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2. Kapitel

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Es ist Freitag. Ausnahmsweise verlässt Robert mit den anderen Kollegen gemeinsam das Büro, pünktlich um zwei Uhr. Er fährt nach Hause, isst eine Kleinigkeit und geht wieder los. Ziellos anfangs, dann steuert er seine Bank am Waldesrand an.. Niemand sitzt darauf, liest vielleicht ein Buch. Er erinnerte sich an die Szene im April. Die junge Frau wollte zum Bahnhof. Warum soll ich da nicht auch hingehen, fragte sich Robert. Er geht los. Ist bald mitten in dem Getümmel, das in der Innenstadt um diese Zeit gang und gäbe ist. Nach einer knappen Stunde hat Robert den Bahnhof erreicht. Züge angucken hat er schon immer gerne getan. Robert ist ein ausgemachter Eisenbahnfan, der schon mal die Bahn dem Auto vorzieht.. Im Bahnhof haben es alle Menschen eilig, Robert bezieht in aller Ruhe seinen Stammplatz auf dem ersten Bahnsteig, eine kleine podestähnliche Erhöhung an einem Pfeiler. Erlehnt sich genüsslich an den Pfeiler und blickt auf das Treiben vor sich. Ein Güterzug rumpelt ohrenbetäubend auf dem Zwischengleis durch die Halle und verdeckt lange die Sicht. Die Sicht ist wieder frei. Da heftet sich sein Blick plötzlich auf eine helle Tragetasche, die eine junge Frau auf dem nächsten Bahnsteig lässig am Band über die Schulter trägt. Das war das Bild, das dauernd vor seinen Augen gestanden hat.


Robert legt den Schnellgang ein, Treppe runter, nächsten Bahnsteig Treppe hoch und steuert direkt auf die gut aussehende, junge Frau zu. Er ist sich sicher, er hat sie gefunden.

Robert stellt sich unauffällig neben sie, sagt leise, haucht es fast: „Hallo."

Sie blickt ihn an, fragt verunsichert: „Ja? Was wollen Sie?"

Robert hält in der Hand das Lesezeichen und fragt: „Kennen Sie das? Kommt Ihnen das bekannt vor?"

Ein Erstaunen liegt in ihrem Blick.

„Das ist doch mein Lesezeichen. Ich erkenne es an dem rotweißen Band. Woher haben Sie es?"

Robert holt tief Luft und legt dann in seiner charmantesten Art los: „Das habe ich am 27. April um 16.30 Uhr unter einer Bank am Rande eines Waldes in der Nähe dieser Stadt gefunden, die fluchtartig von einer jungen Frau verlassen wurde, als ein Mann sich in friedlicher Absicht eben dieser Bank näherte. Ihre Worte waren: ‚Ich muss zur Bahn. Auf Wiedersehen.‘ Da haben Sie das Wiedersehen."

Sie lacht laut los.

„Was mache ich denn jetzt? Mein Zug kommt in drei Minuten. Flüchte ich schon wieder?"

Robert fährt fort: „Entschuldigen Sie bitte. Mein Name ist Robert Wille. Ich wohne und arbeite in dieser Stadt."

Inzwischen läuft der Zug ein. Großes Getöse.

„Ich habe auch einen Namen. Hanna Lehnhardt. Ich besuche hier meinen Großvater im Seniorenheim."

Großes Gedränge vor der Wagentür.

„Ich muss jetzt zu einer Projektbesprechung fahren. Unter dem Namen Opa Heinrich finden Sie meinen Großvater im Seniorenheim. Grüßen Sie ihn bitte von mir und danke."

Sie verschwindet im Wagen. Als er etwas sagen will, hört er nur Rumms. Die Tür ist zu. Die Bahn fährt los, überpünktlich. Ausgerechnet heute. Sonst hat sie regelmäßig Verspätung. Robert schlendert langsam dem Ausgang zu, entscheidet sich zu einem Abendessen in seinem Stammlokal, nachdem er festgestellt hat dass sein Problem nicht etwa gelöst, sondern an Größe zugenommen hat. Er hat immer noch das Lesezeichen, kennt zwar den Namen der Eigentümerin, hat aber jetzt ganz unvermittelt einen Opa auf der Liste mit Namen Heinrich. Enkelin Hanna ist auf Tour.

Sein Freund und Skatbruder trinkt gerade sein alkoholfreies Bier, schließlich ist er immer auf dem Sprung, wenn es in seinem Taxiunternehmen ein Problem gibt. Später kommt auch noch der dritte Mann zum Skat. Robert ist abgelenkt, hat seinen Spaß für ein paar Stunden. Aber als er zu Hause ist, kreisen die Gedanken um das neue Problem mit Namen Opa Heinrich.

Seele an Seelchen

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