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Das Problem
ОглавлениеAls Henrici am Morgen beim Aufstehen daran dachte, dass er nun schon eine ganze Weile allein sei, weil alle seine Bekannten aus den verschiedensten Gründen verreist waren, fragte er sich, was ihm nun eigentlich fehle. Die naheliegende Erklärung, dass es einfach der Umgang mit seinen Freunden sei, wollte er so nicht gelten lassen, weil sie zu allgemein war und sofort die weitere Frage nach sich zog, warum ihm die Gesellschaft der anderen wichtig war. Beim Nachdenken darüber fiel ihm auf, dass die, denen er begegnete, meistens entweder mit einer Schwierigkeit beschäftigt waren oder aber die Schwierigkeit übersahen, die sich in ihrer Beschäftigung verbarg. Henrici fand dann jeweils, was ihm jetzt ein von Selbstgefälligkeit nicht ganz freies schlechtes Gewissen klarmachte, seine Rolle darin, die Probleme der einen zwar nicht zu lösen, aber zu entkräften und hinfällig erscheinen zu lassen, die anderen hingegen auf die Probleme aufmerksam zu machen, die ihnen entgangen waren. Es mussten also die Probleme der anderen sein, die ihm ihre Gesellschaft wertvoll machten. Als Henrici abends beim Zubettgehen merkte, dass er sich damit auf sein eigenes Problem aufmerksam gemacht hatte, das darin bestand, dass ihm die Probleme der anderen fehlten, ging ihm vor dem Einschlafen die Frage durch den Kopf, was er nun damit anfangen sollte.