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Atlan

Chipol blieb in der nächsten Stunde stumm. Er ließ sich nicht ansprechen. So wusste ich zunächst nicht, ob er selbst überhaupt wusste, in welcher Art und Weise er von Dharys missbraucht worden war. Auch blieb es vorerst ein Rätsel, ob er den Inhalt der Botschaft des Daila-Mutanten verstanden hatte.

Die Medoeinrichtungen der STERNSCHNUPPE versorgten ihn mit einem einfachen Beruhigungsmittel. Die Defensivschirme standen jetzt auf Höchstleistung, um ein weiteres Eindringen Dharys zu verhindern. Das Schiff äußerte sich sehr zuversichtlich über die getroffenen Maßnahmen, aber in mir nagten noch immer Zweifel.

Ich machte mir Vorwürfe, weil ich den Jungen in dieses Abenteuer hineingezogen hatte. Sicher, Chipol war für sein Alter ungewöhnlich reif, aber er war zu jung, um alle Ereignisse um seinen Vater seelisch zu verkraften.

Was würde geschehen, wenn Dharys Recht behielt und sich der Junge gegen mich stellte? Ich konnte mir die schrecklichsten Bilder ausmalen. Diese konnten der Wahrheit entsprechen oder auch nicht. Ich musste davon ausgehen, dass der skrupellose Mutant auch nicht davor zurückschrecken würde, seinen eigenen Sohn parapsychisch direkt zu beeinflussen. Vielleicht war dies gar schon geschehen, und es war der STERNSCHNUPPE, Mrothyr und mir verborgen geblieben.

Unsere Situation war alles andere als rosig, auch wenn uns keine unmittelbare Gefahr drohte. Sie war sogar schlimmer als ein offener Angriff, denn die Feinde waren nicht greifbar. Selbst ein hartes Vorgehen gegen Dharys war wenig sinnvoll. Abgesehen davon hätte ich Chipol nur noch weitere psychische Schmerzen bereitet, wenn ich mit der STERNSCHNUPPE die LJAKJAR und die GLIMMERTON attackiert hätte. Er mochte seinen Vater nicht, aber das war nicht gleichbedeutend mit seinem Einverständnis, diesen in Todesgefahr zu bringen.

Ich musste einen anderen Weg finden, aber ich erkannte keinen. Ein totaler Rückzug wäre vielleicht für Chipol eine vorübergehende Lösung gewesen, aber keine in meinem Sinn. Auch in diesem Punkt befand ich mich in einem Gewissenskonflikt ohne Ausweg.

Von der GLIMMERTON und der LJAKJAR war nun schon lange nichts mehr zu hören. Auch die Sonde der STERNSCHNUPPE konnte keine Veränderung der Situation mitteilen. Wir mussten davon ausgehen, dass die beiden Schiffe noch immer in ihrem Versteck abwarteten.

Chipol erhob sich plötzlich. Er kam mit gesenktem Kopf zu mir.

»Es tut mir leid, Atlan.« Er suchte meine Hand, und ich reichte sie ihm automatisch. »Ich habe versagt. Ich hätte den Angriff bemerken und abwehren müssen.«

»Unsinn, Kleiner«, tröstete ich ihn. »Dagegen war kein Kraut gewachsen. Die STERNSCHNUPPE und ich hätten mit einer solchen Attacke rechnen und die Abwehrschirme verstärken müssen. Es war unser Versagen.«

»Egal.« Er winkte resignierend ab. »Ich weiß jetzt, was Dharys wirklich beabsichtigt. Wenn er glaubt, er könnte mich damit locken, so irrt er sich ganz gewaltig. Die Kluft zwischen uns ist nur noch größer geworden. Sie ist endgültig. Das kannst du mir glauben.«

»Müssen wir noch über diesen Vorfall sprechen, Chipol?« Er schüttelte nur mit dem Kopf und drückte meine Hand etwas fester.

»Sie verlassen die Korona«, meldete die STERNSCHNUPPE.

»Hinterher!«, verlangte der Junge spontan.

»Nein«, entschied ich. »Wir warten erst einmal, bis die beiden Schiffe sich entfernt haben. Die STERNSCHNUPPE wird uns informieren, wenn sie sie aus der Fernortung zu verlieren droht.«

Chipol sah mich dankbar an. Wir verstanden uns auch ohne größere Erklärungen. Ihm war es nur recht, wenn sein Vater sich erst einmal entfernte. Aber andererseits wollte er mich nicht am Erreichen meiner Ziele hindern.

Die GLIMMERTON und die LJAKJAR setzten sich schnell ab. Der Hyperorter der STERNSCHNUPPE stellte ihre Echos dar, auch als Hellenker und Dharys in den Zwischenraum wechselten.

»Was mag ihr Ziel sein?«, fragte Mrothyr dumpf.

»Eine Stützpunktwelt des Erleuchteten«, antwortete die STERNSCHNUPPE. »Ich gehe davon aus, dass Dharys die Wahrheit gesagt hat. Sein Ziel ist ein Pakt mit EVOLO.«

»Ein Pakt zwischen zwei Teufeln«, meinte Chipol.

Ich beobachtete ihn genau. Er schien sich wieder gefangen zu haben. Vielleicht spielte auch das Medikament eine entscheidende Rolle. Zu früh durfte ich mir noch keine Hoffnungen darüber machen, dass er alles innerlich verdaut hatte.

»Ich schlage vor«, meinte das Schiff, »die Korona dieser Zwergsonne zu verlassen. Die Ortungsmöglichkeiten sind dann entscheidend besser.«

Ich hatte keine Einwände. Während Mrothyr und Chipol darüber zu diskutieren begannen, was wir nun am zweckmäßigsten unternehmen sollten, verließ die STERNSCHNUPPE das Versteck und nahm langsam mit Unterlichtgeschwindigkeit Fahrt auf.

»Weitere Ortungsechos«, stellte Chipol fest. »Dharys und Hellenker scheinen Schwierigkeiten zu bekommen.«

»Es handelt sich mit hoher Wahrscheinlichkeit um Traykon-Schiffe«, ergänzte das Schiff. »Die Entfernung ist schon zu groß, um eine exakte Aussage machen zu können. Es steht aber fest, dass die GLIMMERTON und die LJAKJAR eingekreist werden.«

»Das möchte ich mir aus der Nähe ansehen«, sagte ich.

»Wie nah, Atlan?«

»Zunächst zwei Lichtjahre«, schätzte ich. »Das müsste ausreichen, um einen genauen Überblick zu bekommen.«

Die STERNSCHNUPPE beschleunigte und trat in den Linearraum ein. Die Entfernung zu unserem Zielgebiet betrug nur etwa 22 Lichtjahre, und das war für das wundervolle Schiff, über dessen Herkunft ich immer noch so gut wie nichts erfahren hatte, nur ein Katzensprung.

Nach der Rückkehr in den Normalraum überschlugen sich die Meldungen.

»Zweifellos Traykons«, berichtete das Schiff knapp. »Da ist ein Sonnensystem. Mindestens fünf Planeten. Von der innersten Welt starten die Robotschiffe. Die GLIMMERTON und die LJAKJAR sind schon in Kämpfe mit den Traykons verwickelt. Achtung, da sind neue Funksprüche. Ich schalte durch.«

»... mit diesen unsinnigen Angriffen auf, Erleuchteter.« Das war Dharys. »Wir kommen in Frieden, um dir unsere Hilfe bei der Rückgewinnung EVOLOS anzubieten.«

Der Daila-Mutant baute schon wieder ein neues Märchen auf. Ich konnte ob seiner Dreistigkeit nur mit dem Kopf schütteln. Aber das, was er sagte, ließ nur einen Schluss zu.

Dharys vermutete die Anwesenheit des Erleuchteten in diesem System!

Und das elektrisierte mich! Vielleicht fand sich jetzt eine Gelegenheit, diesen unheimlichen Gegner zu stellen.

»Brich die Angriffe ab, Erleuchteter! Oder ich schlage mit deiner LJAKJAR gegen deine Roboter zurück! Wir können auch anders gegen dich und deine Roboter reagieren!« Der Daila drohte seinem mächtigen Herrn auch noch! Und Hellenker machte dieses Spiel mit.

Die Traykon-Schiffe griffen jedoch unvermindert an. Die GLIMMERTON war in ihre Schutzschirme gehüllt. Dharys hatte sich mit seinem kleinen Raumschiff ein Stück von dem Ligriden abgesetzt und feuerte zurück. Die hochgezüchtete Waffentechnik der LJAKJAR war den Traykons eindeutig überlegen.

Der Erleuchtete reagierte nicht auf die Anrufe des Daila.

»Wir werden geortet und angegriffen«, meldete die STERNSCHNUPPE. »Soll ich mich absetzen?«

»Abwarten!« Ich starrte auf die Bildschirme. »Erst möchte ich wissen, ob der Erleuchtete wirklich hier ist. Und dann interessiert mich, was es mit diesem Planeten auf sich hat. Die Unmengen von Traykon-Schiffen, die von dort kommen, machen mich stutzig.«

»Ich fliege ein Ausweichmanöver«, erklärte die STERNSCHNUPPE. »Es bringt uns aus der direkten Gefahr, aber auch in die Nähe des Planeten. So kann ich von dort genauere Informationen gewinnen.«

»Einverstanden.« An sinnlosen Kämpfen mit den Robottruppen des Erleuchteten hatte ich ohnehin kein Interesse.

»Dharys bezeichnet den Planeten in einem Funkspruch an den Erleuchteten mit dem Namen ›Scans Welt‹«, berichtete das Schiff weiter. »Er schreit weiter nach dem Erleuchteten, aber von dem zeigt sich direkt keine Spur.«

Scans Welt! Dann hatte der Daila den direkten Weg zu einer ihm bekannten Stützpunktwelt des Erleuchteten gewählt. Sein Mut rang mir wieder Bewunderung ab.

Das ist nicht Mut, rührte sich mein Extrasinn. Das ist Frechheit.

»Oder Dummheit«, antwortete ich.

Die STERNSCHNUPPE raste mit voll aktivierten Defensivschirmen los. Das Feuer der Traykons konnte uns nichts anhaben. In einem weiten Orbit kurvten wir um den innersten Planeten dieses Sonnensystems herum.

Unweit von uns tobten die Kämpfe zwischen der GLIMMERTON und der LJAKJAR einerseits und den Traykons andererseits. Die Abwehrsysteme des Ligridenraumers erwiesen sich als sehr stabil, aber die Offensivwaffen konnten den wendigen Traykons nichts anhaben.

»Technische Anlagen«, berichtete die STERNSCHNUPPE und stellte mehrere Komplexe der Planetenoberfläche auf den Bildschirmen dar. »Auch unterirdische Anlagen, mehrere Werften, robotische Fabriken und zahlreiche Kraftwerke und Raumhäfen. Aber keine Hinweise auf den Erleuchteten selbst.«

»Das sieht so aus«, brummte Mrothyr, »als seien wir auf die Fabrikwelt der Traykons gestoßen.«

»Oder auf eine solche«, stimmte ich ihm zu.

Unser Verdacht wurde bestätigt, denn nun war wieder Dharys' Stimme über Funk zu hören.

»Du hast mich hereingelegt, Erleuchteter!«, tobte der Daila. »Du hast Scans Welt verlassen und Verga-Pre daraus gemacht. Aber das wird dir nichts nützen. Ich finde dich!«

Der Logiksektor wertete diese Information auf seine Weise aus.

Scans Welt muss früher der Sitz des Erleuchteten gewesen sein. Dharys kennt diesen Ort. Aber der Erleuchtete ist nicht mehr hier. Er hat Scans Welt verlassen. Scans Welt ist nun Verga-Pre, die Robotfabrik für die Traykons und ihre Raumschiffe.

Es knackte plötzlich in den Funkkanälen, die die STERNSCHNUPPE überwachte.

»An die Fremden! Verlasst Verga-Pre!« Das war eindeutig eine robotische Stimme. »Oder ihr werdet vernichtet!«

Im gleichen Moment lag die STERNSCHNUPPE in einem Energiehagel, der aus bislang unentdeckten Abwehrforts des Planeten kam. Die Aggregate der Schutzschirme heulten auf. Das Schiff schwankte und machte einen Satz, den die Andruckneutralisatoren kaum verkraften konnten. Ich wurde tief in meinen Kontursessel gepresst.

»Absetzen!«, schrie ich, aber die STERNSCHNUPPE bestätigte meine Anweisung nicht.

Sie raste durch den Feuerhagel auf den Planeten zu und löste schlagartig ihre Waffensysteme aus. Die reflektierenden Energien schleuderten uns zurück. Unten auf der Oberfläche Verga-Pres war die Hölle los. Gewaltige Explosionspilze schossen in die Höhe. Einzelheiten ließen sich in dem Chaos aus Flammen und Energien kaum erkennen.

»Bist du übergeschnappt?«, brüllte ich das Schiff an.

»Unbedingt erforderliche Notwehr«, antwortete die STERNSCHNUPPE relativ gelassen. »Es handelt sich nur um robotische Einrichtungen, Atlan. Und um ein Werk des Erleuchteten.«

Dharys' LJAKJAR tauchte in meinem Blickfeld auf. Auch der Daila feuerte mit allem, was sein Schiff hergab, auf die Robotfabriken und technischen Einrichtungen Verga-Pres.

Ich hasste sinnlose Zerstörungen und wollte diesen Angriff abbrechen.

Sei nur nicht zu weich!, spottete der Extrasinn. Darf ich dich an die Zeiten erinnern, in denen du erst geschossen und dann gefragt hast?

Es war müßig, über solche Dinge nachzudenken, denn die im Raum stehenden Traykon-Verbände ließen mir gar keine andere Wahl. Die GLIMMERTON Hellenkers hatte sich noch absetzen können, aber die LJAKJAR und meine STERNSCHNUPPE gerieten nun immer mehr zwischen zwei Fronten, zwischen die Abwehrforts des Planeten und den Raumern, die von draußen kamen.

»Los, Atlan!«, schrie der Daila über Funk. »Jetzt sind wir schon Verbündete, ob es dir gefällt oder nicht. Zeigen wir es den Blechmännern des Erleuchteten!«

Ich wusste, dass die LJAKJAR über hochmoderne Waffensysteme verfügte. Dharys setzte sie rücksichtslos ein. Und die STERNSCHNUPPE unterstützte diesen Kampf auch weiterhin.

»Zeig dich, Erleuchteter!«, grölte Dharys. Er kam mir fast wahnsinnig vor. »Oder ich verwandle Verga-Pre in kosmischen Staub.«

Die Robotstimme der Gesamtstation erstarb unter den Feuerschlägen aus dem Raum. Den Traykons fehlte plötzlich die lenkende Hand. Die Robotschiffe zogen sich zurück, während auch ich die STERNSCHNUPPE von dem Planeten wegdirigierte.

Verga-Pre glich einer Gluthölle. Binnen weniger Minuten waren dort so nachhaltige Zerstörungen angerichtet worden, dass der Erleuchtete dieses Produktionszentrum verloren geben musste.

»Wo steckt Dharys?«, fragte ich die STERNSCHNUPPE.

Das Schiff blendete ein Bild der LJAKJAR ein, die noch in der Nähe des Planeten operierte. Was Dharys dort unten suchte, war mir unklar. Wahrscheinlich wollte er eine Spur des Erleuchteten finden. Unterdessen zogen die zu kleinen Verbänden formierten Traykon-Schiffe mit unbekanntem Ziel aus dem Sonnensystem ab.

Sie folgen ihrer ursprünglichen Programmierung, vermutete der Logiksektor, und stürzen sich in die Kämpfe gegen die Hyptons und Ligriden.

»Hallo, Chipol!«, meldete sich Dharys über Funk. »Du hast dich gut vor mir abgekapselt, mein Sohn, aber ich werde einen Weg finden, dich trotzdem zu lenken. Der Erleuchtete ist nicht mehr hier. Aber ich werde ihn finden. Der Verlust Verga-Pres wird ihn wahnsinnig machen. Er muss sich zeigen. Und wenn er da ist, dann kann auch EVOLO nicht mehr weit sein.«

Chipol rümpfte nur seine Nase und blickte mich ernst, aber voller Selbstbeherrschung an.

»Hier gibt es für uns nichts mehr zu tun«, stellte Mrothyr fest. »Der Planet geht seinem sicheren Ende entgegen. Die Atombrände sind unlöschbar.«

Ich nickte ihm grimmig zu. Mit dem Erreichten war ich nicht zufrieden. Meine Hoffnung, endlich etwas Konkretes von dem Erleuchteten zu sehen, hatte sich zerschlagen.

Auch Dharys schien ähnlich zu denken. Er zog seine LJAKJAR in die Höhe und rief uns über Funk zu:

»Wir sehen uns noch, meine lieben Freunde. Folgt nur meinen Spuren, ihr zukünftigen Diener.«

»Die Sicht wird schlechter«, meinte die STERNSCHNUPPE verunsichert. »Da ist etwas. Vielleicht eine große Wolke oder ... ich kann aber absolut nichts orten.«

Der Raum um den zerstörten Planeten füllte sich mit milchigem Weiß. Ich fühlte eine seltsame Beklemmung in mir aufsteigen. Angst!

Flieh!, schrie der Extrasinn mit noch nie gehörter Vehemenz. Verschwinde, so schnell du kannst. Es ist noch zu früh für eine direkte Konfrontation.

Ich verstand und reagierte, während mich Mrothyr und Chipol verständnislos anstarrten.

»Weg von hier!«, herrschte ich die STERNSCHNUPPE an. »Und das mit aller Kraft!«

»Ja, Atlan«, klang es fast jämmerlich in meinen Ohren. »Angst.«

Die STERNSCHNUPPE beschleunigte mit höchsten Werten und verschwand innerhalb kürzester Zeit im Linearraum. Ich fühlte, dass ich wieder befreit atmen konnte.

»Was war das?« Chipol starrte mich hilfesuchend an. »Wieder Dharys?«

»Nein, Kleiner.« Ich schüttelte den Kopf.

Auch ohne das eine Wort, das mir der Logiksektor zuraunte, wusste ich, wer oder was über dem Untergang geweihten Planeten Verga-Pre erschienen war.

Der psionische Atem dieser Wesenheit hatte mich nur gestreift, aber das hatte genügt.

EVOLO!

Atlan-Paket 16: Im Auftrag der Kosmokraten (Teil 2)

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