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Wenig Beachtung des Texts

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Selbst wenn eine mehrstimmige Messe ohne Instrumentalbegleitung gesungen wurde, war die von Cirillo favorisierte Klarheit des Ausdrucks nicht für jeden Komponisten oberstes Gebot. Franko-flämische Musiker rühmten sich oft ihres Könnens im Umgang mit komplexen polyphonen Strukturen. In einer vierstimmigen Messe konnten bestimmte Abschnitte im Manuskript beispielsweise nur für drei Stimmen notiert sein, sodass der Sänger die vierte Stimme ableiten musste, indem er der Logik der anderen drei folgte. Der Komponist konnte die Sänger noch weiter herausfordern, indem er die Stimmen einen Kanon mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten singen ließ. Das schwierigste Beispiel dafür ist Johannes Ockeghems Missa Prolationum, bei der jeder der vier Sätze ein anderes Kanonszenario aufweist. Das Intervall, das die Stimmen des Kanons trennt, wird zudem mit jedem Satz länger.

Musikalische Satzweisen


Monophonie Einstimmig von einem Sänger oder Chor gesungen. Beispiele sind der gregorianische Choral und die meisten Minnelieder.


Homophonie Melodie mit untergeordneten, akkordisch ausgerichteten Stimmen im selben Rhythmus. Oft bei Chorälen zu finden.


Polyphonie Mehrere unabhängige und gleichbedeutende Stimmen. Formen sind der Kanon, die Fuge und die Motette.

Grade der Komplexität Dank präziseren Notationmethoden und unterstützt von wohlhabenden Gönnern, schufen die Renaissance-komponisten eine zunehmend vielschichtigere Musik.

Josquin Desprez gelingt in seiner Missa L’Homme armé super voces musicales mit nur einer Melodie eine elegante und abwechslungsreiche dreistimmige Fassung der zweiten Wiederholung des Agnus Dei. Wenn drei Stimmen eine Melodie in unterschiedlichen Geschwindigkeiten singen, entsteht zwar ein beeindruckender Klangteppich, der Text ist dabei allerdings nicht leicht herauszuhören.

Big Ideas. Das Klassische-Musik-Buch

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