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Robertiner und Konradiner
ОглавлениеDie Robertiner sind uns bereits begegnet als Gründer des Klosters Lorsch. Sie waren ein mächtiges Adelsgeschlecht, das aus dem westlichen Franken stammte, aber in Südhessen, in der Wetterau und an der Lahn Ländereien besaß. In den Machtkämpfen nach dem Tod Kaiser Ludwigs des Frommen, des Sohns Karls des Großen, im Jahr 840 hatten sie wenig Glück. Nach den langwierigen Auseinandersetzungen unter den Söhnen des verstorbenen Herrschers wurde 843 im Vertrag von Verdun das fränkische Reich geteilt. Ludwig der Deutsche, der Enkel Karls des Großen, erhielt dabei das Ostreich mit Frankfurt als zentralem Ort. Die Robertiner, die sich während der Auseinandersetzungen gegen Ludwig gestellt hatten, verloren darauf ihren Besitz in Hessen. In die Nachfolge der Robertiner traten die Konradiner, deren Kernland um Limburg, Weilburg und Wetzlar lag. Als im Kampf mit den sächsischen Liudolfingern 892 der ostfränkische König Arnulf von Kärnten, ein Enkel Ludwigs des Deutschen, die Oberhand behielt, mussten die Sachsen das Herzogtum Thüringen an die Konradiner abtreten, die nun zu den führenden Geschlechtern des Ostreichs zählten. Welchen Rang sie unterdessen einnahmen, wurde 911 nach dem Tod des gerade achtzehnjährigen Königs Ludwig deutlich, des letzten Karolingers auf dem ostfränkischen Thron. Mit Unterstützung des ihm wohl gesonnenen Mainzer Erzbischofs Hatto wurde der Konradiner Konrad I. zum König gewählt. Dennoch gelang es dem neuen Herrscher nicht, sich im Reich durchzusetzen. Besonders die Sachsen machten ihm das Leben schwer. Schon nach sieben Jahren starb er. Zuvor aber hatte er einen bemerkenswerten Schritt unternommen – wenn man dem sächsischen Geschichtsschreiber Widukind von Corvey glaubt. Auf dem Sterbebett nämlich soll er nicht seinem Bruder die Nachfolge angeboten haben, sondern seinem ärgsten Feind, dem Sachsen Heinrich:
»Wir können Bruder, Truppen und Heere aufbieten und anführen, wir haben Burgen und Waffen nebst den königlichen Insignien und alles, was die königliche Würde erheischt; nur kein Glück und keine Eignung. Das Glück, mein Bruder, samt der herrlichsten Befähigung ist Heinrich zuteilgeworden, die Entscheidung über das Gemeinwesen liegt in der Sachsen Hand. Nimm darum diese Abzeichen, die heilige Lanze, die goldenen Spangen, nebst dem Mantel, das Schwert und die Krone des alten Königs, gehe hin zu Heinrich und mache Friede mit ihm, damit du an ihm für immer einen Verbündeten hast. Denn warum soll das Frankenvolk samt dir vor Heinrich hinsinken? Er wird in Wahrheit König sein und Befehlshaber zahlreicher Heeresaufgebote.«18
Es gibt berechtigte Zweifel, dass sich der Machtwechsel von den Konradinern zu den Sachsen so vollzogen hat. Möglicherweise war es bereits drei Jahre vor dem Tod des Königs zu einer Vereinbarung über die Nachfolge im Reich zwischen Konrad I. und Heinrich, dem Herzog von Sachsen, gekommen. König Konrad I. ist 918 wahrscheinlich in Fulda beigesetzt worden. Dafür spricht ein Eintrag in der Weltchronik des Mönchs Marianus Scotus, der von 1058 bis 1069 im Fuldaer Kloster lebte. König Konrad sei »im Kloster Fulda, beim Kreuzaltar bestattet«19.
Tatsächlich wurde der Sachse Heinrich 919 in Fritzlar als Heinrich I. zum deutschen König erhoben. Die Pfalz in Fritzlar war zu dieser Zeit einer der wichtigsten Aufenthaltsorte deutscher Könige und Kaiser in Nordhessen. Bis weit in das 11. Jahrhundert hinein fanden dort bedeutende Reichs- und Fürstentage, Kirchenversammlungen und Synoden statt.
Wie sein Bruder es gewünscht hatte, standen Heinrich I. und Eberhard, Konrads Bruder und dessen Nachfolger als Herzog der Franken, loyal zueinander. Der Zusammenhalt zeigte sich auch darin, dass 926 der König den Konradiner Hermann zum Herzog von Schwaben erhob.