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Vorwort

Wenn Schule ein Gegenstand wissenschaftlichen Interesses wird, so ist das in gewisser Hinsicht paradox: Denn Schule ist in modernen Gesellschaften selbst diejenige Institution, welche die Grundlagen dafür heranbildet, wissenschaftlich zu arbeiten. Zumindest der Idee nach und zumindest für einen gewissen Teil der Absolventen der Schule ist methodisches Vorgehen, systematische Quellensuche und kritisches Nachfragen tatsächliches Lernziel.

Anders aber als typische Gegenstände von Wissenschaft – Milliarden Lichtjahre entfernte Galaxien, die Sonette Shakespeares oder antike Tempelbaukunst, all dies Objekte, die sich durch eine große Distanz zu unserer Lebenswelt auszeichnen – ist die Schule ein Phänomen, mit dem uns eine große Nähe verbindet, eine langjährige Routine, gute wie schlechte Erlebnisse, welche uns womöglich nur zum Teil bewusst sind. Wissenschaftlich gesehen ist dies aber ein Problem: Übergroße Nähe erschwert die Übersicht; und gerade die Tatsache, dass wir alle Schule erlebt haben, verführt zu vorschnellen Hypothesen über Eigenart, Funktion oder Struktur dieser Institution.

Wer aber braucht eine Theorie der Schule?

Eine Theorie der Schule stellt für alle an Schule Beteiligten – außer Lehrerinnen und Lehrern auch Schülerinnen und Schüler, Eltern, politisch Aktive, nicht zuletzt auch Wissenschaftlern – die Möglichkeit dar, sich über die Institution, deren Funktion bzw. Position in der Gesellschaft, ihre geschichtliche Entwicklung und ihre Bedeutung für die individuelle Biografie klar zu werden und damit in konkreten Konfliktsituationen Distanz für eine rationale Argumentation zu gewinnen.

Dieser Band soll hierzu eine Einführung, nicht weniger und nicht mehr, darstellen. Wir haben uns bemüht, das breite Spektrum an Theorien über Schule zu zeigen, und dabei, soweit es der knappe Umfang des Bandes zugelassen hat, möglichst häufig die jeweiligen Autoren sprechen zu lassen. Es würde uns freuen, damit die zur Reflexion nötige Distanz zur eigenen Schulzeit geschaffen und eine Anregung zum eigenen Weiterlesen und Weiterdenken von Schule und ihrer Theorie – in den Worten Ernst Blochs, eine Verführung „zum aufrechten Gang“ – geleistet zu haben.

Heidelberg, Juni 2008

Hans-Peter Gerstner Martin Wetz

Einführung in die Theorie der Schule

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