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Kapitel 4.
Оглавление»O Herr, uns tut noch frieren
auf Erden mannigfalt:
Will sich denn nie verlieren
der rauhe Winter kalt?
Komm doch und tu vertreiben
des Teufels Werk und List
und führ uns zu der Freuden,
da ewig Sommer ist.«
Bartholomäus Ringwald
Die Sonne bestickte den Boden unter dem noch lichten, zartgrünen Blätterdach mit schimmernden Flecken. Bruder Fresenius reckte seine vom Schlaf auf feuchtem Waldboden steifen Glieder. Wohl hatte er geruht nach seinem langen Marsch durch die Nacht und über den vergangenen Tag.
Er blinzelte zum Himmel und schätzte, daß man in der Abtei nun die achte Stunde schlug, Zeit für das dritte Gebet. Die Augustiner würden es kaum abhalten, aber Fresenius legte seine Linke in die Eisenkralle, um zu beten. Ein Spatz fuhr flatternd durchs Laubdach und streifte munter tschilpend sein Haupt. Der Kapuzinermönch lachte. Was für eine freche Art, seine Andacht zu stören. Vielleicht wollte der Herr ihn zum Aufbruch bewegen.
Es war noch mehr als ein Tagesmarsch bis auf Mühlhausen. Er hatte keine genaue Kunde, wann der Herr Müntzer gerichtet werden sollte, doch er war sicher, daß seine Peiniger es sich nicht hatten nehmen lassen, ihn auf das Streckbett zu legen, die Daumenschrauben festzuziehen und auch mit glühenden Zangen seinen Leib nach allen Regeln der Kunst zu malträtieren, bis er widerrief und mit gebrochenen Fingern seinen Schwur auf den Papst tat und seine Abbitte unterzeichnete. So blieb ihm, dem Mönch, wohl Zeit für seine Reise.
Fresenius schulterte sein Bündel, schüttelte kurz seine Füße, auf daß sie warm würden in den schlichten Sandalen, dann schritt er voran.
Wie gerne hätte er ein Lied angestimmt. Der Herr Luther, das mußte man ihm lassen, hatte gar schön die lateinischen Lieder übersetzt. Ein feste Burg ist unser Gott. Doch was sollten etwa vorüberziehende Söldner denken, wenn er, im römischen Mönchshabit, ein protestantisch Liedchen singen würde? So pfiff Fresenius einfach eines vor sich hin. Ein wenig ungelenk, denn Musik war bislang nicht seine Sache gewesen.
Er ahnte nicht, daß aus dichtem Gestrüpp zwei Augenpaare seinen Weg verfolgten und ein kleines Mündchen erleichtert aufseufzte, als der Mönch endlich hinter einer Wegbiegung verschwand. Es war aber auch so schwer, so lange den Atem anzuhalten und keinen Laut zu geben. Ihrem Bruder war das ein leichtes, denn er war stumm, solange sie ihn kannte. Und doch ihr liebster Geselle, zärtlicher als der strenge Vater gewesen war.
»Sebastian, ich hab’ solchen Hunger, was können wir essen?« Die kleine Marie starrte ihren großen Bruder bettelnd an. Fünf Jahre war sie nun alt, an Ostern hatte der Bruder ihr noch ein Strohpferdchen gebunden und zum Geburtstag geschenkt. Es war so lang schon her. So lang. Sebastian streichelte die wilden Locken seiner kleinen Schwester, in denen sich Moos und Gräser verfangen hatten.
Was hätte sie sich vor wenigen Wochen, ach Tagen, noch über solch einen freien Tag im Wald gefreut, statt daheim in der dunklen Hütte der Mutter beim Flachs zu helfen. Sebastian, der für seine achtzehn Jahre ein wenig klein geraten, aber durch die harte Arbeit im Kupferbergwerk zu Mansfeld doch recht kräftig war, hob Marie auf seinen Arm.
Er suchte den Boden einer Lichtung nach frühem Löwenzahn, Kleeblüten und Hirtentäscheln ab, um den beißenden Hunger der Kleinen zu stillen. Das war das Kreuz am Frühjahr, der Wald bot noch keine Früchte, keine Beeren, keine Bucheckern, keine Eicheln, aus denen er ein grobes Mehl hätte stampfen und Brot backen können. Waren sie dem Grauen der Schlacht entkommen, um nun elendig zu verhungern? Wer würde ihnen in solchen Zeiten, in denen keiner recht zu beißen hatte, und die Äcker brannten, auch nur einen Kanten Brot schenken?
Sehnsüchtig und mit knurrendem Magen dachte Sebastian an das schwarze Brot, das die Mutter am Tage vor dem Überfall noch gebacken hatte. Müßig, es war verbrannt.
Herrje, was trauerte er einem Brot hinterher, wo in den Flammen seine ganze Familie zugrunde gegangen war? Der Vater, der sich mit der Spitzhacke dem Ritter entgegengestellt hatte. Und das alles war seine, Sebastians Schuld. Warum hatte er den unbekannten Toten, den er am Tag zuvor gefunden hatte, nicht einfach liegen lassen im Wald, warum hatte er den Bauern, dessen Rücken von einer Hellebarde durchbohrt war, umgedreht und seinem Gürtel die Schriftrolle entnommen?
Die Botschaft hatte seinen Vater seltsam erregt. Mit Zornesfalten hatte er das Schreiben mühsam, Buchstabe für Buchstabe entziffert, mit dem Zeigefinger hatte er sich von Wort zu Wort vorgearbeitet. Worte von Thomas Müntzer, der die Bergwerksleute für die Sache gewinnen wollte. Sebastian erinnerte sich wohl an den Text, der ihn genau wie seinen Vater seltsam gerührt und entflammt hatte:
»Dran, dran, solange das Feuer heiß ist. Laßt euer Schwert nicht kalt werden, laßt euch nicht erlahmen. Schmiedet pinkepanke auf den Ambossen der Fürsten und Herren. Es ist nicht möglich, daß ihr der menschlichen Furcht sollt los werden, während die Fürsten leben. Gott ist mit euch. Die Bösewichter sind verzagt wie die Hunde, laßt euch nicht überreden zu beschißner Barmherzigkeit. Folgt meinem Ruf und kommt zu uns, euren Brüdern, denn ihr kennt die Arglist der Herren.«
Führwahr, dachte Sebastian von neuem erzürnt, wir kennen die Arglist des Adels. Er ließ die kleine Marie ins Gras hinab und fütterte sie mit jungen Butterblumen, die ihr nicht recht mundeten, aber doch das Magenknurren ein wenig besänftigten. Sebastian schnitt sich einen jungen Weidentrieb und begann ihn mit seinem Schabmesser zu einem Pfeil zu kerben. Vielleicht würde es ihm gelingen, einen lahmen, einer Fangschlinge entkommenen Hasen zu stellen oder in einem Bach einen Fisch zu stechen. Wiewohl darauf harte Strafen standen. Einem seiner Brüder hatte der Graf von Mansfeld die rechte Hand abhacken lassen, für einen solchen Jagdfrevel.
Marie schlief wimmernd zu seinen Füßen ein, sie war völlig entkräftet, denn beide waren im Schutz der Dunkelheit die ganze Nacht gelaufen. Die Pause gab Sebastian schmerzliche Gelegenheit, weiter über seinen fatalen Botendienst nachzudenken. Der Vater hatte nach dem Lesen des Briefes keinen Augenblick gezögert, sich mit der Eisenhacke gerüstet und alle Nachbarn herbeigerufen, um auf Frankenhausen zu ziehen.
Ihnen allen kam jedoch der Ritter von Bogenwald und sein furchtbarer Trupp zuvor. Die Schlacht bei Frankenhausen war längst geschlagen, die Söldner und Ritter auf Rache aus. Kaum wurden sie der bewaffneten Bergleute sichtig, hatten sie ihre Schwerter gezogen, einen jeden niedergemetzelt und dann alle Hütten in Brand gesteckt. Wie Zunder brannten die morschen Balken und das Flechtwerk der Wände. Sebastian, der mit Marie hinter der Backstube stand, war im letzten Moment die Flucht in den Wald gelungen.
Niemand hatte sie bemerkt, als sie flohen, während sich der Himmel über der Siedlung blutrot verfärbte und Rauchsäulen gen Himmel stiegen.
Hätte der grausame Ritter wohl ihr aller Leib und Leben geschont, wenn sie brav in ihren Hütten geblieben wären? Sein Vater hätte es nicht geglaubt. Ihm hatte sein Fronherr einst übel mitgespielt. Ein freier Bauer war er selbst gewesen, so pflegte der Vater zu erzählen, doch dann habe sein Grundherr ihm immer neue Zinsen aufgezwungen, sein Land abgepreßt und ihn schließlich für unfrei erklärt, weil er die Tochter eines Leibeigenen gefreit hatte. Am Ende war der Vater gezwungen, sich als Tagelöhner im Bergwerk zu verdingen. Aus war es für den Bergknappen mit der Freiheit des Bauern.
Deshalb war die Sache derer zu Frankenhausen die Sache des Vaters gewesen, er war zum Kampf entschlossen. Und doch quälten Sebastian schreckliche Gefühle von Schuld, als habe er die Seinen mit eigenen Händen getötet. Warum war er ihnen nicht zu Hilfe geeilt? Traurig blickte er auf die schlafende Marie herab. Er hatte die Wahl gehabt, zu kämpfen und zu sterben oder zu leben und Marie zu bewahren. Und doch hatte er nicht das Gefühl, er habe recht getan. Sein Pfeil schien ihm nun spitz genug, er machte sich auf die Pirsch in die Büsche. Leise schlich er voran und wurde bald mit einem kleinen raschelnden Geräusch belohnt.
Sebastian spähte angestrengt in die Büsche und folgte dem Geräusch knackender Äste. Welch ein Glück, ein Vogel hinkte dort über die Zweige. Ein seltsamer weißer Vogel zwar, aber sein Magen fragte nicht nach Art und Herkunft des Tiers, es würde ihm und Marie wohl munden, egal, wie zäh der Braten wäre. So konzentriert folgte Sebastian dem Vogel, der ihn ein wenig zu foppen schien und immer vor, dann wieder zurück in Deckung hüpfte, daß er die schlafende Marie vergaß. Bis ihr fragendes Stimmchen ihn herumriß.
»Wer bist du?« fragte sein Schwesterchen arglos und blickte in das Gesicht einer häßlichen Alten, die ihre Hand nach den Locken der Kleinen ausstreckte. Sebastian wollte auf das Weib zustürzen, den Pfeil in der Rechten, doch von hinten umklammerte ihn nun ein mächtiger Arm mit eisernen Muskeln.
»Hei, Bürschlein, willst wohl Frau Märthe mit deinem Zweiglein erstechen. Gib acht, denn sie ist zaubermächtig, es könnte dir übel bekommen.«
Sebastian trat mit seinem rechten Bein aus und schlug seine Ellbogen in den Bauch des Mannes, der hob ihn einfach in die Luft und trug ihn lachend über die Lichtung. Sebastians Kehle wollte sich ein Schrei entringen, doch es blieb nur dieses kehlige Gurren, daß er in Momenten höchster Not hervorzubringen vermochte.
Marie richtete sich auf und rief mit wütendem Stimmchen: »Laßt ihn los, böser Mann! Er kann ja nicht sprechen. Sag du ihm, er soll ihn loslassen«, rief sie immer aufgeregter und trommelte mit ihren kleinen Fäusten auf das Brusttuch von Märthe ein.
»Liebes Kind, nun beruhige dich. Der Michael ist ein braver Bursche und wird deinem Bruder gewiß nichts tun. Schau, ich habe einen Kanten Brot für dich, siehst hungrig aus.« Gierig schnappten Maries Händchen nach dem trockenen, groben Brot.
Michael setzte den sich immer noch sträubenden und schlagenden Sebastian vor Märthe ab. Sie warf ihm einen langen Blick zu, der ihn zu beruhigen schien, dann zog sie einen zweiten Kanten Brot aus ihrem Beutel und reichte ihn dem jungen Mann.
»Iß nur. Es ist gutes Roggenbrot, das wird euren ersten Hunger stillen. Danach werden wir unsere Jagdsleute suchen und einen gewiß saftigen Braten ins Feuer hängen. Sei nur ruhig und folge uns, wir sind ebenso brave Leut, wie die deinen zu Mansfeld es waren.«
Sebastian, der hungrig seine Zähne in das Brot geschlagen hatte, hielt im Kauen inne.
Wer war diese Frau? Woher wußte sie vom Gemetzel im Mansfeldischen? Zum Teufel, warum hatte er seine Stimme verloren und konnte nun nichts fragen!
Ein Rascheln von Zweigen kündigte den Rest des seltsamen Trupps an. Sebastian wandte den Kopf und nahm zuerst ein wunderliebliches Mädchen wahr, das kaum älter als er selber war. In schwarzen Wellen fiel das Haar fast bis auf ihre Hüften herab. Sie trug keine Haube über dem weißen Oval ihres Gesichts. Am Körper nur ein einfaches grobes Leinenhemd und dazu einen groben Rock aus rotgefärbtem Tuch. Ein wenig breit war sie in den Hüften. Und doch hatte Sebastian nie vorher eine so schöne Gestalt gesehen. Der Anblick beglückte ihn. Das Mädchen schaute ihn aufmerksam aus grasgrünen Augen an. Sebastian errötete, und sein Herz ging schneller. Er dachte an die Dinge, die seine Eltern nachts im Stroh getan hatten, unter Stöhnen und Seufzern. Ihn packte ein Verlangen, die Magd ganz ähnlich zu umarmen. Verschämt senkte er den Blick.
In diesem Augenblick teilte sich erneut das Gebüsch. Ein einarmiger Bauer, ein Handwerksgesell, so erkannte Sebastian an den Zunftfarben der städtischen Langhose, und ein Rittersmann traten auf die Lichtung. Vor ihm wich Sebastian furchtvoll zurück, er rutschte am Ufer des Bachs ab und drohte hineinzufallen, als der Landsknecht vorsprang und ihn herausriß.
»Ich rat’ dir von einem kalten Bad ab«, rief Michael munter, »es könnte dein Tod sein. Auch hab’ ich schlimmer stinkende Burschen als dich gesehen! Schone dich, Freund, bis auf Pfingsten und zum großen Badetag ist noch Zeit.« Der Graf von Traubstedt war hinzugetreten und musterte den Bergmannssohn mit den blonden Locken über seinem schäbigen Kapuzenkittel mit hübschem, schmalem Gesicht.
»Wer bist du?« fragte er. Der stumme Jüngling blieb die Antwort schuldig. »Nun rede, Mensch, mach mich nicht zornig!« Statt seiner sprach nun Märthe: »Er ist der Bergknappe Sebastian und gehört nun zu uns, denn Gott hat ihn mir angekündigt. Dring nicht weiter in ihn, denn er ist stumm. Noch.«
Marie kuschelte sich vertrauensvoll an Märthes Brusttuch, sie liebte die schöne Stimme der Frau, an häßliche Gesichter war sie gewohnt, sie verängstigten sie nicht. Sebastian schaute verdutzt auf die Alte, wieder nahmen ihm Drang und Lust zu sprechen fast die Luft, seine Kehle schmerzte.
Der Graf zuckte nur mit den Schultern. »Mir ist’s gleich. Der hier macht den Kohl nicht fett, und vielleicht könnte er einen tauglichen Kämpfer abgeben. Wenn wir ihn ein wenig hochfüttern.«
Damit wandte er sich wieder dem Gebüsch zu und zog einen eben erlegten Frischling hervor. Mit einem einzigen Lanzenstich hatte er kunstvoll das Tier getötet. Der Graf war ein vortrefflicher Jäger.
»Das wird ein guter Braten«, lobte Märthe. »Nicht weit von hier ist eine mächtige Felsenhöhle, dort werden wir kampieren und ruhen nach der schweren Nacht. Laßt uns Holz sammeln, und du, Katharina, grabe nach den Wurzeln unter dem Eichenbaum, dort wirst du schwarze Knollen finden, die ein feines Gemüse geben.«
Der Graf, wiewohl ein Kämpfer für das Recht auf Gleichheit vor Gott, ließ sich nun neben Märthe nieder, während die anderen den niederen Tätigkeiten nachgingen. Ein Jäger hatte das Recht zu ruhen, wenn er Beute gemacht hatte.
»Sagt, Märthe, wohin wollt Ihr uns in Gottes Namen führen?« Immer noch mischte sich spöttischer Zorn in Alberts Stimme, obgleich er die seltsame Kraft der Alten anerkannte, war er nicht gewillt, ihr blind zu folgen.
Märthe zupfte Butterblumen aus dem Gras und zeigte Marie, wie sie daraus ein Kränzlein flechten könne. Das kleine Mädchen machte sich fröhlich an die Arbeit und ritzte die zarten grünen Stengel ein, reihte bald Blüte an Blüte. Sebastian saß stumm daneben und beobachtete mißtrauisch den Ritter.
»Liebster Graf. Nicht ich führe Euch, sondern der Herr. Heute gegen Mitternacht wird er zu uns allen sprechen. Vertrauet ihm. Mit Sebastian schickte er uns seinen Boten.«
Der Graf lachte dröhnend, so daß es im Wald widerhallte. »Ihr Törin, das ist kein schlechter Scherz. Einen stummen Boten sandte uns der Herr also! Fürwahr, das wäre mir ein rechtes Wunder, gute Frau. Solche törichten Winder wurden mir schon viele verkündet.«
Bitter dachte der Edelmann an die zahllosen Scharlatane, die sich unter das Heer der Bauern gemischt hatten. Elendes Pack, wie es jeden Kriegszug begleitete. All jene falschen Propheten, die entweder blöde oder verkommene Schurken waren. Unter Bäumen gruben sie seltsame Reliquien aus, nannten sie die Gebeine von Gralsrittern und verkündeten sie als Zeichen des Herrn. Hatte er selbst nicht einen verdreckten Lumpen entdeckt, der einen Schweineknochen unter einem Kreuz vergrub und behauptete, dies seien die wohl zweihundert Jahre alten Gebeine eines heiligen Kreuzritters, den zu rächen die Bauern nun berufen seien? Feige Lügen, um im Namen des Herrn zu plündern und zu brandschatzen. Er selbst hatte den Lumpen einen Kopf kürzer gemacht.
Märthe sah ihn versonnen an. »Gott kennt deine Zweifel. Sie zeigen, du bist ein Ehrenmann. Doch warte nur ab, du wirst dein Wunder bekommen. Und ich weiß, daß du einer der Treuesten in der Schar sein wirst. Harte Prüfungen warten deiner, du wirst sie bestehen und in aller Not nie deinen Mut verlieren. Graf Albert, ich schätze Euch sehr. In nicht allzu ferner Zeit werdet Ihr diesen Haufen führen.«
Was für eine Schmeichlerin, dachte der Ritter höhnisch, dem der Sinn tatsächlich nach Führung stand. Allein, was blieb ihm groß die Wahl, als mit diesem verlorenen Haufen weiterzuziehen? Unwillkürlich spürte er, daß er eine große Verantwortung auf sich genommen hatte, er konnte die Schar nicht feige verlassen.
Fast zärtlich betrachtete er die kleine Marie. Sein eigenes Weib war im Kindbett gestorben, von seinen vier Söhnen hatte keiner überlebt. Er zog seinen Helm ab und schöpfte Wasser aus dem Bach, durstig trank er einige Züge, schöpfte erneut und ließ Märthe, Sebastian und Marie trinken. Das kalte Wasser schmeckte süß und frisch. Marie schenkte dem Ritter ein Kränzlein.