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9. Kapitel

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Montag früh: Besprechung bei Dr. Kuhn unter vier Augen..

Robert berichtet, was er erlebt hat und teilt seinen Beschluss mit, auf Zeichen des behandelnden Arztes sofort zum anderen Ende der Welt zu starten,

Völlig verblüfft ist Robert, als er von Dr. Kuhn hört: „Das ist doch selbstverständlich, Robert. Ich wollte schon immer in dieser Region einen Ansprechpartner haben. Zwei Räume mieten, Telefon, sie wissen schon. Um Ihre folgende Frage gleich zu beantworten: Dr. Lehnhardt sen. übernehme ich mit Freuden."

Robert fragt ungläubig: „Wie? Höre ich richtig, keine Bedenken?"

Dr. Kuhn: „Denken Sie an den Großvater, Robert, wenn ich Ihre Worte richtig deute, baut er auf Sie!"

Robert: „In Ordnung, ich bereite den Ernstfall vor, werde mit unserem Verkaufschef einen Deal machen."

Dr. Kuhn: „Gehen Sie los. Das muss klappen. Sagen Sie dem Großvater Bescheid?"

„Okay."

Viel Trubel den Tag über, das Sekretariat stellt den Flug zusammen, das Reisebüro sitzt im Startloch.

Ziemlich erschöpft betritt am Abend Robert seine Wohnung. Im Briefkasten zwischen jeder Menge Werbepost ein Brief. Luftpost, Neuseeland. – Robert zieht sich ins Wohnzimmer zurück und versucht Klarheit in seine Gedanken zu bringen. Absender: Hanna Lehnhardt.

Er öffnet den Brief. Er ist am Mittwoch geschrieben, handgeschrieben, tolle Schrift.


Robert liest mit Staunen die Überschrift:

Seelchen an Seele,

Dann weiter:

Hallo, Robert, ohne große Umschweife erkläre ich Ihnen, wenn ich Sie ein halbes Jahr eher getroffen hätte, nie und nimmer wäre ich auf die Idee gekommen, diesen Job in der Antarktis anzunehmen. Meine Devise hieß: Nur weg von hier! Das Ende einer Beziehung, in die ich mich voll eingebracht habe, hat mich zutiefst getroffen, eben wie und auf welche Art und Weise das Ende kam.

Als Sie auf dem Bahnsteig „Hallo" sagten und mir das Lesezeichen unter die Nase hielten, hatte ich plötzlich das Gefühl, nicht mehr alleine zu sein. Aber der Zug fuhr ab zur Einsatzbesprechung. Das war keine Flucht. Klingt alles dramatisch, ist aber wirklich so empfunden.

Hier im Hotelzimmer totale Ruhe. Die Männer der Gruppe machen einen mehrtägigen Ausflug in die Berge im Norden der Insel. Erst nächste Woche starten wir, wenn das Wetter es zulässt. Heute gehe ich mit meiner Kollegin zusammen in die sehr angenehme Stadt.

Ich bin glücklich, wenn Opa ab und zu Besuch hat. Ich hole alles nach, wenn ich zurück bin.

Robert, ich vertraue Ihnen. Ich freue mich, wenn die Zeit zu Ende ist und ich Sie wieder sehen kann.

Ganz liebe Grüße von Seelchen PS: Kurz bevor die Reise losgeht, melde ich mich.

Robert liest noch einmal, fasst einen schnellen Entschluss. Er fährt mit dem Fahrrad zu Opa Heinrich. Seine Gedanken überschlagen sich förmlich. Viel später als nach dem Abgeben des Briefes bei der Post kann der Unfall nicht passiert sein. Bevor er in das Eingangsportal des Seniorenheims tritt, nimmt er sein Handy, lässt Dr. Bergers Nummer einlaufen. Es meldet sich eine Frauenstimme, offenbar die Stationsschwester. Dr. Berger ist etwa in einer Stunde wieder im Haus.

Opa Heinrich ist auf seinem Zimmer. Nichts mehr ist von seiner Zufriedenheit in seinem Gesicht zu sehen. Die Sorgen um seine Enkelin, sein Seelchen, zermürben ihn, so hat Robert das Gefühl.

Sie begrüßen sich. Robert berichtet über den Brief, den er eben gelesen hat. Beide philosophieren darüber, wie es nun weiter gehen wird.

„In einer Stunde kommt Dr. Berger", sagt Robert, „dann hören wir mehr."

Es dauert nicht lange, da meldet sich Dr. Berger von der anderen Seite der Erdkugel.

Robert: „Hallo, Paul, vielen Dank, dass Sie zurückrufen. Eigentlich wollte ich anrufen."

Dr. Berger: „Robert, ich hoffe fest, dass unser Engel bald zurückkommt. Ich habe so ein Gefühl. Packen Sie ihre Sachen schon mal."

Robert ungläubig: „Wirklich?"

Dr. Berger: „Mehr kann ich nicht sagen. Ich muss jetzt meine Runde machen. By by!"

„By." Klick, das war es. Opa Heinrich blickt Robert fragend an.

„Er hat Hoffnung, dass Seelchen bald wieder da ist. Mehr sagte er nicht."

Opa erfährt von Roberts Absicht, nach Neuseeland zu fliegen: „Ich komme nicht ohne Ihre Enkelin zurück, wenn es irgend möglich ist."

Opa ist besorgt und schüttelt mit dem Kopf: „Und was ist mit Ihrer Arbeit?"

Robert: „Im heutigen Zeitalter, in dem modernste Kommunikationsmittel eingesetzt werden können, spielen doch Entfernungen keine Rolle. Wir telefonieren und sehen den anderen, obwohl er tausende Kilometer entfernt ist. Außerdem hat mein Chef und Kollege angekündigt, an meiner Stelle bei Ihnen vorzusprechen. Machen Sie sich auf manches Schachspiel gefasst."

Nun strahlt Opa wieder. „Das ist eine gute Nachricht, wie kann ich Ihnen nur danken, Robert?"

Robert: „Indem Sie wieder fröhlich werden, so, wie vorher. Wir schaffen das schon. Aber wie läuft das mit Felix?"

Opa: „Robert, ich habe größte Probleme, beim Schach nicht von der Platte gefegt zu werden. Der Junge spielt brillant." Opa schmunzelt. „Ich mache dem jungen Mann Probleme. Wir haben Spaß."

Robert: „Und die Nachhilfe?"

Opa: „Ich frage mich, weshalb der Junge nicht gleich das Abitur gemacht hat. Er hat eine enorme Auffassungsgabe und ist lernwillig. Wir schaffen unser Pensum."

Robert ist zufrieden. Es ist ziemlich spät, als er wieder zu Hause ist

Seele an Seelchen

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