Читать книгу Atlan-Paket 16: Im Auftrag der Kosmokraten (Teil 2) - Hans Kneifel - Страница 12
6.
ОглавлениеDoch er bleibt. Und geht zur Nacht spazieren.
Und in tausend Fenstern sieht er Licht.
Die dahinter werden auch verlieren!
Doch ein Trost für ihn ist das noch nicht ...
Erich Kästner
*
Der Erleuchtete hatte sich nach der Phase der Enttäuschung und Verärgerung auf den neuen Stützpunktplaneten Vergatsynn zurückgezogen. Er hatte seine Sinne weit geöffnet. Sein Verstand arbeitete wieder in normalen Bahnen, aber etwas in ihm regte sich und lenkte ihn immer wieder von seinem nächsten Ziel ab.
Er beherrschte sich nicht mehr zur Gänze.
Die halbe Niederlage, die er durch das eigenwillige Verhalten EVOLOS erlitten hatte, nagte noch an ihm.
Er wusste genau, dass es nun nur darauf ankam, einen Weg zu finden, der ihm EVOLO zurückbringen würde. Vielleicht, so sagte sich das ehemalige Juwel von Alkordoom aber, war es gar nicht erforderlich, diesen Weg zu suchen. Viele Punkte sprachen nämlich dafür, dass EVOLO von allein in seinen Schoß heimkehren würde. EVOLO war nämlich unfertig und kindlich, unausgereift und hilflos. Sein Psi-Potenzial war trotz aller Maßnahmen noch nicht komplett.
EVOLO musste erst noch lernen, wer EVOLO war!
Wenn der Erleuchtete davon ausging, dann war es eigentlich ziemlich sicher, dass EVOLO ihn über kurz oder lang suchen würde. Aber die Unsicherheit nagte an dem Mächtigen.
Der Erleuchtete verband sich mit seiner persönlichen Kontaktzelle. Er desaktivierte aber alle Verbindungen zu den anderen Kontaktzellen, denn er wollte nicht gestört werden. Er musste seine ganze Kraft einsetzen, um sich auf den verschollenen EVOLO zu konzentrieren. Die Signale der Kontaktzelle konnte er abschalten, aber die Erinnerungen, die in ihm wüten wollten, galt es auch zu unterdrücken. Und da halfen keine technischen Maßnahmen.
EVOLO war ungehorsam gewesen. Auch hatte er sich der Bestrafung entzogen. Aber der Erleuchtete war bereit, dies alles zu vergessen, wenn EVOLO reumütig heimkehren würde.
EVOLO kannte nur wenige Orte, an denen sich sein Herr aufhalten würde. Das eigentliche Ziel hatte er aus seinem Bewusstsein gelöscht. Dort brauchte der Erleuchtete nicht nachzusehen. Daher konzentrierte er sich ganz auf Vergatsynn.
Die unbegreiflichen Sinne des ehemaligen Juwels von Alkordoom tasteten sich in die Weiten von Manam-Turu. Sie horchten auf ein Echo EVOLOS. Je weiter der Erleuchtete suchte, desto deutlicher spürte er, wie ihn etwas übermannen wollte. Er ging davon aus, dass dies nur EVOLO sein konnte. Er kam diesem Drängen entgegen und ...
... die Bilder der Vergangenheit! Das Drängen war etwas anderes, aber es rief Erinnerungen wach. Das Verlangen des Echos dort draußen war teilweise identisch mit diesen Zerrbildern, die in Fragmenten auf ihn einstürmten.
Da war etwas, was EVOLOS Ausstrahlung ähnelte, aber es war nicht EVOLO.
Der Erleuchtete versuchte zu erkennen, um was es sich handelte. Es war jetzt da, und es existierte in der Vergangenheit. Es war so alt wie er selbst – oder fast so alt. Es war rätselhaft, verschwommen, nicht greifbar.
Ein Planet. Verga war sein Name. Ein Einseitendreher, die einzige Welt einer stolzen Sonne. Eine Hemisphäre lag in ewiger Nacht, die andere erstrahlte im Licht des lebenspendenden Sterns. Aber auch auf der ewigen Nachthälfte herrschte Leben. Es war das gleiche Leben wie auf der hellen Tagseite, nein, es hatte nur den gleichen Ursprung. Es war doch anders.
Der Erleuchtete erkannte das Leben der Nachtseite. Es war riesig und körperlich, aber es schickte sich an, den Multikörper zu verlassen und etwas anderes zu werden.
Das Leben hieß Vergalo.
Das Leben war er einmal gewesen!
Er erschauderte bei dieser Erkenntnis und unterband alle Bilder. Aber das unbewusste Drängen aus den Weiten Manam-Turus blieb.
Der Erleuchtete tastete sich weiter in die Sterneninsel und ihre Dunkelheit. Er entdeckte unzählige winzige Fenster, kleine Lichter – die bewohnten Welten Manam-Turus. Er spürte die Abermilliarden Impulse aus den Lebewesen, die diesen Lichtern ihre Farbe gaben.
EVOLO würde nach seinem Willen diese Farben verändern! Es würde nur noch eine Farbe der Lichter in der Zukunft geben – EVOLOS Farbe!
Sie würden alle verlieren, diese Lichter, egal ob er jemals EVOLO wieder unter seine Kontrolle bekommen würde oder nicht.
Aber mit solchen Gedanken wollte er sich nicht trösten. Er wollte EVOLO finden!
Die Erinnerung an Vergalo überwältigte ihn wieder. Der Erleuchtete sah sich als ein Konglomerat aus Milliarden Körpern, die sich anschickten, eben diese Körper in einem einmaligen Akt der Verwandlung aufzugeben. Er erkannte auch, warum Vergalo das tat. Es galt, mächtiger zu werden als die andere Hälfte des Planeten Verga, denn diese beabsichtigte, ihn zu unterwerfen.
Befrieden! So nannte das Wesen der Tagseite diesen Vorgang. Der Erleuchtete legte weitere Erinnerungen an diese längst vergangene Zeit in sich frei. Er amüsierte sich über die andere Hälfte Vergas und über deren sinnlosen Versuch.
Die andere Hälfte! Es durchzuckte ihn bei der Erkenntnis, dass sie ganz entfernt etwas mit EVOLO gemeinsam hatte. Sie hatte auch einen Namen in der Vergangenheit.
Sie hieß Verga-Ray.
Sie war ein Multiwesen wie Vergalo, aber unsagbar einfältig und dumm. Verga-Ray liebte die Träume, die harmlosen Leidenschaften, den Schöngeist, die Beschaulichkeit des Daseins.
Der Erleuchtete amüsierte sich weiter, denn Verga-Ray spielte nur mit seinen Fähigkeiten. Er setzte sie nicht ein, um seine Macht zu festigen.
Verga-Ray lieferte die Idee, die Idee, etwas zu bauen, das mächtiger werden würde als Vergalo und Verga-Ray gemeinsam – EVOLO.
Die Erinnerungen waren verschwommen. Der Erleuchtete versuchte, sie wieder zu verdrängen, um sich auf das Heute und den entstandenen EVOLO zu konzentrieren, aber das vage Echo aus Manam-Turu verhinderte das. Es ließ ihn noch einmal Fragmente der Vergangenheit erleben.
Der Sieg über Verga-Ray vollzog sich schnell, denn dieses Wesen wehrte sich kaum. Es verstand nicht einmal richtig, als Vergalo es aufsaugte. Nun gehörte der ganze Planet ihm allein.
Aber das war nur der Anfang.
Um das zu bauen, was allein das Universum beherrschen konnte, reichte die ganze Substanz des neuen Vergalo nicht aus. Er brauchte mehr, viel mehr. Psionische Substanz allein, zusammengesetzt aus unzähligen winzigen Bestandteilen, sorgfältig ausgesucht und in einem schier ewigen Prozess zusammengeschmolzen – so sah die Lösung aus. Eine ganze Evolution musste nachvollzogen werden. Eine einzelne Galaxis reichte mit ihren Abermilliarden Lebewesen nicht dafür aus.
Die Kontaktzelle strahlte ein heftiges Signal ab und unterbrach die traumartigen Erinnerungen für einen Moment. Der Erleuchtete negierte die Zeichen der Kontaktzelle, denn sie waren jetzt unwichtig. Die kurze Loslösung aus dem Traum der Erinnerung hatte ihm eine ganz wesentliche Erkenntnis vermittelt.
Er musste diese Erinnerungen nachvollziehen, um EVOLO zu entdecken! Die Träume standen in einem direkten Zusammenhang mit seiner Suche. Was ihm anfangs als lästig erschienen war, präsentierte sich nun als zwingende Notwendigkeit. Da spielte ein Signal der Kontaktzelle keine Rolle.
Er kapselte sich wieder von seiner unmittelbaren Umgebung ab und ließ seinen Sinnen draußen in Manam-Turu freien Lauf. Das seltsame Echo aus der Gegenwart, das sich mit dem seiner verschollenen Erinnerungen vermischte, war noch immer da. Es stand unverrückbar an einer Stelle. Es war gut getarnt. Ohne die teilweise Übereinstimmung mit den Träumen der Erinnerung hätte der Erleuchtete es nie entdeckt.
Er versuchte, das Bild des Echos zu erfassen, aber es kam nur ein verschwommener Begriff zu ihm herüber.
Ver-Gu-Ray?
Der Name ergab keinen besonderen Sinn, aber er löste dennoch eine weitere Hülle der verschollenen Erinnerungen.
Der Erleuchtete sah sich in der Vergangenheit, wie er als Vergalo die Galaxis Manam-Turu verlassen wollte. Die Bilder waren unklar, und sie schienen nicht dem exakten Zeitablauf zu entsprechen. Sie blieben Fragmente, Bruchstücke, verworrene Signale.
Sein Ziel war Alkordoom, eine Galaxis, die im Gegensatz zu Manam-Turu voller Leben und damit voller Psi-Potenziale war. Die Vorbereitungen für die lange Reise waren abgeschlossen. Sein Teilplan für die ersten Schritte zum Bau EVOLOS stand fest. Er würde sich Alkordoom aus dem sicheren Hort des Zentrums untertan machen. Er würde keine direkte Macht ausüben, aber seine bevollmächtigten Diener, die Facetten, dazu bringen, ihm regelmäßig Tribute – Psi-Potenziale – zu zollen.
Er wollte abreisen, aber etwas stellte sich ihm in den Weg. Die Mächte jenseits des Diesseits hatten von seinem Plan erfahren. Aber die fürchtete er nicht, denn EVOLO würde im späten Stadium seiner Reife auch vor den Übergängen ins Jenseits nicht haltmachen.
Nach seinen Erfahrungen waren die Kosmokraten, wie sich die Mächte des Jenseits gern nennen ließen, zu selbstgefällig, um wirklich nachhaltig wirken zu können. Sie heuerten sich Helfer, Diener, Beauftragte oder Bevollmächtigte an, die jedoch nicht aus ihrer Daseinsebene stammten. Und diese Vasallen brauchte ein Vergalo nicht zu fürchten.
Aber waren es wirklich diese Kosmokraten, die ihn an der Reise nach Alkordoom hindern wollten? Er war sich nicht sicher. Da existierten mehrere Faktoren, die ihn hemmten.
Der Erleuchtete kehrte kurz in seine gedankliche Gegenwart zurück. Die Bilder der verschollenen Vergangenheit und die des aktuellen Geschehens ähnelten sich auch in diesem Punkt. Mehrere Machtfaktoren behinderten ihn auch jetzt. Und einer davon war dieser Beauftragte der Kosmokraten, der sich Atlan nannte.
Ein anderes Erinnerungsfragment drang auf ihn ein. Es lag zeitlich vor seinem Wechsel in die Kugelgalaxis Alkordoom. Ein Ritter der Tiefe, ein Knecht der Kosmokraten, stellte sich Vergalo in den Weg. Den Ritter, Hartmann vom Silberstern, konnte er besiegen, aber seine Orbiterin, ein ehemals unscheinbares Wesen, widersetzte sich allen Angriffen. Eine neue Gefahr entstand – Anima!
Diese Anima existierte noch heute! Kam von ihr das seltsame Echo aus den Fernen Manam-Turus? Nein, sagte sich der Erleuchtete. Da gab es keine Ähnlichkeit.
Seine Träume wanderten wieder zeitlich zurück an jenen Punkt, an dem er Manam-Turu verlassen wollte, um in Alkordoom das Reich der Psi-Potenziale aufzubauen. Da war auch wieder das Echo der Gegenwart. Es war nahezu identisch mit dem der Vergangenheit, das ihn an diesem Ortswechsel hindern wollte.
Die Identifizierung in den Träumen der verschollenen Erinnerungen war fast unmöglich. Er erkannte nur, dass dieser lebende Reflex aus ihm selbst herauskam. Es konnte sich also schlecht um etwas handeln, das die Kosmokraten angeheuert hatten.
Der Erleuchtete konzentrierte sich ganz auf das verwaschene Echo aus den Tiefen Manam-Turus. Und er erkannte es ...
... Verga Ray ... Ver-Gu-Ray ... Guray ...
*
Er setzte zum Sprung über den kosmischen Abgrund zwischen Manam-Turu und Alkordoom an. Er kämpfte gegen das, was sich in ihm wehrte, was hier in der Heimatgalaxis verbleiben wollte. Er ließ den Widersacher zerren und ziehen, ächzen und kämpfen, aber er gab nicht nach. Schließlich drohte ihn der Absorbierte in einer Verzweiflungstat zu übermannen. Aber Vergalo war auf diesen Fall vorbereitet.
Er sammelte blitzschnell die verbliebenen Komponenten Verga-Rays oder Ver-Gu-Rays und stieß sie ab. Sie rasten den halben Weg zurück zu einem unbedeutenden Planeten Manam-Turus, wo sie erschöpft und demoralisiert zu Boden sanken.
Vergalo war den Quälgeist in seinem Innern, den Torso des ehemaligen Verga-Rays, endgültig los. Er schenkte ihm keine Beachtung mehr und setzte seinen Weg nach Alkordoom fort.
Der Erleuchtete kehrte in die gedankliche Gegenwart zurück. Die Signale der körpereigenen Kontaktzelle spielten noch immer verrückt, aber er weigerte sich noch jetzt, auf sie einzugehen.
Guray, der Abgespaltene, der aus dem Verga-Ray Hervorgegangene, existierte also noch immer. Er hatte es oft gespürt, aber dieser Tatsache keine Bedeutung beigemessen. Er hatte es nicht glauben wollen.
Guray war unwichtig gewesen, denn der Erleuchtete wusste, dass er für ihn keinen Gegner darstellte, sondern nur ein verträumtes irregeleitetes Restwesen. Diese Ansicht musste er nun zumindest teilweise ändern.
Das Fragmentwesen galt zwar immer noch als harmlos, aber aus seinem ursprünglichen Geist stammte die Idee zum Bau EVOLOS. Es mochte damals nur Gedankenspielerei gewesen sein, aber das war nicht entscheidend. Guray oder Verga-Ray hätte nie ein Geschöpf wie EVOLO wirklich gebaut. In Guray lebte aber noch heute dieser Gedanke. Und das war der entscheidende Faktor!
EVOLO würde in der Lage sein, diese geistige Verwandtschaft zwischen sich selbst und Guray zu erkennen! Der Erleuchtete musste daher ins Kalkül ziehen, dass EVOLO sich von Guray angezogen fühlte. Er würde, sobald ihn der Trieb zu seinem Herrn befiel, von Gurays Welt angezogen werden.
Er selbst hatte sich von dieser geistigen Bindung zunächst täuschen lassen und in Guray EVOLO vermutet. Er hatte den Irrtum frühzeitig genug erkannt. Die freigelegten Erinnerungen an die Vergangenheit hatten ihm sogar geholfen, dieses vage Ziel EVOLOS zu bestimmen.
Aber es gab noch andere Zielpunkte. Das galt vor allem für Vergatsynn. Der Erleuchtete beschloss daher, seinen Aufenthaltsort nicht zu wechseln.
Er schaltete eine Verbindung zu einem kleinen Stützpunkt und beauftragte die dortige Traykon-Zentralrobotik, Wachkommandos in Richtung von Gurays Welt auszusenden, um nähere Informationen zu bekommen.
Es dauerte nicht lange, bis die ersten Berichte eingingen. Sie enthielten fraglos nur Realitäten, aber diese deckten sich nicht in allen Punkten mit den verschwommenen Erinnerungen, die jüngst im Erleuchteten freigelegt worden waren. Der Mächtige erkannte, dass seine unterbewusste Komponente ihm ein paar Streiche gespielt hatte.
Gurays Welt wurde nun Barquass genannt. Und Barquass war nichts anderes als jener Planet Verga der Vergangenheit. Die kümmerlichen Reste seines ehemaligen Völkerpartners hatten sich also auf die Heimatwelt zurückgezogen und deren Bild fast vollkommen verändert. Barquass glich nun einem eher normalen Planeten als einem Einseitendreher.
Mit dieser Erkenntnis tastete sich der Erleuchtete noch einmal nach Gurays Welt. Er ließ deren Fluidum auf sich wirken und auf seine verschütteten Erinnerungen.
Wieder tauchten Bildfragmente auf, doch diesmal waren diese deutlicher. Er sah den Ritter Hartmann vom Silberstern. Er sah Anima. Er erlebte den Kampf mit Guray noch einmal, aber er konnte ihn nicht exakt zeitlich einordnen. Für ihn zählte auch nur das Resultat, der hilflose und geschundene und von endlosen Ängsten geplagte Guray.
Nein, eine Gefahr verkörperte dieses Wesen nicht. Aber es war ein Pol, der EVOLO anziehen konnte.
Der Erleuchtete zeigte sich geduldig. Er wusste nun, dass Guray ihn mehr als alles andere fürchtete. Und das gefiel ihm.
Sein Warten wurde belohnt.
Gurays verschwommene Echos veränderten sich plötzlich. Auf Barquass geschah etwas. Der Erleuchtete streckte seine körperlosen Fühler aus, um das Geschehen zu verstehen. Er spürte Impulse Animas und Gurays. Und die eines anderen mächtigen Wesens, das sich perfekt tarnte.
Er erkannte das suchende Drängen dieses Fremden, der sich Barquass voller Sehnsucht und Neugier näherte. Das suchende Wesen begann, den Planeten Gurays langsam einzuhüllen. Es tastete sich an dessen Echo heran und fuhr dann plötzlich zurück. Der Erleuchtete stand vor einem Rätsel.
Er versuchte, den Unbekannten mit seinen Fühlern zu verstehen, aber er stieß nur auf Unsicherheit, die sich vor allem abkapselte, auf Enttäuschung, die neue Sehnsüchte weckte, und auf einen unbändigen Lebenswillen, der ihn entfernt an seinen eigenen erinnerte.
Ja, ganz plötzlich vermeinte, dass er sich selbst berührt hatte.
Spielten ihm die Fragmentbilder der verschütteten Vergangenheit wieder einen Streich?
Nein! Das war Realität!
Wer oder was war dann aber dieses Fremde? Ein neuer Vorkämpfer der Kosmokraten? Ein Reflex Animas? Anima selbst?
Er suchte und fand, dass alle diese Vermutungen nicht stimmen konnten. Aber er entdeckte bei dieser Suche Anima. Sie war friedlicher und ahnungsloser denn je. Sie stellte keine Gefahr dar.
Das fremdartige und bestens getarnte Etwas wandte sich nun schnell von Guray ab. Es schien dem Erleuchteten, dass dieses Wesen floh. Ja, es floh und suchte weiter.
Der Erleuchtete versuchte, seine Spur festzuhalten und ihr zu folgen, aber dieser Versuch misslang. Der Unbekannte war stärker und perfekter. Er entschwand ohne Echo.
Enttäuscht zog sich der Erleuchtete in sich selbst zurück. Er dachte nach, aber er fand keine Lösung für die beobachteten Ereignisse. Sein Zorn auf EVOLO gewann wieder neuen Nährboden.
Er gab EVOLO alle Schuld und wies diese gleichzeitig von sich weg.
Er fasste noch einmal nach dem Reflex Gurays, aber von Barquass war nichts mehr zu spüren. Guray und die, die bei ihm weilten, hatten sich von der Umwelt abgekapselt.
Wieder gab die Kontaktzelle heftige Signale. Und diesmal aktivierte der Erleuchtete den Kanal.
Zu seiner Überraschung handelte es sich um das Traykon-Zentralgehirn der Geheimwelt Verga-Pre, der Stätte der Roboterproduktion. Der Erleuchtete erkannte, dass diese Welt kein Geheimnis mehr war. Und er hörte von der Robotik, wer hier anwesend war, Atlan mit seiner STERNSCHNUPPE, ein Ligride mit einem mittleren Raumschiff und ...
Dem Erleuchteten wurde schlagartig bewusst, wie es zu diesem Verrat gekommen war, denn der Dritte im Bunde war sein Diener Dharys!
Er versuchte, diesen zu rufen, aber wieder musste er einsehen, dass er nicht mehr alle Dinge kontrollierte.
»Warnen und sofort vernichten!«, befahl er dem Zentralrobot von Verga-Pre.
Dann beobachtete er nur noch.
Das Geschehen entwickelte sich nicht in seinem Sinn, denn die STERNSCHNUPPE und die LJAKJAR widerstanden den Angriffen. Er wollte gerade den Befehl für den Einsatz der ultimaten Waffe geben, als er den Reflex verspürte, der in der Nähe von Verga-Pre aus dem Nichts entstand.
Er kannte dieses Echo. Es war das Wesen, das Barquass-Verga einen kurzen Besuch abgestattet hatte! Und diesmal zeigte sich der Fremde etwas deutlicher, was nicht nur an der geringeren Entfernung lag.
Der Erleuchtete geriet in Panik. Hier ging etwas nicht mit rechten Dingen zu. Das Echo gehörte ihm, aber er war es nicht.
Oder? Er war es, aber er war anders. In ihm lebten neue Psi-Impulse, ein ganz beachtliches Potenzial, das er irgendwo auf seiner kurzen Reise gefunden und aufgenommen hatte.
Er war nun wirklich komplett.
Verga-Pre war verloren. Atlan und Dharys flohen. Der Erleuchtete kümmerte sich nicht darum. Zu tief saß ihm der Schock in seinen körperlosen Gliedern.
Die Macht, die er demonstrierte, bewies, dass es sehr schwer werden würde, ihn wieder unter seine Kontrolle zu bekommen. In der entscheidenden Phase seines Werdens hatte er sich das selbst besorgt, was der Erleuchtete in weiser Voraussicht zurückgehalten hatte.
Der Teil in ihm starb, der die Bindung halten sollte. Die Macht, die er nun ausstrahlte, war trotz seiner fehlenden Erfahrung so groß, dass auf dem Weg der gefühlsmäßigen Bindung nichts mehr zu erreichen war.
Der Erleuchtete musste einen anderen Weg gehen, um ihn wieder in seinen Bann zu schlagen.
Ihn!
EVOLO!