Читать книгу Aus der Demut zur Freiheit und Liebe (Gottes) - Hannes Kerfack - Страница 13
Оглавление„Weihnachten wird unter dem Baum entschieden?“
ist ein wohl vielen bekannter Werbespruch, den man jetzt in der vorweihnachtlichen Zeit vom Auto oder als Fußgänger oder auch im Fernsehen gesehen hat.8 Auf meinem alltäglichen Weg zu der theologischen Fakultät, entdeckte ich einmal dies und blickte sehr kritisch darauf, dachte gleich wieder an Verweltlichung. Kann man das wirklich so behaupten: Weihnachten wird unter dem Baum entschieden? Als wäre die Menge von Geschenken, Glanz, Schmuck und Süßigkeiten die wichtigste Sache an Weihnachten? Als wäre da nur noch die Manipulation durch die Werbung, uns zu animieren, etwas zu kaufen und mehr Geld in die Kassen der Verkäufer zu spülen? Als wäre da nur noch der Gedanke von Profit und Kapital, den wir durch unseren guten Menschenverstand erkennen sollten und müssen? Nein. Ein solches Weihnachten ist für mich kein wahres Weihnachten, welches den wirklichen Sinn darlegt, sondern ein Weihnachten, das durch den zunehmenden Konsumterror in der so genannten Überflussgesellschaft verfälscht wird. Viele Menschen machen sich unnötig Gedanken darum: Was soll ich nur schenken? Wie wird Derjenige reagieren, wenn ich ihm dieses Geschenk überreiche? Wird er glücklich sein? Ja oder nein? Und bestimmt allein die Größe und Werthaftigkeit eines Geschenks das Glück des Gegenübers? Nein dem ist nicht so. Viele kleine Kinder werden mir in der Sache mit der Größe der Geschenke sicher nicht zustimmen. Aber wir alle sollten Weihnachten mehr als eine Zeit verstehen, in der es weniger darum geht, wie viele Geschenke man hat oder wie groß sie sind, sondern die Geschenke als einen Liebesbeweis betrachten sollten, egal ob groß oder klein. Sie sind ein Zeichen, dass ein Mensch einen anderen Menschen gerne hat und ihm dies durch eine Gabe verdeutlichen will und ihm so seine Liebe zeigen will. Liebe ist hier nun ein sehr großes Wort, das nicht nur eine tiefsinnige Liebe zwischen zwei Menschen kennzeichnet, sondern auch eine Familie oder einen Freundeskreis bindet. Sie existiert dort nur immer in verschiedenen Formen. Einer der wichtigsten Punkte, den man dabei nicht vergessen darf, ist der Punkt der gegenseitigen Dankbarkeit. Einfach danke zu sagen und nicht gleich: „Kann man ja umtauschen! Macht ja nichts.“ Es ist eher wichtig, aus jedem Geschenk, wie immer es auch beschaffen sei, einen Nutzen zu ziehen. Aber wie eben gesagt: Man danke für diese Gabe und lehne sie nicht ab. So gesehen kann man nicht sagen, dass Weihnachten unter dem Baum entschieden wird, sondern im Miteinander der gegenseitigen Liebe der Herzen der Menschen, mit denen wir den Heiligen Abend gemütlich verbringen wollen. Die eine Idee, dass alle nach der Bescherung ihre Geschenke rundenweise nach und nach auspacken, war mir Anfangs ein kleines Greul, da ich immer so aufgeregt war und mich auf die Geschenke stürzen wollte. Mit der Zeit erkannte ich aber darin einen Sinn, dass man so mehr Zeit bei der Bescherung verbringen und auch über die Geschenke reden kann. Aber das Wichtigste war dann für mich immer: Nach jedem Geschenk ein Danke zu sagen oder selbst eines zu hören. Das Gefühl dieses zu vernehmen ist wunderschön, ein Zeichen dafür, dass man wertgeschätzt und nicht bei Seite geschoben wird oder sich so fühlt. Ich erinnere mich noch an einen Spruch von einer Weihnachtskarte aus einem Zeichentrickfilm: „Weihnachten ist nicht nur wegen der Geschenke oder süßer Datteln und Feigen, sondern um unsere Herzen zu erwärmen und unsere Liebe zu zeigen.“ Und diesem konnte ich mit vollem Herzen zustimmen.
Um nun noch einmal den Bogen zum Predigttext zu spannen, der Weihnachtsgeschichte, die wir jedes Jahr hören, sei gesagt: Weihnachten wird nicht unter dem Baum entschieden, sondern unter der Krippe entschieden, in dem der Ur-Sinn von Weihnachten Grund und Fuß hat. Diesen Sinn kennen wir alle. Ich wünsche allen ein frohes und besinnliches Weihnachtsfest, auf das wir den wahren Sinn von Weihnachten erkennen und nicht zu sehr der Verweltlichung verfallen.
8 Das war ein Werbespruch zu Weihnachten 2011 von Media-Markt, was auch in anderen Medien etwas kritisch gesehen wurde. Diese Meditation hielt ich zum Heiligabend, aber diese Leidenschaft muss auch kritisch gesehen werden, weil ich mich noch daran erinnere, dass ich mich an diesem Tag unbedingt fachlich beweisen wollte, ohne alle Kontexte dieser Werbeanzeige zu beachten. Eine Entscheidung kann auch im Sinne eines Ergebnisses gesehen werden. Also war ich dieses Jahr "artig"? Gibt es daher viele Geschenke? Ich denke, dass diese Aussage dahinter gesteckt hat.