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Bonifatius – der Apostel der Deutschen

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Gegen Ende des 7. Jahrhunderts war dem fränkischen Hessen eine neue Bedrohung erwachsen. Um 690 hatten die benachbarten Sachsen das Diemelgebiet unter ihre Kontrolle gebracht und unternahmen immer wieder Vorstöße in das östliche Grenzland des Frankenreichs. Der schmalen fränkischen Oberschicht fiel es zu, die Angriffe abzuwehren und die Herrschaftsstrukturen zu festigen. Dazu bot sich u. a. der christliche Glaube als einigendes Band an. Zwar missionierten die Bischöfe von Worms, Mainz und Trier schon länger in den Gebieten östlich des Rheins, dennoch hing die Bevölkerung in weiten Teilen ihren überkommenen nicht-christlichen Bräuchen weiterhin an.

Die entscheidende Wende brachte ein angelsächsischer Missionar, der zwischen 672 und 675 im englischen Wessex geboren worden war. Ursprünglich hieß er Winfried oder Winfryth. 719 erhielt er von Papst Gregor II. jedoch den Namen Bonifatius und den Auftrag, unter den Franken zu missionieren. Bonifatius erkannte schnell, dass es mit der fränkischen Kirchenorganisation nicht zum Besten stand. Hier setzten seine Reformbemühungen an. Und er hatte noch ein weiteres, sehr viel größeres Ziel. Er wollte zum erfolgreichen Mittler zwischen dem Papst und dem fränkischen Königtum werden. Das ist ihm zwar gelungen, aber doch auf andere Weise, als er es sich erhofft hatte. So verfolgte er mit Argwohn am Ende seines Lebens, wie der Papst den Staatsstreich von Pippin dem Jüngeren seinen kirchlichen Segen erteilte.


Bonifatius beim Fällen der Donareiche

721 war Bonifatius nach Hessen gekommen und hatte seine Missionstätigkeit in der fränkischen Festung Amöneburg begonnen. 723 fällte er die dem Gott Donar geweihte Eiche bei Geismar. Ob er das selbst getan hat oder ob er fällen ließ, spielt dabei keine Rolle. Wichtiger ist, dass eine fränkische Garnison bereitstand, um ihn notfalls zu schützen. Aus dem Holz der Eiche ließ er im nahen Fritzlar eine kleine Kirche bauen. 725 dehnte er seine Missionstätigkeit auch auf das benachbarte Thüringen aus. 732 wurde er zum Erzbischof ernannt und durfte nun selbst Bischöfe weihen und Bistümer einrichten. Als Sitz seines ersten Bistums in Hessen wählte er 741 die fränkische Festung Büraburg, ganz in der Nähe des Ortes, an dem er die Donareiche gefällt hatte.

Sein Versuch, die östlichen Bistümer in einer Kirchenprovinz unter seiner Leitung zusammenzufassen, scheiterte allerdings. Bonifatius wurde mit dem Titel eines »päpstlichen Legaten für das deutsche Missionsgebiet« und dem Bistum Mainz abgefunden, in das er Büraburg eingliederte. Im hohen Alter von etwa 80 Jahren brach er noch einmal auf eine Missionsreise zu den Friesen auf. In Dokkum wurde er am 5. Juni 754 gemeinsam mit seinen Gefährten von Friesen überfallen und erschlagen, die gemäß neueren Untersuchungen wohl den alten nicht-christlichen Kulten anhingen. Die Angreifer wussten demnach, mit wem sie es zu tun hatten. Ein gezieltes Attentat erscheint somit wahrscheinlich. Der besondere Wunsch von Bonifatius war es gewesen, in seinem Lieblingskloster Fulda begraben zu werden. So geschah es auch. Sein Schüler Sturmius hatte das Kloster 744 in einer »Einöde von ungeheurer Weltverlassenheit« gegründet, wie Bonifatius 751 an Papst Zacharias schrieb. So weltverlassen war der Ort allerdings nicht gewesen, denn er lag an einer wichtigen Wegkreuzung. Archäologische Untersuchungen zeigten, dass dort vorher eine stattliche merowingische Hofanlage gestanden hatte. Nachfolger von Bonifatius auf dem Mainzer Bischofsstuhl wurde sein Schüler und Landsmann Lull, der um 770 in Hersfeld ein weiteres Kloster gründete, weil ihm der Zugriff auf Fulda versagt blieb.


Das Grab des Bonifatius im Fuldaer Dom

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