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Über das Thema Arbeit und Entspannen

Oft frage ich mich, warum ich so perfektionistisch bei meiner Arbeit war/bin. Eine gute Note ist für mich heute keine Bestätigung mehr, dass mich der Lehrer mag, aber eine Bestätigung etwas verstanden zu haben.

Von Geburt an, soll ich ein leichtes Denkdefizit haben. Die Erfahrungen zwei blaue Briefe bekommen zu haben, haben mein Arbeitsverhalten entscheidend verändert. Aber sowohl in das positive und negative. Negativ, weil die Arbeit narzisstische Züge bekam, positiv: Man muss etwas dafür tun, wenn man ein Ziel hat oder einen Weg. Durch das Denkdefizit, hänge ich in manchen Seminaren immer wieder hinterher, egal in welchem Semester ich bin. Durch viel Arbeit kann ich das aber kompensieren. Dafür brauche ich viel Ruhe und Entspannung, um den Lernstoff im Kopf zu verarbeiten. Ich suche daher nach einer perfekten Gelassenheit oder einem gelassenen Perfektionismus. Ganz werde ich nie über meinen Schatten springen, das weiß ich. Ein weiterer Schatten ist, dass ich mein Studium mehr oder weniger als Einzelkämpfer durchziehe. Das hat auch seine Vorteile: Abgehärteter, auf das Schlimmste vorbereitet, aber dafür auch Burnout-Gefahr. Einen kleinen hatte ich schon und musste mich wochenlang zurückziehen. Der war wieder mit einem Scheitern im Studium verbunden und Scheitern ist sehr gut. So lernt man am besten seine Grenzen kennen.

Ich denke während des Arbeitens immer darüber nach, wie ich das in den späteren Beruf übertragen kann. Ich habe vor dem Pfarrberuf11 Respekt, prüfe vielleicht manchmal zwanghaft meine Eignung dazu. Gelassenheit kann schwer sein. Wissenschaftliche Unwissenschaftlichkeit wie? Wie kann ich anderen Hörern Theologie einfach erklären? Manche Studenten, die hochtrabend reden, verstehe ich gar nicht mehr richtig. Trotzdem bin ich schon im 6. Semester. Paradox ist, dass ich manchmal glaube, ich sei dümmer geworden, nur weil ich theologisch ruhiger wurde.12 Vielleicht liegt es auch daran, dass sich langsam die theologische Logik in den Kopf festsetzt. Ich habe mich zurückgezogen, weil die Anerkennung und das Festmachen an Ruhm und Anerkennung nicht mehr an erster Stelle steht. In mir ist eine gute und schlechte Seite. Die schlechte Seite ist die Nachwirkung der Suche nach Anerkennung. Die Gute sieht es gelassen, weil sie weiß: Die Realität im Studium sieht anders aus. Ich lerne für mein Leben. Manchmal ist es ein Kampf zwischen Gut und Böse.

Ich beobachte auch gerne andere Studenten in der Bibliothek. Besonders bei den BWLern und Naturwissenschaftlern glaube ich, dass die zu viel arbeiten. Andererseits schreiben manche ihre Seminararbeiten bei Facebook, wenn man die Wortanzahl des Chatraumes mit den Vorgaben der Prüfungsordnungen vergleicht. Viele mühen sich ab und ich sitze da und gucke auch gerne mal in die Wolken, wenn ich keine Lust habe. Viel „Laptopgetippe“, schlecht für das Arbeitsklima. Was entsteht da alles? Wie viel kriegen die in ihren Kopf? 35-40 Stunden Arbeit die Woche halte ich im besten Fall aus. Nicht zu voreilig sein mit der Gier nach Wissen, aber Wissen entwickle ich gerne Ich habe viel Zeit, und brauche einen Ausgleich und mache zwischenzeitlich ein paar Tage Urlaub. Manchmal fällt es mir schwer, weil ich weiß, mir sitzen die Hausaufgaben im Nacken. Dann versuche ich es wieder mit Meditation und Gebet mithilfe meines Losungsbuches.

11 Ich habe mich nach einem Aufbaustudium gegen ein "festes" Pfarramt entschieden und mich als freier Theologe, Schriftsteller und Künstler teilselbständig gemacht, weil ich die Vorgaben, auch die theologischen (Fokus auf die "eine" Auferstehung), nicht mehr individuell tragen konnte.

12 Die Meditation stammt nach einer Studienzeit von 3 Jahren. Jetzt nach einigen Jahren mehr, merke ich doch eine größere Gelassenheit, aber es war ohne Übung zur gegenwärtigen Zeit damals schwerer als heute, weil Studieren immer auch etwas damit zu tun hat, größere Menge an Daten im Kopf zu verarbeiten und es dauern kann, bis der Kopf dafür Übung hat. Diese Übung erlangt man durch ständige Durchdringungsfähigkeit von viel Stoff (auch in kurzer Zeit), wobei im Theologiestudium mehr der Fokus auf die selbstständig zu schreibenden Seminararbeiten liegt und weniger auf die Klausuren, was aber auch von Studienordnung zu Studienordnung unterschiedlich ist. Grundsätzlich muss jeder sein eigenes, gutes Arbeitsklima finden, um das Lernen zu lernen und die Wissenschaft nach und nach einzuüben.

Aus der Demut zur Freiheit und Liebe (Gottes)

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