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4.3 Abschließende Bemerkungen

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Aus evolutionsbiologischer Perspektive ist das Ziel allen Verhaltens die Sicherstellung der Fortpflanzung und Weitergabe der eigenen Gene. Entsprechend gibt es im Verhalten von Tieren relativ starre Koppelungen von Reizen und Reaktionen, für die im Nervensystem Mechanismen auf genetischer Basis bereitstehen, wie die ethologische Forschung gezeigt hat (Lorenz, 1967; Tinbergen, 1951). Das Verhalten von Tieren folgt meist dem Reiz-Reaktionsschema (S = stimulus, R = reaction). Das Verhalten von Säugetieren allerdings ist bereits komplexer als das von beispielsweise Amphibien oder Insekten.

»Jeder Hundehalter ist wahrscheinlich mit Recht davon überzeugt, daß sein Tier Emotionen, z. B. Freude und Traurigkeit erlebt. Zwar sind die Instinktbewegungen, wie sie von den Ethologen auch im Verhalten von Säugern beschrieben wurden (vgl. Eibl-Eibesfeld, 1978; Ewer, 1976; Lorenz, 1937; Tinbergen, 1951), dadurch gekennzeichnet, dass bei einer entsprechenden inneren ›Gestimmtheit‹ und dem Vorhandensein eines ›Auslösereizes‹ eine relativ starre Bewegungsabfolge, die eigentliche ›Instinkthandlung‹, ausgelöst wird. Beim sogenannten Appetenzverhalten, das der eigentlichen Instinkthandlung vorausgeht, zeigt sich aber auch schon unterhalb der Organisationsstufe der Säugetiere eine größere Variabilität und Abhängigkeit von der Lerngeschichte des Individuums.

Das Verhalten von Säugetieren und besonders von Primaten, ist zudem im Vergleich mit den anderen Klassen der Vertebraten und der Invertebraten durch eine größere Flexibilität auch bei den Endhandlungen ausgezeichnet. Ein bestimmter Reiz löst häufig nicht mehr ein bestimmtes Verhalten aus, sondern bestimmt nur die allgemeine Richtung des Verhaltens« (Schneider & Dittrich, 1990, S. 44; Hervorh. bei den Autoren).

Die auf genetischen Annahmen fußenden Theorien zum Gefühlsleben beim Menschen reichen von relativ starren Reiz-Reaktionsmodellen – bei denen sich der Mensch im Prinzip nicht vom Tier unterscheidet – bis zu sehr differenzierten, individuumsbezogenen Erfahrungs- und Lernhintergründen, allerdings auf der Basis einer biologisch mitgegebenen genetischen Ausstattung, die die grundsätzliche Reaktionsrichtung aufgrund eines bestimmten Reizes oder einer bestimmten Situation vorgibt.

Emotionen konnten erst auf einer Stufe der Entwicklung der Arten vorteilhaft werden, auf der starre Verknüpfungen von Reiz-Reaktionsschemata zugunsten einer größeren Verhaltensvariabilität (Entscheidungsfreiheit) aufgegeben wurden (Schneider & Dittrich, 1990).

Emotionen und Affekte bei Kindern und Jugendlichen

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