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7. Kapitel

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Sonntag früh, kurz nach neun, klingelt bei Robert das Telefon, holt ihn aus dem Schlaf. Benommen knurrt er „Robert Wille."

„Hier Lehnhardt." Die Stimme klang panisch. „Ich habe einen Anruf aus Kiel gekriegt. Die haben mir eine Nummer in Neuseeland gegeben, mit der ich Kontakt aufnehmen soll. Es betrifft Seelchen!" Pause „Hier ist die Nummer. Bitte, Robert, übernehmen Sie das. Ich verstehe die Leute nicht, bitte …"

Robert sitzt kerzengerade im Bett. „Opa Heinrich, bitte ganz ruhig. Ich übernehme das, geben Sie mir die Telefonnummer."

Opa hörte überhaupt nicht auf. So viele Zahlen, dachte Robert, als er mitschreibt.

Robert: „Dort ist jetzt später Abend. Ich versuche es, ich gebe sofort Bescheid, wenn ich etwas weiß."

„Vielen, vielen Dank, Robert." Opa Heinrich wirkte erleichtert.

Robert tippt die Zahlenreihe ein, es dauert etwas, dann unvermittelt eine Stimme. Robert erstarrt, was er da hört. Ist eine Kommandostimme: „Hier Polizeirevier Wellington, mit wem spreche ich?"

Robert geht in Stellung, erklärt dem Typen, dass er von einer Dienststelle in Kiel/Germany den Bescheid bekommen habe, eben diese Nummer anzurufen. Robert bestes Englisch ist auf Tour.

„Okay …" ganz lang gezogen, Pause. „Gutes habe ich Ihnen nicht zu sagen. Frau Dr. Hanna Lehnhardt, ist das richtig?"

„Okay …"

„Sie ist in einen Verkehrsunfall verwickelt mit mehreren Personen, zwei Personen haben nicht überlebt. Ich habe den Auftrag, Ihnen die Telefonnummer des Leitenden Arztes des Hospitals mitzuteilen. Wollen Sie bitte mitschreiben? Rufen Sie bitte dort erst in fünf Minuten an. Ich werde in der Zwischenzeit dafür sorgen, dass Sie gleich den richtigen Mann am Apparat haben. Das ist übrigens ein Landsmann von Ihnen, er heißt Dr. Berger. Hier ist die Telefonnummer …"

Robert lauscht total deprimiert, schreibt wieder eine endlose Nummer auf. Die Landesvorwahl liefert der Sheriff gleich mit.

Robert automatisch: „Ich danke Ihnen." Legt auf. Totenstille. Was soll er Opa sagen. Er entscheidet, erst mit dem Arzt zu sprechen. Er lässt etwas Zeit verstreichen, schaut auf die Uhr, schüttelt mit dem Kopf, und wählt.

Klick, sofort ertönt eine tiefe, eher eine beruhigende Stimme: „Dr. Berger."

Robert spricht gleich Deutsch, stellt sich vor und erzählt von dem Gespräch mit dem Polizisten.

Dr. Berger: „Ach, Donovan, der ist ganz genau. Wir haben Namen aus dem Adressbuch von Frau Lehnhardt aufgelistet. Sie stehen auch auf der Liste, also können wir mit Ihnen reden."

„Was ist eigentlich hier los?", poltert Robert plötzlich los, „kann sie denn nicht selbst bestimmen, mit wem sie reden will?!"

Dr. Berger: „Langsam, Herr Wille. Die Patientin ist seit Donnerstag ohne Bewusstsein, konnte erst nach 24 Stunden identifiziert werden, als ihre Ausweistasche bei der Polizei abgegeben wurde. Die Verletzungen sind schwer, innere sowohl als auch äußere. In welchem Verhältnis stehen Sie eigentlich zu ihr, wenn ich fragen darf?"

„Ich bin ihr Freund", sagt Robert selbstbewusst, „und betreue ihren Großvater, das einzige Familienmitglied, was sie noch hat."

Berger: „Ich habe heute Nachtdienst hier, bin also ständig in ihrer Nähe. Sie liegt alleine im Zimmer, rund um die Uhr ist eine Schwester bei ihr. Wir tun alles, was irgendwie möglich ist, die Patientin zurückzuholen. Die Sache zwischen uns wird einfacher, Herr Wille, wir tauschen unsere Handynummern aus und Sie nennen mich schlicht Paul. Hier ist meine Handynummer …"

Robert notiert sie und sagt: „In Ordnung, ich heiße Robert, das wissen sie ja aus dem Adressbuch. Wo ist das Buch?"

Berger: „Hier bei ihren Sachen auf dem Zimmer."

„In Ordnung."

Berger weiter: „Es könnte von größter Wichtigkeit sein, wenn unsere Patientin das Bewusstsein wieder erlangt, dass bald eine nahe stehende Bezugsperson hier in der Nähe ist. Eine Reise in ihr Heimatland, Robert, die liegt in weiter Ferne. Sie hat sich wirklich einen Punkt am Rande der zivilisierten Welt ausgesucht, um derart zu verunglücken."

Robert: „Was ist geschehen? Der Polizist hat nichts gesagt, nicht einmal eine Andeutung."

Berger: „Nach meinen Informationen ist ein Lieferwagen ungebremst in eine Fußgängergruppe gefahren, die bei grün die Straße überquerte. Zwei Personen tot, sechs Verletzte. Eine der tödlich Verletzten muss eine Kollegin von Frau Lehnhardt gewesen sein. In ihren Papieren befand sich die gleiche Kontaktadresse in Deutschland. Woher ich das alles weiß? Ich war in der Notaufnahme. Es war schlimm."

Robert: „Wie sind die Aussichten?"

Berger: „Vorsichtig optimistisch. Mehr kann und will ich nicht sagen, Robert. Wenn sie wieder bei uns ist, müssen Sie kommen. Klar?"

Robert; „Sofort, wenn Sie mir ein Zeichen geben."

Berger: „Bis dann, Robert." Klick, Ende.

Da saß Robert nun, total platt. Er musste sich sammeln. Erst mal Opa anrufen, dann duschen und frühstücken, kommandiert er.

Opa ist entsetzt. Robert verspricht, sofort zu ihm zu kommen, wenn er fertig mit dem Frühstück ist.

Seele an Seelchen

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