe, wie zum Beispiel den Antritt eines neuen Dogen in Venedig, zum Besten gaben.

In der zunehmend säkularisierten Gesellschaft wurde Instrumentalmusik nicht mehr nur an den Höfen, sondern auch von einer immer gebildeteren Mittelschicht geschätzt. Dadurch entstand eine Nachfrage nach Musik, die man zu Hause spielen konnte, entweder in Ensembles mit Violen und Blockflöten oder auf Soloinstrumenten wie dem Cembalo. Dank der Entwicklung der mechanischen Drucktechnik waren Notenblätter überall verfügbar, und der neue Stil breitete sich in Europa aus. Madrigale für kleine Gesangsgruppen wurden besonders in Italien und England zu einer beliebten Form der häuslichen Unterhaltung.

Ende des 16. Jahrhunderts experimentierten Komponisten jedoch schon mit anderen Formen, und die Werke des Venezianers Giovanni Gabrieli kündeten bereits von einem ganz neuen Stil. Die letzten großen Kompositionen im Renaissancestil waren Officium defunctorum von Tomás Luis de Victoria und Lachrimae von John Dowland, die einen gebührenden Abschluss dieser Ära bildeten.

Big Ideas. Das Klassische-Musik-Buch

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